Wolf krempelt sein Löwen-Rudel um
Der Übergangscoach Uwe Wolf komplettiert bei 1860 das Triumvirat der Schönwetter-Rhetoriker.
MÜNCHEN Der Kurswechsel beim Löwen darf als vollbracht angesehen werden. Zumindest die Zeit, als die Verantwortlichen beim TSV 1860 durch sachlich-nüchterne Aussagen auffielen, scheint spätestens seit der Beförderung von Uwe Wolf zum Cheftrainer der Vergangenheit anzugehören.
Wolf gleicht in seinem Hang zu markigen Sprüchen frappierend dem neuen Sportdirektor Miroslav Stevic und dem neuen Geschäftsführer Manfred Stoffers. „Ich brauche Spieler, die Gras fressen. Eine Mannschaft, die brennt. Man kann nur Feuer entfachen, wenn man selbst brennt“, sagt der neue Trainer vor seinem ersten Einsatz beim Spiel am Sonntag gegen St. Pauli (14 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de).
Das Triumvirat der Schönwetter-Rhetoriker bei den Sechzgern scheint komplett. „Ich bin jetzt der Chef“, sagt Wolf, „da gibt es für mich keine Diskussion mehr.“ Überhaupt plane er seine Amtszeit nicht als Interregnum. „Ich hoffe, dass ich meinen Ausstand erst dann feiern werde, wenn ihr alle in Rente seid“, sagte Wolf am Freitag bei seiner ersten Pressekonferenz im Mediencontainer der Löwen zu den anwesenden Journalisten.
Doch auch Wolf weiß, dass jetzt „nur der Erfolg zählt“, wie er sagt, „St. Pauli ist für uns wie ein Endspiel.“
Es sind keine großen Weisheiten, die Wolf verkündet. Aber möglicherweise sind es genau die Worte, die seine Spieler verstehen. Fußball sei schließlich, meint Wolf, ein einfaches Spiel, das nur „klar strukturiert“ werden müsste. Und deswegen gebe es auch keine Stammplatzgarantien mehr. „Bei mir werden immer die elf Spieler auf dem Platz stehen, die in dieser Woche und für dieses Spiel die besten Spieler für den TSV 1860 sein werden“, sagt Wolf. Vor seinem ersten Spiel hat der neue Trainer die Mannschaft schon kräftig durcheinandergewirbelt. Michael Hofmann steht wieder im Tor, zudem veränderte Wolf seine Abwehrkette auf drei von vier Positionen (AZ berichtete). Zudem veränderte der Coach auch die Hierarchie seines Wolf Rudels.
DIE LEITWÖLFE
Der neue, alte Keeper Michael Hofmann und der bei Kurz abgemeldete Innenverteidiger Torben Hoffmann scheinen als neue Leader gesetzt. „Michael hat das Siegergen, er kann die anderen mitziehen“, sagt Wolf, „und Torben hat vorbildlich trainiert“. Auch der noch angeschlagene Kapitän Daniel Bierofka dürfte zu dieser Gruppe zählen. Sie sollen das Feuer im Team neu entfachen.
DIE ARBEITSWÖLFE
Stürmer Benny Lauth, die Bender-Zwillinge Sven und Lars, Antonio Rukavina, Mathieu Beda – all die Spieler, die ihren Stammplatz mehr oder weniger sicher haben, zählen zu dieser Kategorie. Es sind die Spieler, die von den Leitwölfen mitgerissen werden sollen – und die brennen sollen.
DIE JUNGWÖLFE
Wolf, bis Juni Trainer der U23, will künftig auch wieder verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen. „Wenn erst mal das Gerüst steht, dann kann im Prinzip jeder U23-Spieler in die Mannschaft kommen“, sagt er. Bestes Beispiel: Michael Schick, der am Sonntag sein Debüt in der Startelf feiern wird. Wolf: „Ich habe den Jungs von der U23 gesagt, dass sie Gas geben und sich anbieten sollen. Gleichzeitig soll sich kein Profi mehr seiner Position sicher sein.“ Sie sind Wolfs Geheimwaffe, die Zündhilfe für das Rudel.
Filippo Cataldo