TSV 1860: Sportchef Werner kritisiert Fehlentscheidungen
München – Woche für Woche prasselt enorm viel ein auf die Löwen. Die sportliche wie vereinspolitische Achterbahnfahrt kostet die Verantwortlichen Kraft. Kommt dann auch noch dieser toxische Mix aus teils völlig überzogenen Erwartungen, einer Nicht-Akzeptanz der Giesinger Realitäten und der Häufung von Benachteiligungen auf dem Rasen dazu, kann einem Funktionär schon mal der Kragen platzen. So geschehen bei Sport-Boss Christian Werner.
"Wir sind mit der Niederlage in Rostock total unzufrieden und wollen uns nicht hinter der ein oder anderen Sache verstecken, aber wir wollen sie trotzdem transparent machen", sagte der Geschäftsführer des TSV 1860 am Dienstag verärgert, aber wohlüberlegt. Der 43-Jährige hatte dafür aus freien Stücken an der regelmäßig stattfindenden Medienrunde mit Trainer Argirios Giannikis teilgenommen. Die AZ zeigt Werners Klartext:
Werner und Giannikis "arbeiten wie die Verrückten für den maximalen Erfolg"
Sechzigs sportliche Entwicklung: Werner machte nicht den Fehler, die Gründe für die neuerliche Heimpleite und Platz zwölf in der Tabelle nur an den folgenden Unwägbarkeiten festzumachen. "Wir wollen keine Ausreden. Der Trainer und ich, wir arbeiten wie die Verrückten für den maximalen Erfolg", stellte der Sportchef klar.
Giannikis ergänzte (selbst-)kritisch: "Wir arbeiten täglich an den Dingen, die wir beeinflussen können. Wir haben gegen Rostock eine ordentliche erste Halbzeit gespielt und müssen das 2:0 machen. Wir müssen auch ohne Kapitän und Vizekapitän so gestanden sein, dass wir Rostocks Drangphase besser überstehen."
AZ-Info: 1860 kontaktiert DFB wegen Fehlentscheidungen
Die Benachteiligungs-Tabelle: Was die sportliche Leitung aber ohnmächtig zurücklässt, ist die Häufung der krassen Fehlentscheidungen: sechs Elfmeter gegen den TSV, null für 1860. So lautet das weiß-blaue Elfmeter-Protokoll. Werners einleitende Worte dazu: "Irgendwann sind wir an einem Punkt, an dem wir als Klub sagen müssen: Wir müssen das an die Öffentlichkeit bringen, damit sich gewisse Dinge ändern können."
Es folgt die Schiri-Schelte des 186-Bosses: "Die Schiedsrichter-Benachteiligungen sind so wettbewerbsverzerrend, dass sich die Schiedsrichter und die Leute beim DFB ihrer Verantwortung bewusst werden müssen." Nach AZ-Informationen hat 1860 auch ein entsprechendes Schreiben an den DFB geschickt. Werners bitteres Fazit: "In einer so extrem engen Liga spielt derjenige um den Aufstieg mit, der seltener benachteiligt worden ist. "
Erwartungshaltung und Etat-Ranking: Der zweite Punkt, den Werner machen wollte: Rund um den turbulenten Traditionsverein TSV 1860 werden oftmals enorme, teils, völlig überzogene Erwartungen geschürt.
"Es will bei Sechzig München nur keiner hören, wenn man die Dinge realistisch einordnet", so Werner. Um seine Aussagen zu stützen, verwies Werner auf die imaginäre Etat-Tabelle der Dritten Liga, die kürzlich vom DFB an die Vereine weitergegeben wurde: "Wir liegen dabei im Liga-Vergleich auf Rang 15."
Werner hinterfragt die hohe Erwartungshaltung beim TSV 1860
Laut dieser Einordnung wäre 1860 – finanziell gesehen – fast ein Abstiegskandidat. "Wir haben einen schweren Stand in der Dritten Liga", gibt Werner zu und fragt sich selbst sowie in die Medienrunde: "Wenn wir im unteren Drittel der Liga angekommen sind, warum ist dann die Erwartungshaltung, dass wir um den Aufstieg mitspielen?"
Das können wir Ihnen schon sagen, Herr Werner: Weil 1860 ein stolzer Traditionsverein ist und die Fans noch die glorreiche Vereinshistorie vor Augen haben – dies wird sich trotz des berechtigten Ärgers über Schiris und des realistischeren Saisonziels Klassenerhalt wohl auch niemals ändern.
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