TSV 1860: Neuzugang Herbert Paul ging aus Angst vor Karriereende ins Kloster
Bodenmais - Es war mal wieder ein Malheur der Kategorie "typisch Sechzig": Herbert Paul, Neuzugang des TSV 1860, musste im Test beim BSC Sendling (10:1) mit seinem Vornamen auf dem Rücken auflaufen, weil die Sechzger sein Trikot fälschlicherweise mit "Herbert" beflockten.
"Das war nicht so wild. Ich hab' eben zwei Vornamen. Das Trikot bekommt einen besonderen Platz", witzelt der Verteidiger und erklärt die Herkunft seines Vornamens: "Meine Eltern stammen aus Kasachstan, aber ich wurde in Deutschland geboren und sie wollten für mich einen richtig deutschen Namen. Mittlerweile hab' ich mich damit angefreundet - war nicht immer so."
Herbert Paul: "Ich hatte Angst, Fehler zu machen"
Der 24-jährige Neulöwe war im Laufe seiner Karriere auch nicht immer so tiefenentspannt wie bei seiner offiziellen Vorstellung am Freitag im 1860-Trainingslager in Bodenmais, denn: Paul hat auch schon die Schattenseiten des Profifußballs erlebt. Der gebürtige Ingolstädter verpasste nach seinem Wechsel 2010 vom FCI zur SpVgg Greuther Fürth den Sprung zu den Profis. "Damals war ich vom Kopf her noch nicht soweit" so Paul. Es kam noch schlimmer: Nach dem Transfer im Sommer 2014 zum FC Bayern II, wo er hin und wieder mit Verteidiger-Vorbild Phillipp Lahm trainieren durfte, löste er ein Jahr später seinen Vertrag auf. Die Gründe? Stammplatzverlust. Und Versagensängste. Der Abwehrspieler offen: "Ich habe mir zu viele Gedanken gemacht. Ich hatte Angst, Fehler zu machen und große Zweifel."
Es folgten Vertragsauflösung und der Gang zum Arbeitsamt. "Das war eine schwere Zeit, als ich mich mit meinem Karriereende beschäftigen musste", so Paul: "Als junger Fußballer denkst Du Dir: ‚Arbeitslos? Ich doch nicht!'" Kurios: Zu seinem zweiten Anlauf beim 1. FC Schweinfurt 05 verhalf Paul der Gang ins Kloster. Er erklärt: "Während der Zeit bei den Bayern bin ich in der Winterpause nach Sri Lanka geflogen und habe dort in einem Kloster mit Mönchen meditiert."
Das habe Paul beibehalten: "Ich meditiere nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen. Es verhilft mir zu klaren Gedanken, das ist auch im Fußball wichtig." Er habe erfahren, "dass nichts selbstverständlich ist". Auch nicht der Wechsel zu Sechzig. Die Ziele des Meditationslöwen? "Bei Sechzig und in der Dritten Liga ankommen - und irgendwann Zweite Liga spielen."
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