"Zurück ins Stadtviertel": Der TSV 1860 hat jetzt mit dem Bamboleo eine eigene Kneipe in Giesing

Giesing - Als 2023 das Riffraff schloss und kurz darauf auch noch der Trepperlwirt, war die Trauer in Giesing groß. Wo sollte das enden für die Löwenfans, für die Freunde der Stüberlkultur, mit der Gentrifizierung im alten Arbeiterviertel?
Auf all das gibt der TSV 1860 selbst nun eine überzeugende Antwort, die Ehrenamtler des Vereins und nicht die Profifußballfirma. An diesem Wochenende hat das Bamboleo, das zuletzt schon gelegentlich an Spieltagen Bier verkaufte, erstmals regulär geöffnet, ein Vereinsheim, das so viel mehr werden könnte als ein klassisches Vereinsheim.
Aus dem Riffraff wird das Bamboleo: Der TSV 1860 will sich mehr für die Giesinger öffnen
Die Sechzger haben das ehemalige Riffraff in den vergangenen Monaten umgebaut, mit ganz viel ehrenamtlicher Hilfe natürlich, von den "Kreativen für Sechzig", von den "Unternehmern für Sechzig", aus der Fanszene. Ganz viel Herzblut steckt schon vor der Eröffnung drin. Der erste Eindruck: Hier ist tatsächlich eine schwierige Gratwanderung gelungen, der Laden ist mit seinen Kneipentischen und seinem Tresen gemütlich – aber doch heller als es das Riffraff mit seinen schwarzen, vollgetagten Wänden war.

Die alten Riffraff-Fans (und zu denen gehörten auch sehr viele jüngere Löwen) hatten gefürchtet, dass aus dem Subkultur-Charme einer Nachtbar etwas zu Glattes, Austauschbares werden könnte. Der TSV 1860 wiederum braucht einen vielfältig nutzbaren Raum, auch für Abteilungen des Breitensportvereins – und will sich bewusst noch mehr für die Giesinger öffnen.
Bald sollen im Bamboleo auch Auswärtsspiele des TSV 1860 gezeigt werden
Herausgekommen ist ein schöner Tresen, vieles ist grün in dem Laden, man kann sich sehr gut vorstellen, wie man hier einen Abend verhockt.

Begeistert ist auch 1860-Präsident Robert Reisinger, als ihn die AZ dieser Tage am Bamboleo trifft. "Das ist eine der schönsten Kneipen in Giesing", sagt er. "Wir haben immer gesagt, dass wir zurück ins Stadtviertel wollen, mehr Präsenz zeigen. Das hier ist eine schöne Symbiose aus Tradition und Moderne, das ist nicht Schickimicki, das ist Sechzig München!" Reisinger betont, dass die Kneipe ein Ort für alle Giesinger werden soll, etwa mit Schafkopfabenden, montags wird ab sofort ein Chor proben, der auch schon im Riffraff war.
Wie verbunden das ganze Projekt schon jetzt mit der Nachbarschaft ist, kann man vor Ort beobachten. Zum Beispiel, wenn man mit Mike Günther vor dem Laden steht, den ständig Passanten grüßen. Günther ist Giesinger und in den Tiefen der Westkurve des Sechzgerstadions verwurzelt. Und: Ab sofort der Barchef im Bamboleo.

Was die Halbe Helles im Bamboleo kosten wird
Er hat im Herrschaftszeiten im Tal gearbeitet, im Alt-Giesing – und jetzt also hier. "Giesing ist bunt, das wollen wir hier auch haben", sagt er über seine Publikumswünsche. Donnerstags bis samstags hat man ab sofort regulär offen, das Helle Hacker-Pschorr kostet 4,20 Euro, ist also nicht ganz billig. Günther begründet das damit, dass man den Giesinger Boazn nicht mit Kampfpreisen das Leben schwer machen wolle.
Bald sollen auch Auswärtsspiele gezeigt werden. Der Name Bamboleo wurde in einer Abstimmung von den Fans selbst gewählt. Löwen erinnert er nicht an ein Lokal auf Mallorca. Sondern an einen Fangesang (Bamboleo/1-8-6-0, oleo), der besonders im Jahr nach der Heimkehr nach Giesing sehr häufig erklang.
Tegernseer Landstraße 96, Donnerstag bis Samstag 18 Uhr bis 1 Uhr und rund um Löwen-Spiele.