"Werden nicht größenwahnsinnig": Warum der TSV 1860 neidisch nach Unterhaching blickt

München - Servus Löwen, wir sind's! Wir sind ein kleines, aufmüpfiges Rudel und leben gar nicht allzu weit von euch entfernt. Unser Habitat ist vielleicht etwas überschaubarer, aber wir schlagen uns wacker.
Vergangenes Jahr waren wir weit von euch weg – doch jetzt stehen wir dort, wo ihr gerne wärt. Wir sind's, ihr Löwen – die Hachinger!
Unterhachings Sebastian Maier: "Wir werden nicht größenwahnsinnig"
Bescheiden, aber nicht unterwürfig. Realistisch, aber nicht ohne Ambitionen. "Wir werden jetzt nicht größenwahnsinnig" sagte Sebastian Maier, Ex-Löwe und inzwischen die Nummer 10 der Rot-Blauen, "aber wenn es weiter so läuft, dürfen wir vielleicht irgendwann mal das Träumen anfangen."
Maier hatte da gerade die Zebras erlegt, das entscheidende 1:0 erzielt für die SpVgg Unterhaching gegen Drittliga-Kellerkind MSV Duisburg, vielleicht ein Rest löwenähnlicher Gefräßigkeit in ihm. Nicht nur der Sieg löste Glücksgefühle beim 30-Jährigen aus, auch der bemerkenswerte Vorstoß des Aufsteigers auf Rang fünf.
Vorbild für den TSV 1860: SpVgg Unterhaching hat den Anschluss an die Liga-Spitze hergestellt
Treiben etwa Blüten an den Bäumen in der Münchner Vorstadt, die dann langsam zu Zweitligafrüchten reifen? Haching hat mit 46 Punkten nach 28 Spielen (die Nachholpartie in Saarbrücken steht noch aus) den Anschluss an die Spitzenplätze hergestellt und liegt nur noch sieben Punkte hinter Dynamo Dresden auf Relgationsrang drei. Acht Punkte hinter dem kleinen Rivalen krebst Sechzig (38 Punkte) herum und dürfte schon ein bisserl neidisch nach oben schielen.
Kurios beim Blick auf die Drittliga-Tabelle ist, dass Haching der – bitte nicht falsch verstehen – zweitschlechteste Aufsteiger ist: Der Verein, in dem der einstige Sechzger-Bundesligaprofi Manni Schwabl als Präsident und sein Sohn Markus Schwabl als spielender Sportchef fungiert, schwimmt natürlich wie der SSV Ulm und Preußen Münster auf einer Erfolgswelle. Aber Ulm (54 Punkte, 1.) und Münster (49, 4.) sind tatsächlich aktuell sogar noch etwas besser.
TSV 1860: Erfolge schweißen zusammen
Auch 1860-Trainer Argirios Giannikis sind die aufmüpfigen Aufsteiger längst aufgefallen, er sieht viele positive Elemente. "Erfolgserlebnisse schweißen zusammen", sagte der 43-Jährige zu den Folgen der Vorjahres-Spielzeiten des Trios, inklusive Aufstiegsparties: "Sie arbeiten schon länger zusammen, haben ordentliche Kaderplanungen."
Giannikis fasst trefflich zusammen: "Gute Arbeit über einen längeren Zeitraum wird belohnt." Ob sich daraus ein Wunsch nach Kontinuität im Löwen-Kosmos herauslesen lässt? Immerhin: Nimmt man den Punkteschnitt von Giannikis (1,8) in den ersten zehn Spielen und rechnet ihn auf die Saison hoch, wäre 1860 mit 52 Zählern als Vierter mittendrin im Aufstiegsrennen.
Eine Vergleichs-Aussage zu Haching ließ sich der gebürtige Nürnberger allerdings nicht entlocken: "Wir müssen an unserer eigenen Performance arbeiten", sagte Giannikis, der mit seiner Aufgabe bei Sechzig ausreichend ausgelastet sei. Er stellte allerdings fest: "Es gibt keine Blaupause für Sechzig, denn diese Vereine sind anders strukturiert." Oh ja!
Junge Talente ins Team einbinden: Hier kann der TSV 1860 von Unterhaching lernen
In einem Punkt kann sich Sechzig, muss sich Sechzig vielleicht auch an Haching orientieren – die Einbindung junger Talente. Satte 18 Verträge laufen aus, dabei ist der Etat von rund 4,5 Millionen Euro bereits ziemlich ausgeschöpft. Die Hachinger haben, allein aus finanziellen Zwängen, mit Ausnahme einiger Routiniers einen Kader voller junger Himmelsstürmer wie Maurice Krattenmacher (18).
Bis dahin gilt es aber noch, die (Vor-)Stadtmeisterschaft zu entscheiden: Am 35. Spieltag empfangen die Rot-Blauen (1:0 im Hinspiel im Grünwalder) die Blauen. Steht Sechzig dann immer noch unter Haching?