Wettberg: „Wir brauchen eine starke Hand“

Vor der Präsidentenwahl spricht Löwen-Ikone Karsten Wettberg über Peter Cassalette, den einzigen Kandidaten für das Amt: „Er hat viel Herzblut und Ehrgeiz“.
von  Interview: Matthias Eicher
Carsten Wettberg über den Präsidentschafstkandidaten Peter Cassalette
Carsten Wettberg über den Präsidentschafstkandidaten Peter Cassalette © sampics/Augenklick

München -

AZ: Herr Wettberg, wie schätzen Sie, die Löwen-Legende, die neuen Präsidentenkandidaten des TSV 1860 – Peter Cassalette und Hans Sitzberger – ein?

KARSTEN WETTBERG: Die Eignung für dieses Amt ist bei beiden definitiv vorhanden. Erstaunlich finde ich, wie schnell sie sich als Duo gefunden haben: Dass sofort klar war, wer Präsident werden soll und wer Vize. Das hat mir imponiert. Die werden ein gutes Team.

Wie muss der neue Oberlöwe denn künftig auftreten?

Wir brauchen eine starke Hand: Die muss in allen Abteilungen spürbar sein. Klar, ein Kerl Wie Karl-Heinz Wildmoser wäre nicht mehr zeitgemäß, aber den Einfluss des Präsidenten muss man spüren.

Cassalette entstammt der Basis, er kommt quasi mitten aus der Löwen-Kurve. Ist er dem Amt überhaupt gewachsen?

Er scheint großen Ehrgeiz zu haben. Und viel Herzblut. Er hat in zahlreichen Führungspositionen gearbeitet. Und er weiß, dass es sich um einen Full-Time-Job handelt

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Mit Sitzberger sind Sie seit langen Jahren befreundet.

Stimmt, da bin ich vielleicht befangen. Aber er hat den Löwen im Herzen. Beide sind nicht auf den Kopf gefallen.

Wie stehen die Chancen am Sonntag: Werden sie gewählt?

Es gibt keine Gegenkandidaten und eine einfache Mehrheit von mehr als 50 Prozent reichen. Wir sind nicht in der Situation, noch einen Kandidaten zu präsentieren. Sollte Cassalette nicht gewählt werden, wäre es ein klarer Rückschritt. Es kommt auch noch dazu, dass die Mitglieder ein halbes Jahr später nochmal wählen können. Der von Cassalette gebrauchte Begriff „Probezeit“ ist also wirklich treffend.

Cassalette will als erste Amtshandlung ein Treffen mit Investor Ismaik anleiern. Warum sollte er mehr Erfolg haben als seine Vorgänger?
Das ist ein ganz schwieriges Thema: Da ist viel Stolz dabei. Erich Beer hat es mir mal erklärt, der hat zwei Jahre in Saudi-Arabien Fußball gespielt: Verlorener Respekt ist dort viel, viel wichtiger als verlorenes Geld. Gerade, wenn einer wie Ismaik viel davon hat.

Was, wenn Cassalette keine Annäherung gelingt?

Bevor es immer so weitergeht, muss man vielleicht den Mut haben, die 50+1-Regel zu ziehen. Vielleicht wird’s ja eine fruchtbare Drohung, oder womöglich finden wir tatsächlich neue Investoren. Ich halte gar nichts für unmöglich. Eines ist für mich entscheidend: Der sportliche Erfolg ist das A und O. Damit steht und fällt alles andere. An diesen Stellschrauben muss gedreht werden.

An welchen muss denn am kräftigsten gedreht werden?

Ein großes Thema ist für mich ist, die Identifikationsfiguren und Talente zu halten. Diese Löwen-Ikonen fehlen den jüngeren Spielern. Und die Juwelen aus dem Nachwuchsleistungszentrum darf man nicht ständig unter Wert verkaufen. Marius Wolf hat jetzt auch wieder eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag. Mit ihm hätte man viel früher verlängern müssen. Für mich ist es auch kein Wunder, dass in München alle Kinder mit Bayern-Trikots herumlaufen.

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Die Stadionfrage wird die Löwen ja noch länger begleiten.

Das hat schon mit der Planung der Arena angefangen. Das war, wie wenn ein Millionär und sein Bekannter mit guter Arbeitsstelle ein Haus zusammen bauen. Plötzlich ist der Zweitere arbeitslos. Es gab von keinen Plan für die 2. Liga. Der krasse Fehler war: Man wollte sich auf eine Stufe stellen mit Bayern.

Womit wir beim Dauer-Thema Fachkompetenz an der Grünwalder Straße wären.

Es dürfte bekannt sein, was ich von Noor Basha halte. Seit Robert Schäfer hat sich das durchgezogen wie eine rote Linie. Jetzt muss man ja froh sein, dass man jetzt mit Benno Möhlmann und Oliver Kreuzer zwei Männer in der sportlichen Leitung hat, die Vollprofis sind. Beide brauchen sich von niemandem reinreden lassen. Kreuzer hat was drauf und ein gutes Netzwerk, mir fällt kein einziger Trainer ein, der so erfahren ist wie Möhlmann.

Sind Sie nach der Verpflichtung der beiden optimistisch, dass 1860 nicht absteigt?

Alleine die Äußerung von Möhlmann, dass er keine vertragslosen Spieler brauche, überzeugt: Die können nicht sofort weiterhelfen. Das heißt aber nicht, dass wir keine Verstärkungen brauchen. Ich hoffe, dass die Geschäftsführung die Wünsche von Möhlmann und Kreuzer erfüllt. Dann glaube ich, dass wir nicht absteigen.


Zur Person

Der 74-Jährige trainierte die Löwen von 1990 bis’92 und führte sie in die 2. Liga, er sitzt im Beirat des TSV 1860.

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