Und Reiner Klimke schaut von oben zu

Die deutsche Vielseitigkeits-Equipe gewinnt in Hongkong vor Australien und England die Gold-Medaille – mit Ingrid Klimke, der Tochter der Dressur-Legende Reiner Klimke.
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HONGKONG - Die deutsche Vielseitigkeits-Equipe gewinnt in Hongkong vor Australien und England die Gold-Medaille – mit Ingrid Klimke, der Tochter der Dressur-Legende Reiner Klimke.

Als sich die Australierin Megan Jones im vorletzten Ritt einen Abwurf leistete, jubelten die deutschen Vielseitigkeits-Reiter schon. Über Gold! Dass auch Hinrich Romeike beim finalen Ritt vier Fehlerpunkte kassierte – egal. Der Triumph des Teams mit Romeike, Ingrid Klimke, Andreas Dibowski (Egestorf) mit Butts Leon, Frank Ostholt (Warendorf) auf Mr. Medicott und Peter Thomsen (Lindewitt) mit The Ghost of Hamish war perfekt. Sie lagen sich alle in den Armen. „Ein toller Tag“, Freude sich Romeike, der vor seinem Auftritt nicht wusste, dass der Sieg schon perfekt war: „Alle hatten die Order, mir nix zu sagen.“ Australien holte sich vor England Silber.

Für die deutschen Reiter war der Alptraum Athen damit getilgt. 2004 hatten sie die schon gewonnene Goldmedaille zurückgeben müssen. Weil Bettina Hoy mit ihrem Pferd zweimal die Startlinie überquert hatte, wurde das deutsche Team auf Rang vier zurückgestuft. Nun hat’s geklappt mit dem Mannschafts-Gold. „Es ist eine Genugtuung, uns das wiederzuholen, was man uns weggenommen hat“, sagte Bundestrainer Hans Melzer, „Athen hat uns zu dieser Leistung beflügelt.“ und auch Bettina Hoy erklärte: „Ich bin sehr stolz auf meine Teamkollegen.“ Sie musste auf einen Olympiastart verzichten, weil sich ihr Pferd Ringwood Cockatoo Anfang Juli beim CHIO in Aachen verletzt hat.

Also waren in Hongkong die Protagonisten Hinrich Romeike und Ingrid Klimke, die auch im Einzel vor dem Springen (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) Platz eins und zwei belegten: Romeike, 45-jähriger Zahnarzt aus Moholz bei Rendsburg, Senior der Equipe, ging locker ins Finale. „Mein Pferd Marius und ich haben sehr gut geschlafen, Marius hat richtig geschnarcht, hat mir die Tierpflegerin erzählt.“ Im Parcour waren Reiter und Pferd hellwach. Nur ein Hindernis fiel. Als Belohnung gab’s später für Marius, den Hannoveraner Hengst „Wurzeln, Hafer und ein Rübenschnitzel“, verriet Romeike, den sie in der Reit-Szene nur den „fliegenden Zahnarzt“ nennen.

Ingrid Klimke leistete sich mit ihrem Abraxxas nach einem Abwurf an Hürde elf ebenfalls vier Fehlerpunkte. Die 40-Jährige war trotz des Malheurs „total happy“. Sie hat endlich ihre Olympia-Medaille, eine goldene. Zweimal hatte sie Edelmetall – in Sydney (2000) und Athen (2004) – mit Platz vier hauchdünn verpasst. „Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei“, sagte die Tochter von Dressur-Legende Reiner Klimke, der zwischen 1964 und ’88 bei fünf Olympischen Spielen sechs Goldmedaillen holte. „Jetzt schaut er von oben zu“, sagte Ingrid über ihren Papa, der im August 1999 an einem Herzinfarkt gestorben war. „Natürlich hätte mein Vater es gern gesehen, wenn ich nur Dressur geritten wäre“, meinte sie, „aber ich liebe die Abwechslung.“

Gestern galt Klimkes ganze Konzentration der Gold-Jagd. Doch abseits vom Wettkampf war sie mit den Gedanken oft auch daheim in Münster. Denn ihre Tochter Greta feierte am 10. August sechsten Geburtstag. Und gestern, am Finaltag wurde sie eingeschult. „Es ist sehr schade, dass ich bei diesen Ereignissen nicht dabei sein kann“, sagte Klimke, „aber zum Glück hält meine Mutter zu Hause die Stellung. Sie hat den Kindergeburtstag geschmissen und die Schultüte gekauft.“ Klar, dass Ingrid Klimke die Goldmedaille ihrer Tochter widmet: „Das entschädigt für die Trennung.“

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