Wie gut ist Wolf wirklich?

MÜNCHEN - Der Interimscoach hofft auf einen Vertrag als 1860-Cheftrainer. Lorant jedoch hegt Zweifel an ihm: „Ich weiß nicht, ob er stark genug ist“
Nein, Miki Stevic will sich von Uwe Wolf („Natürlich bleibe ich Trainer“) nicht unter Druck setzen lassen. Zur AZ sagte der 1860-Sportdirektor: „Erst wenn wir 40 Punkte haben, können wir auch über den Trainer reden – und über Verträge.“ Eine klare Botschaft des Managers. Ob sie ankommt bei Wolf? Vor dem Auftritt in Koblenz am Sonntag (14 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) hat 1860 die magische Punktzahl noch nicht erreicht. Zwei Siege fehlen noch.
Dass Wolf seit Wochen vehement einen Cheftrainer-Vertrag fordert, hat Werner Lorant so gar nicht gefallen. Jenem Ex-Coach, der den Klub einst von der Bayernliga in die Champions League-Qualifikation führte, sagte zur AZ: „Wenn ich gut bin, dann muss ich zu diesem Zeitpunkt keinen Vertrag fordern. Dann läuft mir der Verein nach, aber nicht andersrum. Bevor man die Hand aufhält, sollte man auch erst mal was leisten.“
Zwar lobt Lorant Wolf „als fleißigen Bub und ehrlichen Arbeiter“, doch ob beim ehemaligen Kurz-Assistenten die Qualität ausreicht, langfristig Aufbauarbeit zu leisten, bezweifelt Lorant: „Ich weiß nicht, ob Wolf stark genug ist, einen Kader zu formen und die Typen findet, mit denen man den Aufstieg schafft.“
Wolf selbst ist weiterhin von sich überzeugt. Er sagt: „Ich passe wie die Faust aufs Auge, ich weiß, wie 1860 tickt.“ Dies glaubt Reiner Maurer, einer seiner Vorgänger. Er sagte zur AZ: „Uwe Wolf ist einer aus der Abteilung Attacke. Er geht voll in die Offensive – ihm bleibt auch nichts anderes übrig, er sieht seine Chance. Aber ich glaube, er kann schon einschätzen, woran er ist bei 1860." Doch Maurer warnt: „Die erste Euphorie ist vorbei, und jetzt kommen die schweren Spiele.“
Wolfs bisherige Fünf-Spiele-Startbilanz ist durchwachsen: Zwei Siege aus fünf Spielen, der Höhepunkt war das 5:1 gegen St.Pauli. „Ich bin immer noch gut dabei“, findet der Trainer. Jedoch haben die Platzverweise des Trainers in Ingolstadt (3:2) und Fürth (0:1) sicherlich nicht dazu beigetragen, dass Stevic noch bedingungslos hinter ihm steht.
Wie gut ist Wolf wirklich? Die AZ vergleicht den 41-Jährigen mit seinen Vorgängern.
Am besten schneidet ausgerechnet sein direkter Vorgänger ab: Marco Kurz erwischte den besten Einstand aller Zweitliga-Trainer der Löwen seit dem Abstieg 2004. Er erreichte neun Punkte aus den ersten fünf Spielen. Dahinter reihen sich Rudi Bommer (2004/2005) und Wolf mit acht Punkten ein. Holprig war Maurers Start (fünf Spiele, fünf Punkte), ihm bleibt nur Platz vier. Der erfolgloseste war Walter Schachner, seine Startbilanz ist miserabel: zwei Punkte aus fünf Partien.
„Für mich hatte Bommer das meiste Pech“, sagt Lorant rückblickend, „ihm hätte man ein wenig mehr Zeit geben sollen. Auch Kurz hat gut angefangen, dann aber stark nachgelassen. Aber 1860 ist ein spezieller Verein, da liegt es nicht immer am Trainer.“
An was dann? Lorant: „Wenn ich überlege, welche Spieler 1860 seit dem Abstieg weggeschickt hat, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man jedes Jahr schlechter wird und nicht besser: Schäfer, Lehmann, Ochs, Vucicevic, Baier, Gebhart, Göktan – das ist fast eine halbe Bundesliga-Mannschaft.“
Oliver Griss