Vallori: "Nach der Karriere werde ich Lehrer"
Löwen-Profi Vallori spricht über seinen Weg zum Fan-Liebling – und sagt, wie er privat tickt
AZ: Herr Vallori, Sie schrieben vor Kurzem auf Facebook: „Seit dem ersten Tag hier in München bin ich sehr glücklich, ein Teil dieses Klubs zu sein”. Die Fans scheinen Ihnen das zu glauben, Sie sind Publikumsliebling.
GUILLERMO VALLORI: Es stimmt schon, die Fans bei 1860 haben mich sehr schnell in ihr Herz geschlossen. Das hat mich letztes Jahr auch ein wenig überrascht, wie schnell das ging. Vielleicht haben die Fans gemerkt, dass ich mir wirklich den Hintern aufreiße für den Klub, dass ich meine ganze Energie in das Spiel werfe. Aber die Liebe zu Fans und Klub ist gegenseitig.
Wann haben Sie gemerkt, dass die Beziehung zwischen Ihnen und den Löwen eine Besondere werden könnte?
Ich habe mich bei 1860 wirklich vom ersten Tag daheim gefühlt. Die Kollegen haben mich toll aufgenommen, die Fans waren herzlich. Richtig los ging es aber nach meinem ersten Treffer für 1860...
..ein wuchtiger, direkt verwandelter Freistoß gegen Duisburg. Danach sind Sie sekundenlang über den Rasen gerutscht.
Das Verrückte war: Ich wusste irgendwie schon bevor ich antrat, dass ich treffen würde. Ich werde nie vergessen, wie die Fans gejubelt haben nach diesem Tor. Meine Geste war ein Dank an die Fans.
Irgendwie scheinen Sie ein Spezialist für besondere Tore zu sein. In Zürich haben Sie mal vom Mittelkreis getroffen, in der Hinrunde ist Ihnen in Ingolstadt ein Tor nach einem doppelten Heber gelungen. Glauben Sie, so ein Tor könnte Ihnen nochmal gelingen, und sei es nur im Training?
Na jaaaa. In dem Moment war der Bewegungsablauf für mich jedenfalls der natürlichste der Welt (lacht). Am nächsten Morgen hat mich meine Mutter aufgeregt angerufen, die Medien in Spanien hätten geschrieben, das Tor wäre eines Messi und Iniesta würdig gewesen. Hombre, die Wahrheit ist, dass ich es liebe, Tore zu schießen. Die Gefühlsexplosion nach einem Treffer ist unbeschreiblich.
Tja, Beruf verfehlt. Nie darüber nachgedacht, Stürmer zu werden statt Innenverteidiger?
Nein, nein, das ist schon richtig so. Ich bin ein kleiner Kontrollfreak und fühle mich wohler, wenn ich das Spielfeld vor mir habe. Aber ich habe noch ein paar Tore in petto.
Sie haben erst Ihr Grundschul-Lehramt-Studium abgeschlossen, sind erst mit 27 Voll-Profi geworden. Wie kam das?
Mit 16 hat mich Real Mallorca aussortiert, also habe ich mich auf Schule und Studium konzentriert, aber nebenher auch immer Fußball gespielt. Während des Studiums bin ich zwischen Mallorca und Ibiza gependelt, wo ich bei einem Drittligisten gekickt habe. Und als ich gerade fertig war mit dem Studium, bekam ich die Einladung zum Probetraining bei den Grasshoppers.
Sonst würden Sie jetzt Kinder unterrichten?
Klar! Und das mit genauso großer Freude. Ich kann mir, abgesehen vom Fußball, nichts Schöneres vorstellen, als Kindern Dinge beizubringen. Diese Aufgabe erfüllt mich.
Nach der Karriere werden Sie also wieder Lehrer?
Auf jeden Fall! Ich bin Lehrer. Ich würde im Idealfall noch sieben, acht Jahre Fußball spielen, aber dann geh ich brav jeden Tag auf Mallorca in die Schule und bring den Kids Spanisch und Katalanisch bei.
Und bis dahin bleiben Sie bei 1860?
Wenn ich noch so lange gut genug bin für die Löwen... Ich liebe den Klub, mir gefällt München sehr gut, auch meine Eltern fühlen sich hier wohl, wenn sie mich besuchen kommen. In meinem allerletzten Karrierejahr würde ich gerne wieder auf Ibiza spielen. Aber bis dahin – wieso nicht?
Von allen Löwen-Spielern sind Sie der aktivste auf Facebook. Fast jeden Tag schreiben Sie Texte – auf Deutsch, Spanisch und Englisch – oder teilen Fotos. Und immer beenden Sie Ihre Posts mit „Einmal Löwe, immer Löwe”.
Das mache ich sehr gerne und macht mir sehr großen Spaß. Ich bin ein Riesen-Fan des FC Barcelona und sauge alles auf über den Klub. Ich kenne also die andere Seite, weiß, wie es ist, Fan zu sein. Mit Facebook und Twitter kann ich mit den Fans kommunizieren. Ich finde, das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann. Und auch da ist es unglaublich, was die Fans sich einfallen lassen.
Freuen Sie sich eigentlich, dass Pep Guardiola nach München kommt?
Hombre, ich bin Barca-Fan, kein Anhänger der Bayern! Deshalb ist das ein bisschen schwierig für mich. Aber Pep ist natürlich ein sehr guter Trainer. In der Vergangenheit habe ich Bayern nicht oft zugeschaut, das wird nächste Saison vielleicht ein bisschen mehr.
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