"Viel Tee, nie Frühstück, freitags Hähnchenschenkel"
Gabor Kiraly ist der älteste Löwe. Welche Rituale er befolgt, was das Fitness-Geheimnis des 37-Jährigen ist, welche Lebensmittel im Kühlschrank nie fehlen – und was sich sein Sohn so sehr von ihm wünscht.
AZ: Herr Kiraly, Sie waren laut „Kicker“ vergangene Saison der zweitbeste Torhüter der Liga – mit 37 Jahren. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
GABOR KIRALY: Mein Geheimnis ist vor allem die Motivation, für diese Mannschaft spielen zu dürfen. Wir haben eine gute Harmonie in der Mannschaft und das lässt mich immer weitermachen.
Wie wichtig ist Fitness?
Natürlich muss ich auf meinen Körper achten. Ich versuche die Trainingseinheiten für mich so zu gestalten, dass ich beim Spiel auf den Punkt fit bin. Es geht darum, dass ich mir die Übungseinheiten einteile, hier und da vielleicht auch mal ein bisschen weniger mache, als die anderen – damit ich am Spieltag bei einhundert Prozent sein kann.
Wie sieht es mit der Ernährung aus?
Die ist für mich extrem wichtig. Ich achte sehr darauf, was und wann ich esse.
Was bedeutet das?
Ich frühstücke zum Beispiel nie.
Nie?
Nein, nie. Wenn ich frühstücke, fühle ich mich satt und träge – und das stört mich. Ich kann nicht mal zwei, drei Stückchen Banane essen. Ich trinke morgens nur Tee.
Dann haben Sie hier im Trainingslager morgens also auch noch nie gegessen?
Doch, ich habe es hier einmal versucht. Aber dann habe ich über zwei Stunden gebraucht, um mich wieder gut und fit zu fühlen. Ich bin es einfach nicht gewohnt, etwas zu frühstücken. Das war schon früher in Ungarn so. Ich habe mir in der Schule zwar immer morgens um sieben Uhr etwas zu Essen gekauft, es aber immer erst in der Pause um 10 Uhr gegessen. Ich kann nicht aufstehen und gleich essen.
Was ist dann die wichtigste Mahlzeit für Sie?
Ganz klar: das Mittagessen. Abends esse ich auch nur ganz wenig. Wobei es auch darauf ankommt, ob wir am nächsten Tag spielen oder frei haben. Meistens gibt es nur eine Suppe oder einen Salat.
Das geht?
Ich esse ausreichend. Aber eben über den ganzen Tag verteilt. In der vergangenen Saison habe ich zum Beispiel den optimalen Weg für mich gefunden. Da habe ich morgens immer nur Tee getrunken, mittags gegessen, worauf ich gerade Lust hatte und abends wieder nur Tee getrunken – sonst gar nichts. Das habe ich die komplette Saison durchgezogen – das war richtig super für mich und meinen Körper.
Ist da auch ein bisschen Aberglaube mit dabei?
Auf jeden Fall. Die zwei Tage vor einer Partie esse ich zum Beispiel immer die gleichen Mahlzeiten. Wenn samstags das Spiel ist, gibt es donnerstags Fisch und freitags Hähnchenschenkel. Diese Lebensmittel habe ich immer zu Hause – auch wenn der Kühlschrank ansonsten mal leer sein sollte. Zusätzlich sind bei mir auch immer Reis und Nudeln im Haus.
Wie lange wird Sie diese asketische Lebensweise noch in der aktiven Karriere halten?
Das ist ganz schwer zu sagen. Es kommt ganz darauf an, wie lange ich noch mithalten kann – das ist immerhin schon meine 21. Saisonvorbereitung. Ich habe schon viel erlebt. Mein Sohn hat aber schon einen Plan erarbeitet: Ich muss spielen, bis ich etwa 45 Jahre alt bin. Denn dann ist er selbst 17 oder 18 Jahre alt und könnte gemeinsam mit mir spielen. Das ist sein großer Wunsch, gemeinsam mit mir Torwart zu sein. (lacht)
Sie haben für die Zeit nach der Karriere schon vorgesorgt und begonnen, den Trainerschein zu machen.
Ich wollte in Ungarn eigentlich nur den Torwart-Trainerschein machen. Der ungarische Verband bot dann einen normalen Kurs für den A- und B-Trainerschein an – und ich habe mich eben dafür entschieden.
Sie müssen auch ein Praktikum absolvieren.
Ja. Ich habe schon eines in Ungarn gemacht und werde wahrscheinlich noch eines bei den Löwen machen. Wie genau das aussehen wird, weiß ich aber noch nicht. Das werden wir noch besprechen.
Wenn Sie wirklich mal Trainer sein sollten – sehen wir Sie dann auf der Bank mit Ihrer grauen Schlabberhose?
(lacht) Da könnte man ja vielleicht mal drüber reden. Aber nein: Ich weiß natürlich, dass da ein ganz anderer Kleidungsstil gefragt ist. Du musst dann auch eine Art Vorbild sein.
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