Underdog Zhang Hong verblüfft die Eislauf-Welt: Erstes Gold für China

Niemand hatte Zhang Hong auf dem Plan, doch die Chinesin überraschte alle. Hong holte das erste Olympia-Gold für ihr Land im Eisschnelllauf.
von  dpa

Niemand hatte Zhang Hong auf dem Plan, doch die Chinesin überraschte alle. Hong holte das erste Olympia-Gold für ihr Land im Eisschnelllauf.

Sotschi  – Überraschungssiegerin Zhang Hong machte einen Luftsprung, Ireen Wüst weinte über das verpassten vierten Olympiasieg. Nobody Zhang Hong hat am Donnerstag in Sotschi das erste Eisschnelllauf-Gold der Olympia-Geschichte für China geholt und in 1:14,02 Minuten über 1000 Meter für die bisher größte Überraschung in der Adler-Arena gesorgt. Für die am Boden zerstörte 3000-Meter-Siegerin Wüst aus den Niederlanden blieb in 1:14,69 nur Silber. Bronze ging ihre Teamkollegin Margot Boer (1:14,90).

Die deutschen Läuferinnen konnten mit den Schnellsten der Welt nicht mithalten. Judith Hesse kämpfte nach ihrer Fehlstart-Tragik über 500 Meter mit Wut im Bauch und erzielte in 1:15,84 Minuten auf Platz elf ihr bestes Olympia-Resultat. Für Monique Angermüller endete der Olympia-Einstieg sogar mit einem Sturz. „Eine Scheiße“, war die erste Reaktion der Berlinerin, die nun ganz auf ihre Spezialstrecke über 1500 Meter hoffen muss. „In der Kurve ist ein Stück rausgebrochen“, sagte sie zu ihrem Missgeschick.

500-Meter-Spezialistin Jenny Wolf kam im endgültig letzten Rennen ihrer olympischen Laufbahn in 1:17,99 auf Platz 25 und ließ immerhin noch Gaby Hirschbichler aus Inzell (1:18,00/26.) hinter sich. Zhang Hong aber verwunderte alle. Ein sechster Platz war bisher ihre beste Weltcup-Platzierung. Zudem musste sie bereits im siebten von 18 Paaren aufs Eis. In 1:14,02 Minuten drückte die 25-Jährige aus dem Eisschnelllauf-Zentrum Harbin jedoch den Bahnrekord der russischen Vorjahrs-Weltmeisterin Olga Fatkulina gleich um 1,42 Sekunden – an diese Marke kam keine der Favoritinnen mehr dran.

Lange unterdrückte sie ihre Emotionen. Erst als das letzte Paar über den Zielstrich fuhr, war die Sensation perfekt. Die Chinesin riss die Arme in die Luft und umarmte alle um sie herum stehenden Trainer und Teamgefährten. Für Ireen Wüst, die fünf Siege in Sotschi ins Auge gefasst hatte, blieben nur Trauer und Enttäuschung. Hemmungslos weinte sie an der Schulter ihres Coaches über Silber. Ihre insgesamt fünfte olympische Medaille wollte sie nicht als Trost ansehen.

Lokalmatadorin Fatkulina, die bei ihrem Heimspiel unbedingt Gold gewinnen wollte, war ebenfalls unzufrieden. Angepeitscht von über 5000 Zuschauern, reichte es für sie nur zu Rang vier, nach dem sie über 500 Meter noch Zweite war. Dabei hatte sie – völlig in Trance - das Publikum und die Millionen TV-Zuschauer ausgeblendet und nach dem Ziel den Reißverschluss ihres engen Laufanzuges bis zum Bauchnabel geöffnet und für Schmunzeln in der ganzen Welt gesorgt. „Erst da wurde mir klar, dass ich gar nichts drunter hatte“, bekannte sie später peinlich berührt.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.