"Wir haben da immer noch was gutzumachen": 1860 vor dem Duell der "brennenden Hütten"
Knisternde Spannung. Krachende Zweikämpfe. Heiße Duelle. Im Profifußball wird selten mit Vergleichen gespart, gerne garniert mit möglichst bildhaften Beschreibungen. Diesmal, liebe AZ-Leser, geht es um den TSV 1860, den 1. FC Saarbrücken – und zwei brennende Hütten.
"Sie sind genau wie wir weit von dem entfernt, was sie spielen können", sagte Richard Neudecker, ehemaliger Profi des TSV 1860 und jetzt in Reihen des FCS, im Vorfeld des Duells der beiden Aufstiegsaspiranten am Sonntag im Grünwalder Stadion (13.30 Uhr, im AZ-Liveticker) im Gespräch mit dem "Kicker" und erkannte: "Dementsprechend brennt die Hütte auch genauso wie hier."
"Es geht gar nicht, die Erwartungen immer zu erfüllen"
Dabei wollten sie beide die Tabelle anführen und am Saisonende nur zu gerne übers obere Ende verlassen, Richtung Sehnsuchtsort Zweite Liga. Und die Realität? Sechzig liegt mit nur 18 Punkten aus 14 Spielen auf Tabellenplatz 14, die Saarländer stehen mit zwei Pünktchen mehr vier Plätze besser da. Und was sagt nun der neue Löwen-Dompteur zum feurigen Duell?
"Hohe Erwartungen sind ja immer da", meinte Kauczinski auf AZ-Nachfrage über das, was nicht nur Sechzig und Saarbrücken, sondern nahezu jeden anderen Drittliga-Klub vereint. "13 Teams wollen aufsteigen, sieben wollen eine gute Rolle spielen – und absteigen will keiner", sagte Kauczinski erfrischend-geradeheraus und kam zu dem lapidaren, aber nachvollziehbaren Ergebnis: "Es geht gar nicht, die Erwartungen immer zu erfüllen."
Miese Bilanz gegen Saarbrücken – nur das wichtigste Duell gewann 1860
Was den sportlichen Vergleich der beiden Traditionsvereine angeht, hat man zwar ähnlich viel vor und liegt in ähnlichen Tabellenregionen, doch in der Vergangenheit sah ein Verein im direkten Duell deutlich besser aus, als der andere: Von den letzten zehn Drittliga-Duellen gewann Saarbrücken satte sechs, drei Spiele endeten remis – und 1860 konnte nur beim 3:2-Auswärtssieg im November 2023 einen Dreier landen.
Gut, dann wäre da noch die Regionalliga-Aufstiegsrelegation 2017/18, als der TSV nach einem Auswärts-3:2 in Überzahl durch ein glückliches 2:2 im Grünwalder Stadion den bejubelte Rückkehr in den Profifußball schaffte.
"Ich kann leider nicht vorhersagen, wie die Ergebnisse sind im Fußball, sonst wäre ich professioneller Spieler", scherzte Kauczinski über die vergangenen Ergebnisse und meinte nicht den oftmals als Traumberuf gesehenen Job des Fußballprofis, sondern das nicht ungefährliche Geschäft Sportwetten-Zocker. Mit Blick auf den Rasen versprach der 55-Jährige: "Ich weiß nur, dass wir alles dafür tun werden, dass wir gewinnen werden!"
"Wir haben da immer noch was gutzumachen"
Der TSV-Trainer ließ keine Zweifel daran offen, dass das 4:0 im Toto-Pokal-Viertelfinale beim TSV Aubstadt noch keine gelungene und vollständige Wiedergutmachung für die 0:4-Klatsche im Drittliga-Betrieb beim Jahn gewesen sei: "Wir haben da immer noch was gutzumachen aus dem Spiel in Regensburg, für die Fans und auch für uns selbst, um uns zu beweisen, dass wir es drauf haben."

Weil die Blauen das Regensburg-Debakel gnadenlos aufgearbeitet haben, in Aubstadt Selbstvertrauen getankt und schon zuvor mit den Siegen gegen dem MSV Duisburg (3:1) und Energie Cottbus (3:0) gut ausgesehen haben, zeigt sich Kauczinski optimistisch: "Unter meiner Regie war die Zeit zuhause sehr erfolgreich, das wollen wir natürlich fortführen."
Saarbrücken im freien Fall und Löwen-ähnlichen Problemen
Nicht zuletzt aufgrund der Stärke des vermeintlichen Aufstiegskandidaten warnte Kauczinski vor dem FCS und einem "harten Kampf" für Aushilfskapitän Thore Jacobsen und Co., denn: "Ich rechne mit einem starken Gegner, der sich zusammenrauft und hier bei uns alles reinwerfen wird." Saarbrücken habe eine "gut bestückte Mannschaft", die "gut gestartet und jetzt abgerutscht" sei.
Nicht zuletzt wegen hitziger vereinspolitischer Querelen zwischen Verein und Präsident sowie Geldgeber Hartmut Ostermann und trotz des Comebacks von Ex-Löwe Neudecker ist der FCS seit sieben Partien sieglos.
Soll auch so bleiben, damit die Sechzger-Hüttn nicht weiter auflodert.

