"Über den Trainer zu reden, wäre jetzt lächerlich"
MAINZ - Aus 0:2 wird ein 2:2 für die Löwen in Mainz. Da hält auch Sportdirektor Stevic am 1860-Coach fest. Lauths Treffer rettet Kurz.
Am Ende lag Daniel Bierofka am Boden – aber nicht der TSV 1860. Der Kapitän hatte in der Schlusssekunde, beim Stand von 2:2, einen gefährlichen Freistoß der Mainzer ins Gesicht geschossen bekommen, er war benommen. Doch immerhin hatte er seinen Löwen das Unentschieden gerettet. Ins Taumeln geraten waren die Sechzger beim FSV Mainz nur in der Anfangsphase, nach der Partie aber konnten sie sich aufrechten Ganges – anders als nach dem 0:2 gegen Freiburg vor acht Tagen – auf den Heimweg machen. Miroslav Stevic, der neue Sportdirektor, tätschelte Trainer Marco Kurz sogar zärtlich den Kopf. Ein klares Zeichen: Kurz darf (vorerst) bleiben.
Dabei schien nach nur 34 Minuten für die Löwen schon alles vorbei zu sein. Als Felix Borja Mainz mit 2:0 in Führung gebracht hatte, dachten viele, der Tabellendritte werde hier, sorry, Namenswitz, kurzen Prozess machen mit Trainer Kurz, um dessen Job es in Mainz gehen sollte. Drei Minuten später waren die Löwen zurück im Spiel.
Manuel Schäffler staubte ab, traf und reanimierte die Sechzger. Sieben Großchancen hatten sie sich in Halbzeit eins erarbeitet. Daniel Bierofka (14.) und Mate Ghvinianidze (37.) trafen nur den Pfosten, Benny Lauth schoss (28.) und köpfte drüber (44.), Bierofka schoss den Torwart an (19.) und traf mit der Hacke das Tor nicht (39.).
Ja, die Löwen traten anders auf als zuletzt gegen Freiburg. Sie taten das, was ihr neuer Sportdirektor Miki Stevic gefordert hatte: Sie kämpften, bissen, spielten. Für sich, für 1860, für die Fans – und für ihren Trainer Marco Kurz. „Ich wusste schon zur Halbzeit, dass wir belohnt werden würden“, sagte Sportdirektor Stevic nach Abpfiff. „Es war sogar noch ein bisschen mehr drin.“
In der Hälfte zwei gelang Lauth der ersehnte Ausgleich. Nach einer Hereingabe vom Last-Minute-Zugang Antonio Rukavina köpfte er den Ball mit Wucht ins Tor. Und wären die Löwen nicht schon nach vier Minuten durch Florian Heller in Rückstand geraten, hätte Stevic dem zu Hause gebliebenen Präsidenten Rainer Beeck nach Abpfiff noch bessere Nachrichten durchtelefonieren können. Aber auch so wird es für Stevic kein unangenehmes Telefonat gewesen sein. Die Löwen, sie leben wieder. Und die Diskussion um Kurz hat sich erst mal erledigt.
„Es wäre lächerlich, nach dieser Leistung jetzt über den Trainer zu reden“, sagte Stevic. „Die Spieler haben die beste Antwort gegeben. Solche Leidenschaft, Entschlossenheit! Da sieht man, dass Trainer und Mannschaft in die gleiche Richtung gehen.“ Und auch Stevic zieht’s in diese Richtung. Als Kurz die Mannschaft nach Abpfiff im Kreis zusammenrief, da reihte sich auch der Sportdirektor ein in den Löwen-Ringeltanz. Noch so ein aussagekräftiges Bild. Zumindest am nächsten Sonntag, beim Wiedergutmachungs-Heimspiel gegen Ahlen, wird Marco Kurz noch auf der Löwen-Bank sitzen.
Und was sagt Kurz selbst? „Auf die Mannschaft ist viel eingeprasselt in der letzten Woche. Wie sie hier reahiert hat, verdient ein Riesenkompliment.“ Und über seine Zukunft bei 1860: „Um meine Person mache ich mir nie Sorgen.“ Der coole Herr Kurz.
Filippo Cataldo, Oliver Griss