Und einer bleibt cool
MAINZ - Marco Kurz, der „blaue Buddha“ von Giesing, feiert seinen Triumph in Mainz bemerkenswert ruhig. Nun darf er (vorerst) 1860-Coach bleiben. Stevic: „Jetzt über den Trainer zu reden, wäre lächerlich."
Das Jubeln überließ er den anderen. Während die Löwen-Spieler sich nach dem spektakulären 2:2 in Mainz in den Armen lagen, suchte Marco Kurz die Einsamkeit. Der Trainer stand abseits, wischte sich mit seiner Hand einmal erleichtert über die Nase, atmete tief durch und schlenderte dann mit den Händen in seinen Hosentaschen gedankenverloren über den Rasen.
Kurz, wegen seiner bemerkenswerten Ruhe vor dem Spiel von der AZ schon als „blauer Buddha“ bezeichnet, gab nun den Beckenbauer (unvergessen, wie einsam triumphierend er in Rom 1990 den WM-Titel feierte). Das Jubeln mit den Fans überließ Kurz dem neuen Sportdirektor Miroslav Stevic. Der hatte, nachdem er Kurz direkt nach Abpfiff liebevoll den Kopf getätschelt hatte, jeden einzelnen Spieler in den Arm genommen und jedem ein paar Nettigkeiten ins Ohr geflüstert.
Kurz blieb lieber für sich. Er wusste ja, dass dieses Spiel in Mainz nicht das letzte Mal gewesen sein sollte, dass er die Löwen als Trainer aufs Spielfeld führte. „Es wäre lächerlich, jetzt nach so einem Spiel über den Trainer zu diskutieren", sagte Stevic.
Tatsächlich hatten die Löwen gut gespielt. Kein Vergleich zum desolaten Auftritt acht Tage zuvor gegen Freiburg. Allein in Halbzeit eins hatten sie sich sieben Großchancen erspielt. Und das, obwohl sie nach 34 Minuten sogar „eigentlich schon wieder tot", gewesen waren, wie Kapitän Daniel Bierofka sagte. 2:0 für Mainz stand es, durch Tore von Heller und Borja, „wir sind kalt erwischt worden", meinte Kurz. Aber dieses Mal gaben sie sich nicht auf.
Das registrierte auch Stevic an der Seitenlinie mit Genugtuung: „Die Spieler haben die beste Antwort gegeben. Solche Leidenschaft, Entschlossenheit! Da sieht man, dass Trainer und Mannschaft in die gleiche Richtung gehen." Und: „Die Spieler haben gezeigt, was jeder Fan sehen wollte von ihnen. Wenn sie das immer zeigen, dann werden wir auch unsere Ziele erreichen."
Doch wer glaubt, dass dies eine Jobgarantie für Kurz wäre, der irrt. Denn Stevic, der sich in der Trainerfrage unter der Woche stets ambivalent gezeigt hatte, sagte am Sonntag dann eben auch: „Für 1860 ist jedes Spiel in der zweiten Liga ein Schicksalsspiel." Schließlich ginge es in der Liga stets um den Aufstieg in die Bundesliga. Viel tiefer sollten die Löwen, die nach dem Remis immer noch Tabellenelfter sind, also nicht mehr fallen. Auch Kurz vermied es, sich zu sehr in Sicherheit zu wähnen. „Es ist klar, dass nächsten Sonntag gegen Ahlen nur ein Sieg zählt."
Sonst könnten wieder, wie Kurz am Freitag anmerkte, die Mechanismen greifen, „die wir alle nicht erfunden haben." Und auch, wenn sich Kurz ganz sicher nicht Freude würde über einen Rauswurf, er würde ihn ganz sicher mit Würde aufnehmen. „Es geht hier nicht um mich, sondern um die Mannschaft und den Verein", betonte er am Sonntag wieder. „Um meine Person habe ich mir noch nie Sorgen gemacht.“ So kommt man auch durchs Leben.
Filippo Cataldo