"Wer Geld gibt, den soll man nicht angreifen"
Meisterlöwe Hans Reich wird heute 70. Er geht regelmäßig zu Sechzig – und wundert sich doch. "Der Investor darf nicht mehr so viel angegriffen werden"
AZ: Grüß Gott Herr Reich, wie verbringen Sie denn am Dienstag Ihren 70. Geburtstag?
HANS REICH: Ganz unspektakulär. Ich gehe am Mittag mit meiner Familie zum Essen, danach sitzen wir ein bisschen im Garten beisammen, mehr nicht. Ich war nie ein großer Feierer. Außerdem habe ich mein Abenteuer ja auch gerade erst hinter mir.
Was haben Sie denn erlebt?
Ich war 14 Tage mit der Aida am Nordkap, Island, eine traumhafte Gegend. Ich bin froh, dass ich nicht seekrank geworden bin. Reisen ist immer noch mein großes Hobby, Ich habe schon viel gesehen von der Welt. Ich will so lange wie möglich aktiv bleiben. So gut es halt noch geht.
Sind Sie arg eingeschränkt?
Das kann man so sagen, nach zwei Hüftoperationen hat man es leider nicht mehr so leicht. Aber ich will trotzdem nicht nur rumsitzen, ich fahre viel Rennrad und gehe oft in die Berge. Vier- bis Fünfstundentouren sind locker noch drin. Da geht’s schon noch auf 2500 oder manchmal bis 3000 Meter rauf. Meine Frau Heidi packt das sogar noch locker, gut, sie ist auch erst 57.
Sie sind aktiv und waren trotzdem nie mehr für die Löwen aktiv. Wieso eigentlich?
Ich hätte schon gerne was gemacht. Aber ich wurde nie gefragt. Spieler beobachten zum Beispiel, das hätte mich schon gereizt. Aber gut, ich bin trotzdem noch nah dabei.
Das heißt?
Wenn die Löwen spielen, bin ich da. Eigentlich kann mich nur Urlaub von einem Heimspiel abhalten. Das ist ja das Schöne, man ärgert sich oft schwarz, aber man will immer wieder kommen. Das ist wohl dieses „Einmal Löwe, immer Löwe”. Letzte Saison sind gegen die beiden Tabellenletzten elf Punkte verschenkt worden, trotzdem Freude ich mich auf die neue Saison. Das ist verrückt. Typisch für 1860.
Der Verein will 2012/13 um den Aufstieg spielen. Wenn Sie Glück haben, müssen Sie sich also kaum noch ärgern.
Diese Mentalität, dass man immer gewinnen will, die muss man auch sehen können. Ich hatte früher auch die Mentalität, ich wollte immer gewinnen, schon als Bua wenn wir im Schwimmbad gekickt haben. Oder beim Tennis oder beim Kartenspielen, ganz egal, nur wer unbedingt gewinnen will, der gewinnt auch. Deswegen hatte ich auch bei allen Vereinen Erfolg in meiner Karriere. Ich glaube, mit dem Investor wird tatsächlich was gehen, der darf nur nicht mehr so viel angegriffen werden. Wenn ich ein Milliardär wäre, würde ich mein Geld auch für 1860 hergeben. Dann würde ich auch nicht angegriffen werden wollen. Der Mann hat doch nichts verbrochen. Das müssen die Leute endlich mal kapieren.
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