Vitus Eicher: Das sagt die neue Nummer 1 der Löwen
Bad Häring - Der 24-Jährige Vitus Eicher stammt aus Erding. Seit 2000 spielt er für den TSV 1860, im Februar wurde er Stammtorhüter.
AZ: Herr Eicher, Sie werden künftig mit der Rückennummer Eins auflaufen. Und haben dazu vorher anstandshalber bei Kult-Keeper Gabor Kiraly nachgefragt?
Er hat sich Freude und das gerne abgesegnet. Wir hatten damals eine gute Zeit.
Sie haben sich lange hinter Kiraly angestellt. Ein großes Vorbild für Sie?
Klar habe ich von ihm viel gelernt. Aber er hat sich nie als mein Trainer oder Mentor ausgegeben. Wir hatten ein gutes Verhältnis, er hat mich auch ab und zu gefragt, wie ich seine Bewegungen sehe. Die Torhüter sind ständig zusammen, anders als die Feldspieler. Da läuft es noch ein bisschen anders. Ich konnte mit ihm über alles reden. Der Kontakt ist zum Glück nie abgerissen.
Nach Kiralys Abgang durfte Stefan Ortega das Tor hüten, Sie schafften es erst unter Torsten Fröhling in den Kasten. Wie ist Ihr Verhältnis?
Sehr gut. Klar ist ein Konkurrenzdenken da, das war früher genauso. Aber: Der sportliche Wettkampf sollte sich nicht auf das Zwischenmenschliche auswirken. So macht es einfach mehr Spaß, zusammen zu arbeiten.
In den letzten Jahren waren Sie der aufstrebende Torwart und Kiraly als Routinier gesetzt. Jetzt sieht es mit drei jungen Keepern anders aus: Könnten Sie nachvollziehen, wenn Ortega oder Michael Netolitzky nicht warten und sich woanders weiterentwickeln wollen?
Das ist jedem selbst überlassen. Ich kann nur sagen: Wir geben Gas als Torwart-Team, es gibt jeder sein Bestes, jeden Tag. Dass jeder spielen will, ist ja das Normalste der Welt.
Sie werden zum ersten Mal als Stammkeeper in die Saison gehen. Da wachsen Druck wie Verantwortung nochmal an.
Ich denke, ich habe eine ordentliche Rückrunde gespielt. Klar ist auch, dass man als junger Torwart an seinen Spielen wächst.
Zum Beispiel im Relegations-Rückspiel gegen Kiel, als Sie kurz vor Schluss den K.o. durch eine Glanzparade verhinderten.
Das ist ja mein Job. Ich stehe ja dazu im Kasten, damit ich mal den ein oder anderen Ball halte. Wenn man etwas beitragen kann, umso besser. Ich versuche, immer auszustrahlen: Da steht einer hinten drin, auf den könnt ihr euch verlassen.
Kiraly hat oft Einfluss aufs Spiel genommen. Gibt’s da bei Ihnen noch Verbesserungsbedarf?
Klar, ich will in die Rolle weiter hineinwachsen. Dazu gehört Kritik wie Lob: Ich werde nicht den Clown da hinten spielen, sondern in sachlichem, auch mal lauterem Ton meinen Mund aufmachen.
Ihr Trainer vertraut vielen jungen Spielern. Fehlt dem Kader dadurch etwas die Reife?
Man sollte einfach stolz sein, so viele junge Spieler aus dem Verein bei den Profis zu haben. Ich denke, dass die Fans das auch sehen und zu Sechzig stehen. Wir haben ein gutes Klima, alle ziehen mit. Man sieht im Training: Es ist Feuer drin.
Damit wird Fröhlings Rolle umso wichtiger, die jungen Spieler richtig anzupacken.
Man nimmt ihm ab, was er sagt, seine ruhige Art. Und er schafft es immer, ein bisschen Spaß reinzukriegen. Es ist ein guter Mix: Natürlich quält er uns in der Vorbereitung, man spürt es nach jedem Training. Mit Schleiferei in der Vorbereitung muss man leben, den Lohn gibt es hoffentlich in der Saison abzuholen.
Neuzugänge fehlen nach wie vor.
Klar könnten wir Verstärkungen gebrauchen – wie jedes Team. Aber ich sage auch: Bei uns wächst gerade etwas zusammen, wir haben einen gewissen Kern, um den herum sich etwas entwickeln kann. Der Spirit im Team stimmt!
Auch, weil einige Störenfriede aussortiert wurden?
Es ist nicht mein Ding, das zu beurteilen.
Warum sind Sie so überzeugt davon, dass es besser wird?
Die ganze letzte Saison, dieser Existenzkampf, das war alles nicht leicht. Das Erlebnis Kiel muss uns zusammenschweißen. Wenn man so knapp am Abstieg vorbeigeschrammt ist, MUSS man daraus etwas machen.
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