TSV 1860 München: Ivica Olic wegen Sportwetten gesperrt
München - Es gibt Dinge, die sind nicht zu rechtfertigen. Man kann nur versuchen, sie zu erklären. Wie glaubwürdig diese dann sind, das steht dann wieder auf einem ganz anderen Blatt. Die Worte von Ivica Olic fallen in die Kategorie Erklärungsversuch.
"Ich habe Freunden meine Kreditkarte zur Verfügung gestellt!" Mit diesem Satz versuchte Olic zu erklären, was auf einen Schlag einen Schatten auf eine bislang großartige Spielerkarriere wirft. Das Bild vom fairen und tadellosen Sportsmann hat mit einem Mal (und mehreren Wettscheinen) großen Schaden genommen. Das DFB-Sportgericht verurteilte den Stürmer des TSV 1860 wegen Sportwetten zu einer Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro und belegte den Kroaten mit zwei Spielen Sperre. Das gab Sechzig am Mittwoch bekannt und erklärte, den 37-Jährigen ebenfalls mit einer hohen Geldstrafe belegen zu wollen.
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Die vermeintliche Erklärung von Olic wirkte aber genauso unglücklich wie die gesamte Aktion. "Das war natürlich ein großer Fehler. Ich habe mich mit Freunden an Kombi-Wetten beteiligt, indem ich ihnen meine Kreditkarte zur Verfügung gestellt habe. Da waren auch Zweitliga-Spiele dabei, auf Sechzig haben wir natürlich nicht gewettet", ließ der einstige Bayern-Star mitteilen: "Es ging dabei auch nicht um größere Geldbeträge, sondern lediglich um Spaß."
Kein Hinweis auf Wettmanipulationen
Spaß also. Aha. Damit hat er seinem Arbeitgeber in dessen sportlich schwieriger Situation unerwartet großen Ärger bereitet. Mehr als unbedacht war, dass jene Freunde mit seiner Kreditkarte ausgerechnet auf Spiele der Liga setzten, in der ihr Kumpel sein Geld verdient. Die Sechzger, gerade auf dem Weg zu mehr Stabilität, sind um einen Skandal reicher. Der Zeitpunkt könnte ungünstiger kaum sein.
1860 rutschte zuletzt auf Tabellenplatz 14 ab. Und das, nachdem Sportchef Thomas Eichin und Investor Hasan Ismaik verkündet hatten, absehbar den Aufstieg in Angriff nehmen zu wollen. Dabei sollte Olic helfen, nicht zuletzt mit seiner Erfahrung. Warum diese Routine ihn nicht vom Wetten oder der Unterstützung von Sportwetten abhielt, wird der Kroate beantworten müssen. Einwandfrei war sein Image sowohl beim FC Bayern (2009 – 2012), in Wolfsburg (2012 – 2015) oder beim Hamburger SV (2015 – 2016). "Ivica hat die Situation restlos aufgeklärt. Letztendlich handelt es sich um vereinsschädigendes Verhalten", erklärte Eichin: "Auch wenn Ivica seinen Fehler eingesehen hat, können wir das nicht akzeptieren. Ich bin zum ersten Mal mit so etwas betroffen. Wir werden als Verein darauf reagieren. Es ist nicht gerade glücklich, die Aktion trägt nicht zur Ruhe im Umfeld bei."
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Schon einmal hatten die Löwen mit einem Skandal wegen eines Spielers zu kämpfen. Nemanja Vucicevic war 2005 für sechs Monate gesperrt worden, nachdem er positiv auf Finasterid getestet worden war, was als Dopingmittel eingestuft wurde. Dem Serben war die Einnahme eines Haarwuchsmittels zum Verhängnis geworden. Eine ausgemachte Dummheit. So, wie jetzt bei Olic. "Es tut mir sehr leid, was passiert ist. Es war mir in diesem Moment einfach nicht bewusst", sagte er. Die Ironie an der Geschichte: Die Spiele gegen Fortuna Düsseldorf und beim VfB Stuttgart hätte er wegen anhaltender Knieprobleme ohnehin verpasst. Olic hat die Sperre akzeptiert, erklärten die Löwen. Immerhin: eine späte Einsicht. Eine zu späte.
DFB-Sportgericht verurteilt Ivica #Olic wegen Sportwetten. Konsequenzen beim #tsv1860 folgen: t.co pic.twitter.com/jnqxgJHkRa
— TSV 1860 München (@TSV1860) 12. Oktober 2016