Verlierer des Aufschwungs: Niederlechner nur noch Bankdrücker – das sagt 1860-Trainer Kauczinski

Des einen Freud ist des anderen Leid. Ein Spruch, der sich in den letzten Wochen und Monaten im Sturm der Sechzger in unregelmäßigen Abständen stets aufs Neue bewahrheitet hat.
Aktuell erfreut sich der TSV 1860 an Top-Torjäger Sigurd Haugen, der den aufstrebenden Drittligisten am vergangenen Samstag zum 1:0-Auswärtssieg beim SSV Ulm 1846 geschossen hat. "Siggi ist unser bester Torjäger", lobte Chefcoach Markus Kauczinski und rechtfertigte seine Nominierung, nicht ohne den Norwegen für seine mangelnde Chancenverwertung zu kritisieren. Leidens-Löwe ist dagegen nach Patrick Hobsch, der kürzlich ebenfalls lange auf seine Chance warten musste, nun ein Angreifer, der von Saisonbeginn an gesetzt zu sein schien: Florian Niederlechner.
Unter Glöckner war Niederlechner noch gesetzt, jetzt ist er Reservist
Der 35-jährige Rückkehrer zu seinem Herzensverein, der unter Ex-Trainer Patrick Glöckner noch in jedem Drittliga-Duell von Beginn an auf dem Rasen gestanden war und die Blauen beim 0:2 gegen Erzgebirge Aue sogar als Kapitän aufs Feld geführt hatte, ist aktuell unter Nachfolger Kauczinski nur Reservist. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Haugen sein Standing als Top-Torjäger erarbeitet hat (sechs Saisontore) und durch sein Tempo und seine Tiefenläufe wichtige Elemente in den Sechzger-Sturm einbringt, auf die Kauczinski derzeit nicht verzichten kann und will.
"Er ist nicht weit weg von der Startelf", sagte Kauczinski in Ulm über die Nichtberücksichtigung Niederlechners, der auch erst 15 Minuten vor Spielende als Teilzeit-Löwe eingewechselt worden war. Zuvor beim 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Saarbrücken hatte der Routinier sogar nur noch drei Minütchen Spielzeit bekommen. "Es war das Momentum für Hobschi", erklärte Sechzigs Chefcoach über den Mann, der nach längerem Reservistendasein gegen den FCS die Führung besorgt hatte. Prompt war es nun in Ulm mit Haugen der nächste Konkurrent des hochkarätigen Neulöwen Niederlechner, der den zweiten Dreier in Serie besiegelte.
Niederlechner wartet seit 14 Spielen auf einen Ligatreffer
Dann wäre da noch die Torquote des gebürtigen Ebersbergers, an der er sich messen lassen muss: Nachdem der Neuzugang von Zweitligist Hertha BSC Berlin zu Saisonbeginn noch mit zwei Treffern in den ersten beiden Spielen bei RW Essen (1:1) und gegen den VfL Osnabrück (2:0) geglänzt hatte, kam in den 14 Liga-Partien danach kein einziger Treffer mehr hinzu. Fairerweise sei ergänzt, dass Niederlechner drei Vorlagen zu Buche stehen hat und beim 0:1 beim SV Wehen Wiesbaden in der Schlussphase einen Treffer erzielt hat, der allerdings aufgrund von Abseits nicht zählte.
Und dennoch meinte Kauczinski über die Rangordnung des Trios: "Die drei sind auf Augenhöhe, das wird sich auch immer wieder verdrehen. Und dann wären da noch Maximilian Wolfram, der mit acht Treffern und vier Assists zu den torgefährlichsten Löwen der Vorsaison zählte und Justin Steinkötter, der nach satten 20 Treffern für Regionalligist TSV Steinbach gewiss auf mehr Bewährungschancen bei 1860 eine Liga höher gehofft hatte.
Unter Kauczinski hat niemand eine Startelf-Garantie
Eine Garantie, in der Startelf zu stehen oder gar alle 90 Minuten plus x auf dem Rasen zu stehen, hat bei Kauczinski jedenfalls keiner: "Die Jungs müssen immer zeigen, was sie drauf haben. Ich bewerte alles, was ich sehe." Scheint so, als würde Kauczinskis Leistungsprinzip der Mannschaft der Sechzger gut zu Gesicht stehen, schließlich stehen in den sechs Duellen unter Kauczinski vier Siege und zwei Pleiten zu Buche. Ergibt einen Punkteschnitt von 2,0, der hochgerechnet sogar für höhere Ziele befähigen könnte.
Zurück zu Niederlechner. Wer den meinungsstarken Torjäger kennt, der weiß: Der Wahl-Rosenheimer, der am Donnerstag mit Torhüter Thomas Dähne einen Fanshop dort in der Voralpenstadt eröffnen darf, wird nicht aufstecken, sondern seine nächste Chance wittern. Die Löwenfans dürften sich einig sein, ihn schnellstmöglich nochmal so schön jubeln sehen zu wollen wie in Essen und bei seiner Heimpremiere gegen Osnabrück, als er im Überschwang der Gefühle jeweils auf das Löwen-Wappen auf seiner Brust geklopft hat.