"Wir wissen, was zu tun ist": Der TSV 1860 greift nach einem Titelchen

Mit dem Rückenwind von zehn Punkten aus den letzten vier Partien reist 1860 nach Osnabrück. "Wir müssen vollkommen bei uns bleiben", fordert Trainer Glöckner und erwartet baldige Comebacks im Kader.
von  Ruben Stark
1860-Trainer Patrick Glöckner will das Team "bei der Ehre packen".
1860-Trainer Patrick Glöckner will das Team "bei der Ehre packen". © IMAGO/Sven Simon

München - Wenn es um Sinnsprüche geht, dann ist der März ganz weit vorne dabei. Er ist der Monat des Erwachens, des Neubeginns, die Zeit des Aufbruchs. All das wird gerne in sprachliche Bilder gegossen. Der März, so heißt es etwa, bringt Licht und Farbe zurück ins Leben. Und dieses Jahr hat dieser Monat, in dem die Tage wieder länger werden, die Dunkelheit weicht, verdammt viel gemeinsam mit den Drittliga-Profis des TSV 1860.

Den Winter hatten die Giesinger ja überwiegend im Tiefschlaf verbracht, wie ein Murmeltier, das über Monate nur von seinen angefutterten Reserven lebt. Und so kam der Löwe vor dem März so (punkte-)abgemagert daher, dass beinahe schon intensivmedizinische Maßnahmen nötig waren.

März-Meister Sechzig? Bisher punktete kein Team so gut wie die Löwen

Doch dann, als der März vor der Pforte stand, klingelte der Murmeltier-Wecker. Und so wie sich der kleine Nager dann auf den saftig werdenden Wiesen an der aufblühenden Natur labt, erwachte im Löwen gerade rechtzeitig die (Punkte-)Gefräßigkeit wieder.

Sieg bei Hannover 96 II (3:1), Sieg gegen Borussia Dortmund II (1:0), ein Unentschieden bei Wehen-Wiesbaden (0:0) und noch ein Sieg im S-Bahn-Derby gegen die SpVgg Unterhaching (2:1). Zehn Punkte aus vier Spielen, die blauen Lebensgeister erfreuen sich seither bester Gesundheit.

Wenn nun am Samstag auch beim VfL Osnabrück (14 Uhr/AZ-Liveticker) der Hunger nicht nachlässt, dann heimst der TSV einen Titel ein, für den man sich zwar nichts kaufen kann, der aber doch einige Aussagekraft über die Widerstandsfähigkeit der Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner liefert: dann ist Sechzig der März-Meister.

1860-Trainer Glöckner stolz: "Wahnsinn, wir haben ja kaum etwas zugelassen"

"Manchmal brauchst du einfach ein Ergebnis, um in die Überzeugung zu kommen", sagt Glöckner über die Trendumkehr, die in Hannover begann. Dieser Erfolg war also das Schlüsselerlebnis. Und danach? "Wenn man sieht", beschreibt der Coach, "mit welcher Überzeugung, mit welcher Konsequenz und mit welcher Stabilität wir gespielt haben, wenn man die xG-Werte des Gegners sieht, das ist Wahnsinn, wir haben ja kaum etwas zugelassen."

Kleiner Einschub: xG-Wert ist die Größe für das Verhältnis aus der Qualität der Chancen zu den daraus möglichen Toren. Heißt also, Sechzig hat dem Gegner in den letzten Wochen nur selten große Gelegenheiten gestattet und entsprechend wenige Gegentreffer erhalten.

"Man muss eine gewisse Konsequenz haben, um Spiele zu gewinnen"

Das blaue März-Erwachen hat den Standard gesetzt und somit auch den Maßstab für das Gastspiel an der Bremer Brücke. Glöckner umreißt es so: "Das ist das Fundament, was wir an den Tag legen, dass wir absolut fokussiert sind in jedem Zweikampf, in jeder Situation. Wir wissen, was zu tun ist. Dann wird es für den Gegner auch schwer."

In der Konsequenz ist das Nagen am Punkte-Hungertuch dem Eindruck gewichen, an einer reichhaltig gedeckten Tafel zu sitzen. Nur Vorsicht, ein Sättigungsgefühl darf noch lange nicht eintreten – aber Glöckner befürchtet das auch nicht.

"Man muss eine gewisse Konsequenz haben, um Spiele zu gewinnen", sagt der 48-Jährige und verdeutlicht: "Es ist das, was wir momentan leben und auch fühlen – und das ist Abstiegskampf pur. Wir wissen, dass wir alles investieren müssen, und keiner ist sich zu schade, den Meter mehr zu gehen."

Demnächst kehren einige Spieler in den 1860-Kader zurück

Hilfreich ist dafür trotz der Sperren für Patrick Hobsch und Maximilian Wolfram sicher, dass der Konkurrenzkampf generell weiter zunimmt, weil sich das Lazarett leert. Morris Schröter, Raphael Schiffel und Moritz Bangerter sind zurück im regulären Trainingsalltag, wenngleich noch keine kurzfristigen Kaderalternativen.

Und damit die März-Sonne auch am Wochenende scheint, findet Glöckner, "müssen wir vollkommen bei uns bleiben. Das sind Spiele, die machen Spaß."

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