"Werfen die Löwen jetzt mit Konfetti in der Kabine?"

Trainer Lienen, der mit Schlusslicht Bielefeld am Sonntag auf seinen Ex-Klub 1860 trifft, über den Piräus-Flop, Geldprobleme & Lauth.
EWALD LIENEN: Natürlich ist die Motivation super hoch, unabhängig von der Tabellensituation. Wir mussten unseren Fans endlich mal einen Sieg präsentieren, so konnte es ja nicht weitergehen. Wir dürfen uns aber nicht mit der Tabelle beschäftigen. Rechenspielchen sind Fehl am Platz. Es ist und bleibt für uns ein Überlebenskampf.
Bei 1860 läuft es gerade nicht rund, Sie trauen sich sicher den zweiten Sieg in Folge zu.
Also wenn's bei Sechzig schlecht läuft, dann würde ich gerne tauschen. Ich habe natürlich alles verfolgt, was bei Sechzig passiert ist, mit den Abgängen, um finanziell zu überwintern. Aber die Situation war absehbar, vor allem nachdem der gedachte Befreiungsschlag mit dem Gerichtsverfahren gegen die Bayern nicht gelungen ist. Es war allen klar, wie es laufen wird. Aber ich denke, die Verantwortlichen haben es auf dieser Grundlage sehr gut gelöst.
Es war also absehbar. War das ein Grund für Ihren plötzlichen Wechsel nach Piräus?Nein, man trifft so eine Entscheidung in einem bestimmten Moment. Wenn ich vorher gewusst hätte, was mich in Piräus erwartet, wäre ich bei Sechzig geblieben. Aber zum Zeitpunkt der Entscheidung war es richtig zu gehen. Ich musste diese Chance einfach ergreifen.
Trotzdem, auch für Sie als erfahrenen Trainer muss das vergangene Jahr äußerst kurios gewesen sein.
Das stimmt, es war sehr skurril. Aber die Arbeit ist ja überall die gleiche, man steht auf dem Trainingsplatz und bereitet eine Mannschaft auf Spiele vor. Da gibt's keine Unterschiede zwischen Sechzig, Piräus oder Bielefeld. Für mich ist es wichtiger, mit Menschen zu arbeiten, auf die ich mich verlassen kann. Das ist in Bielefeld der Fall, trotz der superschweren Situation.
Ist es für Sie erträglicher, mit Arminia da unten zu stehen als mit einem anderen Klub?
Man kann Arminia absolut als Herzensangelegenheit bezeichnen. Hier fühle ich mich sehr, sehr wohl und könnte mir vorstellen, langfristig zu arbeiten. Es ist einfach meine Region, hier bin ich heimisch.
Aber Sie haben doch gesagt, beim Abstieg sind Sie weg.
Das ist richtig, ich bin nicht gekommen, um die Dritte Liga vorzubereiten, sondern um die Zweite Liga zu halten. Unter gewissen Voraussetzungen hätte ich es mir dennoch vorstellen können, hier im Drittliga-Fall zu bleiben. Die sind aber nicht gegeben.
Heißt, man hätte kein Geld, um sofort wieder um den Wiederaufstieg zu spielen?
Das haben Sie gesagt. Es geht um Dinge, die ich nicht weiter kommentieren möchte.
Bielefeld gilt als warnendes Beispiel für 1860. Spielerabgänge führen zum Substanzverlust und der führt in den Tabellenkeller.
Unsere großangelegte Rettungsaktion kam vielleicht zu spät. Es war kein finanzielles Problem, ich habe die Spieler, die ich mir gewünscht hatte, einfach nicht bekommen, weil sie nicht zu einem vermeintlich abgeschlagenen Tabellenletzten wollten. Klar kann Bielefeld für Sechzig ein warnendes Beispiel sein, denn man kommt nur schwer raus, wenn man da unten steckt. Obwohl man festhalten muss, dass hier in Bielefeld in dieser Saison alles Pech der Welt zusammen gekommen ist mit den vielen Verletzungen der wenigen im Sommer verbliebenen erfahrenen Spieler.
Eine der erfreulichen Geschichten bei 1860 ist die Form von Benny Lauth. Unter Ihnen hatte er Probleme, was lief damals falsch?
Ach, der Benny ist kein Thema mehr für mich, warum soll ich noch über ihn philosophieren? Bevor ich zu Sechzig kam, war er über Monate hinweg verletzt und konnte kaum trainieren. Die körperlichen Probleme haben seine Saison damals stark beeinflusst. Dieses Jahr profitiert er davon, dass er letzte Saison zunehmend belastbarer wurde. Das ist alles.
Es heißt auch, die Stimmung im Team sei damals nicht gut gewesen. Woran lag das?
Das ist albern, das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin im Frieden gegangen. Ich weiß auch nicht, was Sie unter Stimmung verstehen. Werfen die Löwen jetzt Konfetti in der Kabine? Wir hatten damals eine sehr gute Saison. Und wenn von 25 Spielern drei sagen, die Stimmung war nicht gut, ist das für mich nicht entscheidend. Das ist in meinen Augen Blödsinn.