Vier für Johnson
Die Löwen lassen den U21-Europameister nach Wolfsburg wechseln – für rund 1,5 Millionen Euro. „Wir leben von solchen Transfers“, erklärt Lienen. Der Trainer will jetzt den Rumänen Lovin holen
ST. JOHANN Sie konnten dem Geld am Ende nicht widerstehen – und so ließ der TSV 1860 am Mittwochmorgen das nächste Talent ziehen, für rund 1,5 Millionen Euro Ablöse. U21-Europameister Fabian Johnson wechselt nach wochenlangem Feilschen ein Jahr vor Vertragsende zum VfL Wolfsburg.
Das nächste Löwen-Juwel geht also. Im Winter war erst Timo Gebhart für drei Millionen Euro zum VfB Stuttgart gewechselt, Sven Bender wurde im Juni zu Borussia Dortmund transferiert (im Tausch mit Antonio Rukavina) – und nun zieht's also Johnson weg.
Der 21-Jährige, der den Ex-Löwen Marcel Schäfer und Daniel Baier in die VW-Stadt folgt, war einer der Wunschspieler des Deutschen Meisters. „Johnson will sich in der Bundesliga durchsetzen. Das ist nicht verwunderlich. Denn schließlich haben wir diesen unbändigen Ehrgeiz und Leistungswillen in der Ausbildung, die Fabian bei uns genossen hat, entwickelt und gefördert“, so lässt sich Geschäftsführer Manfred Stoffers in der Pressemitteilung zitieren.
Trainer Ewald Lienen erklärt es so: „Wir mussten ihn verkaufen, wir leben von solchen Transfers." Angeblich hat sich 1860 einen Sonderbonus in den Vertrag schreiben lassen, sollte Johnson in Wolfsburg A-Nationalspieler werden. Die Johnson-Ablöse ermöglicht es den Löwen, neuen Spieler zu finanzieren. „Sonst können wir uns diese Mannschaft nicht leisten“, sagt Lienen. „Bei aller Wertschätzung gegenüber Fabian: Ich habe es lieber, wenn ich mich auf vier Positionen verstärken kann." Vier für Johnson.
Einen Fan-Aufstand wird es wegen des Wechsels von Johnson (seit 1996 bei den Löwen) kaum geben. "Es gibt andere Spieler", sagt Stadionsprecher Stefan Schneider, "denen die Fans nachweinen würden, nicht Fabian. Das viele Geld in Wolfsburg ist sicher ein netter Nebeneffekt für ihn."
Wie legt 1860 die Johnson-Millionen an? „Mit diesem Geld können wir Leihgeschäfte finanzieren“, sagt Lienen. Etwa den Deal mit dem 18-jährigen serbischen Talent Aleksandar Ignjoski (kam vom OFK Belgrad) oder Florin Lovin von Steaua Bukarest.
Der 27-jährige Mittelfeldspieler ist seit Dienstag im Trainingslager in St. Johann, verhandelt dort mit Manager Miki Stevic über einen Vertrag. „Es ist ein Ziel von uns", sagt Lienen, „diesen Spieler zu holen. Lovin ist ein klarer Sechser, der körperliche Präsenz und einen klaren Spielaufbau hat. Er war jahrelang Stammspieler bei Steaua. Er hat letztes Jahr mit Bukarest auch gegen die Bayern in der Champions League gespielt. Lovin ist unsere erste Option."
Mittrainiert hat der Rumäne in St. Johann noch nicht – das wird ihm von seinem aktuellen Verein (noch) untersagt. Aber Lienen ist optimistisch, dass der Deal noch vor dem Wochenende klappt: „Wir wollen, dass das so schnell wie möglich über die Bühne geht. Er ist unserem Projekt sehr aufgeschlossen."
Dass Lovin ein Thema für 1860 geworden ist, hat man auch dem Präsidenten von Steaua Bukarest zu verdanken. Lienen: „Florin hat den Präsidenten kritisiert, weil Zahlungen ausgeblieben sind. Der hat ihn danach sofort in die zweite Mannschaft gesteckt. Lovin hat auch Angebote aus Russland und Israel, aber er würde gerne zu uns kommen."