TuSEM Essen schon wieder pleite

(dpa) Der Handball-Traditionsklub TuSEM Essen ist zum zweiten Mal pleite. Nach wochenlangem Ringen um das finanzielle Überleben hat der Handball- Bundesligist beim Amtsgericht Antrag auf Insolvenz gestellt.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Essens Trainer Kristof Szargiej  verzweifelt hier an seiner Mannschaft. Der Klub hat jetzt aber ganz andere Sorgen. Essen ist pleite.
Robertodiaz/Augenklick Essens Trainer Kristof Szargiej verzweifelt hier an seiner Mannschaft. Der Klub hat jetzt aber ganz andere Sorgen. Essen ist pleite.

ESSEN - (dpa) Der Handball-Traditionsklub TuSEM Essen ist zum zweiten Mal pleite. Nach wochenlangem Ringen um das finanzielle Überleben hat der Handball- Bundesligist beim Amtsgericht Antrag auf Insolvenz gestellt.

„Es gab nur diese Lösung für diese Situation“, erklärte Geschäftsführer Niels Ellwanger am Dienstag. Nach seinen Angaben haben sich beim dreimaligen deutschen Meister und dreifachen Europacup-Gewinner Schulden von 1,5 Millionen Euro angesammelt, davon eine Million Euro an kurzfristigen Verbindlichkeiten. Der TuSEM, der bereits 2005 erstmals Insolvenz anmelden musste, will den Spielbetrieb trotz der Notlage bis zum Saisonende aufrechterhalten.

„Es hat sich ein riesiger Schuldenberg aufgetürmt, der uns zu erschlagen drohte“, sagte Michael Keusgen, Mitglied der neuen TuSEM- Geschäftsführung. Allein in diesem Jahr hätte es pro Monat eine Unterdeckung von 100 000 Euro gegeben. Das Insolvenzverfahren will der Club laut Antrag in Eigenverwaltung bewältigen. „Für den in dieser Situation nicht Bewanderten hört sich dieser Schritt zunächst nach Kapitulation an: Das Gegenteil ist der Fall“, hieß es dazu in einer Mitteilung. Ziel ist es, nach dem Zwangsabstieg in der 2. Liga einen Neuanfang zu schaffen.

„Nach unseren Regeln steht damit TuSEM Essen als erster Absteiger fest“, erklärte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball- Bundesliga (HBL). „Für die Liga bedeutet die Insolvenz einen großen Image- und Vertrauensverlust. Das hätten wir alle gern vermieden.“ Als Gründe für die ausweglose Finanznot nannte er Missmanagement des Vereins und eine Kostenspirale, in die der Handball nach einem abebbenden Boom geraten sei. „Dies hat zu hohem Kostendruck auch durch hohe Spielergehälter geführt, dem immer weniger Einnahmen gegenüberstehen“, sagte Bohmann. Ähnlich sieht es Bob Hanning, Manager der Füchse Berlin: „Die Schraube ist überdreht.“

Schließlich ist binnen kurzer Zeit bereits der zweite Erstligist in Finanznot geraten. Erst Mitte September konnte die HSG Nordhorn einer Insolvenz und der Einstellung des Bundesliga-Spielbetriebs nur dank einer Finanzspritze der Städte Nordhorn und Lingen knapp entrinnen. Dass ein sorgfältigeres Lizenzierungsverfahren seitens der HBL diese ökonomischen Schieflagen hätte verhindern können, weist Bohmann zurück: „So ein Verfahren kann Risiken vermindern, nicht vermeiden.“ Im Fall Essen zweifle man daran, dass „alle Angaben für die Erteilung der Lizenz richtig gemacht“ worden seien. Der abgelöste TuSEM-Geschäftsführer Horst-Gerhard Edelmeier hatte dies bestritten.

Dass TuSEM Essen den Spielbetrieb bis zum Ende der Saison fortsetzen will, sieht die HBL nicht nur mit Erleichterung. „Sie werden es nur mit massivem Kostendruck schaffen – und ob da die Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten werden kann, muss man sehen“, sagte Bohmann. Die neu gegründete Gesellschaft „TuSEM Freunde und Gönner GBR“ will gegebenenfalls entstehende kurzfristige Finanzierungslücken schließen. Offen ist, inwieweit die Mannschaft zusammenbleiben wird. „Es gibt Gespräche, aber noch keine klaren Ansagen“, sagte Ellwanger. Das nächste Spiel bestreitet Essen am Sonntag beim VfL Gummersbach.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.