Worte von Tor-Debütant Haugen klingen bedrohlich für die kommenden TSV-1860-Gegner

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Als Sigurd Haugen das erlösende erste Saisontor für den TSV 1860 geglückt war, breitete er die Arme aus, lief zu Passgeber Florian Niederlechner und posierte mit ihm freudestrahlend vor der Westkurve im Grünwalder Stadion.
Ja, die norwegische Neuerwerbung der Giesinger hatte und hat noch Anpassungsschwierigkeiten, aber am letzten Samstag beim 3:1-Euphorieverstärker gegen den VfL Osnabrück waren auch Tendenzen dafür zu sehen, dass Haugen die perfekte Ergänzung zum Herzenslöwen-Duo Kevin Volland und Niederlechner sein kann.
"Das tut auch dem Sigi gut, er hat schon ein paar Dinger gehabt", wertete Volland und der Erwähnte stimmte zu: "Über dieses erste Tor bin ich wirklich glücklich." Denn es liegt nun mal in der Natur der Stürmer, dass Erfolgserlebnisse in Form der harten Tor-Währung das Gemüt beruhigen und Motivation wie Selbstvertrauen heben. Insofern könnte die Haugens blaue Treffer-Premiere ein Startschuss gewesen sein.
Erst "ein bisschen abgetaucht", aber "das dritte Tor hat er sehr clever gemacht"
Darauf deutete auch die Einschätzung von Trainer Patrick Glöckner hin. "Er kann noch viel, viel mehr", sagte der 48-Jährige: "In der ersten Halbzeit ist er ein bisschen abgetaucht, hat nicht viele gelungene Aktionen gehabt."

Das änderte sich, als Niederlechner und Manuel Pfeifer über links kombinierten und Haugen beim Querpass für das 3:0 zur Stelle war. "Das dritte Tor hat er sehr clever gemacht", lobte auch der Coach die Aktion und den geschickten Laufweg des 28-Jährigen, der aus Haugesund stammt, das an der Küste zwischen Stavanger und Bergen liegt.
Der Norden war bislang auch sein fußballerisches Zuhause, südlicher als beim damaligen belgischen Zweiligisten Union Saint-Gilloise (2019/20) spielte er vor dem Engagement bei den Löwen nie. Was in Haugens Vita auch ins Auge sticht: Er hat bereits zwei Aufstiege erlebt. Diese Erfahrung könnte ja noch wichtig werden im Verlauf dieser Drittliga-Saison, seiner zweiten in Deutschland nach der Spielzeit bei Hansa Rostock.
"Der deutsche Fußball ist fantastisch, das war wunderbar"
Und weil Haugen neben dem norwegischen und belgischen auch schon das dänische und niederländische Publikum erlebte, bedeutet es etwas, wenn er die Atmosphäre vom Heimauftakt auf Giesings Höhen so genossen hat. "Der deutsche Fußball ist fantastisch, das war wunderbar", sagte er.
Zumal, wenn einer in der glücklichen Lage ist, Mitspieler vom Schlage des Duos "Volllechner" um sich herum zu haben. Man darf davon ausgehen, dass auch Zuspiele in die Tiefe, wie zweimal von Volland vorgeführt, bald zum Erfolg und nicht nur zu Chancen führen, wenn die Kombination aus Haugens Timing und Tempo besser abgestimmt ist auf die Angriffsidee der Sechzger.
"Als Team haben wir noch genügend Arbeit, aber es ist früh in der Saison", befand Haugen, der die Schwächephase der Löwen gegen Ende auf die Faktoren Hitze und Spielstand zurückführte.
Es drängt sich da fast der Eindruck auf, dass den kommenden Gegnern wie Alemannia Aachen (23. August) angst und bange werden muss, wenn dieses Sechzig nach vier Punkten aus zwei Spielen so einmütig vom Verbesserungspotenzial spricht. Denn Haugen steht mit diesem Urteil nicht allein.
Werner über Haugen: "Inbegriff dessen, was wir uns an Löwen-Tugenden vorstellen"
"Wir haben sechs neue Spieler integriert, das braucht ein bisschen Zeit", findet etwa Glöckner, der zudem konkretisierte, wo er von Haugen eine Steigerung erwartet. "Wir wünschen uns, dass er der Mannschaft nicht nur mit Toren hilft, sondern auch mit Ballaktionen: Bälle festzumachen, Bälle zu verteilen, gute Laufwege anzubieten, um aus dem Druck herauszukommen. Aber da sind wir im Prozess."
Und wenn dieser Prozess dorthin führt, wo er soll, wird Sigurd Haugen weitere Aufmerksamkeit und Schlagzeilen erhalten. Denn, man erinnere sich, die Verkündung seiner Verpflichtung ging unter im Getöse um den vermeintlichen Investorendeal, der am Ende zur Reise nach Absurdistan geriet und gestoppt wurde.
Daher sei auf die damalige Einschätzung von Sechzigs Sportchef verwiesen. "Sigurd", kommentierte Christian Werner, "ist der Inbegriff dessen, was wir uns an Löwen-Tugenden vorstellen und war daher der absolute Wunschkandidat."
Gegen Osnabrück hat er begonnen, diese Vorschusslorbeeren mit Taten zu unterfüttern.