TSV 1860 München: H-Woche als Härtetest für den hochgelobten Löwenkader

Der Anlauf hin zum sonntäglichen Start in die blaue H-Woche gefiel Patrick Glöckner ausgezeichnet. Elf gegen Elf ließ der Trainer des TSV 1860 am Donnerstag spielen und war begeistert. So gut habe er das selten gesehen, schwärmte der 48-Jährige.
So gut vielleicht, dass die Fans auf eine ungeschlagene Woche beim Triple mit Havelse, Hansa und Hoffenheim II hoffen können? Der Abschluss fällt schließlich mit dem Wiesn-Auftakt zusammen und das Prosit auf die Gemütlichkeit geht bekanntlich im Erfolgsfall leichter über die Lippen.
"Ich denke nicht so weit voraus", beteuerte Glöckner, "die Fans machen ihre Stimmung hoffentlich nicht von uns abhängig." Sechzig unter Glöckner, das ist vielmehr die Arbeit im Moment, der Fokus auf das Naheliegende, der Blick ins Fernglas steht quasi auf dem Index. "Wir versuchen immer, unser Bestes zu geben - mehr können wir auch nicht machen", so der Coach, der klarstellt: "Am Saisonende zählt es, nicht irgendwelche Zwischenstände." Wer will da widersprechen?
TSV 1860 muss vier Ausfälle verkraften
Aber diese H-Woche, sie hat tatsächlich ihre Tücken. Nach der Begegnung gegen den Aufsteiger aus Niedersachsen, bei der Sechzig angesichts der klaren Sieg-Erwartung eigentlich nur verlieren kann, bleiben knapp 72 Stunden bis zum knackigen Duell der großen Vorsaison-Aufstiegsfavoriten an der Ostseeküste in Rostock (der TSV wird dorthin fliegen) und anschließend wiederum knapp 72 Stunden bis zum Besuch der jungen Wilden aus dem Kraichgau, die bislang eines der positiven Überraschungsteams stellen.
Die Löwen werden in diesen sieben Tagen in vielerlei Hinsicht auf die Probe gestellt. Sie müssen zum einen Herausforderungen unter den unterschiedlichsten Voraussetzungen meistern, sie müssen nachweisen, dass ihr Kader nicht nur auf dem Papier über die qualitative Breite verfügt, die man ihm attestiert, sondern auch im Ernstfall - und der ist bei vier Ausfällen (Tim Danhof, Kilian Jakob, Max Reinthaler, Morris Schröter) und der mutmaßlichen Belastung zu erwarten. Und sie müssen eine der in der Dritten Liga seltenen Englischen Wochen durchstehen.
Glöckner deutet Veränderungen in der Startformation an
Glöckner und sein Trainer- wie Betreuerstab habe die Aufgabe "richtig zu dosieren und zu steuern", wie er ausführte. Was das konkret heißt: "Da geht es ganz viel um Regeneration. Es geht auch darum, den richtigen Impuls zur richtigen Zeit zu setzen. Wie viel Information können wir verteilen, wie viel Belastung können wir den Spielern zutrauen, in welchem Bereich der Intensität?" Einer, der "federführend" eine Rolle einnimmt, ist Athletiktrainer Philipp Kunz, aber auch auf die Physiotherapeuten Nick Wurian und Andre van Staa kommt gewiss viel Arbeit zu.
Zumal Glöckner zu den Trainern gehört, die bei der Aufstellung nicht zwingend die Rotationsmaschine anwerfen wollen. Der gebürtige Bonner ist ein Verfechter weniger Wechsel. "Es wird mit Sicherheit, die eine oder andere Veränderung in der Startformation geben", sagte der 48-Jährige, das Aber kam jedoch umgehend: "Ich bin immer ein Freund von Automatismen und von Eingespieltheit, und solange es die ersten Elf gut machen, bleiben sie auf dem Feld."

Glöckner deutet Rittmüller-Debüt an
Doch, er weiß freilich auch um die Möglichkeiten, die sich ihm etwa in der Offensive bieten. "Die Kaderbreite spielt uns vielleicht in die Karten. Es ist natürlich gut, wenn man Qualität nachlegen kann und individuell austauschen kann", sagte Glöckner wissend um die zahlreichen Alternativen von Patrick Hobsch über David Philipp, Maximilian Wolfram bis hin zu Julius Steinkötter und Youngster Emre Erdogan - jedenfalls bei der Annahme, dass am Sonntag das Trio Kevin Volland, Florian Niederlechner und Sigurd Haugen startet. Gerade auf den Außenbahnen sieht das ausfallbedingt etwas anders aus, deshalb war die Nachverpflichtung von Marvin Rittmüller wohltuend.
Wird der Ex-Braunschweiger gegen Havelse, das sich am Freitag mit dem Ex-Löwen Semi Belkahia verstärkte, beginnen? "Wir haben Marvin nicht geholt, dass er auf der Bank sitzt", sagte Glöckner zumindest, der mit dem Neuen noch variantenreicher agieren könne. Ein weiterer Trumpf für die blaue H-Woche?