TSV 1860 München: Gegen Illertissen droht den Löwen eine Meister-Party in trister Ferne
Die Löwen können am Dienstag gegen Illertissen den Regionalliga-Titel holen - oder doch lieber im Derby am Sonntag gegen Bayern? "Das wäre natürlich das Beste, was passieren kann", sagt Daniel Wein.
München - Berauschende Meisterparty dahoam? Im letzten Saison-Heimspiel im Grünwalder? Diese Konstellation wurde dem TSV 1860 bekanntlich verwehrt, weil nicht nur die Löwen beim 1:1 gegen den FC Augsburg II patzten, sondern auch Verfolger FC Bayern II bei Schalding-Heining siegte ( 4:2). Am Dienstag folgt Sechzigs zweiter "halber" Matchball - ein denkbar undankbarer.
Wenn Daniel Bierofkas Elf um 19 Uhr im Vöhlinstadion beim FV Illertissen (im AZ-Liveticker) antritt, könnte es nach Spielschluss heißen: Sechzig ist Meister der Regionalliga Bayern! Die Reserve des FC Bayern spielt um 18.15 Uhr gegen Pipinsried. Sollten die kleinen Bayern (65 Punkte) nicht gewinnen und Bierofkas Mannen (74) einen Dreier holen, würde bei drei verbleibenden Partien jener Fall eintreten, von dem der Coach freilich noch nichts wissen will. "Was wir in Illertissen bejubeln, wäre der Sieg, sollten wir gewinnen - dann geht es am Sonntag weiter. Es hilft nichts, immer auf die Bayern zu schauen", erklärte Bierofka am MOntag und glaubt ohnehin an einen Erfolg des Rivalen: "Die sind gut drauf und lassen nicht viel liegen."
Daniel Bierofka warnt
Hinterher schickte er noch eine Warnung: "Wir müssen erst unsere restlichen Punkte holen und scharf bleiben." Man müsse die "Hausaufgaben machen", dann werde sich die Geschichte mit der Meisterschaft "irgendwann faktisch erledigen". Irgendwann wohlgemerkt, und nicht unbedingt am Dienstagabend, denn: So richtig sexy wäre diese Meisterparty nicht.
"Sollten die Bayern am Dienstag gewinnen, hätten wir am Sonntag im Grünwalder die Chance, die Meisterschaft fix zu machen", brachte es Daniel Wein auf den Punkt. "Das wäre natürlich das Beste, was passieren kann", so der Abräumer über das Stadtderby gegen die Bayern im Grünwalder (15:30 Uhr). Doch die Auswärtsreise nach Illertissen verspricht nicht gerade legendär zu werden: 2300 Gästetickets haben die Löwen für das Duell im Vöhlinstadion verkauft, die Tageskassen dürften noch ein paar hundert Sechzger mehr anziehen. Eine Feier des Titels in der beschaulichen Spielstätte des Örtchens, dessen Bekanntheit sich hauptsächlich aus den Stau-Warnungen im Radio erklärt, dürfte ebenso wenige Fans vom Hocker hauen wie der Titel "Meister-Löwen von Illertissen".
In Illertissen wartet auf den TSV 1860 nur eine Mini-Sause
Die erste urkundliche Erwähnung unter dem Namen Tussa war 954 n. Chr. 17.130 Einwohner zählt der Ort 25 Kilometer südlich von Ulm jetzt. Ansässig ist dort das bayerische Bienen-Museum, zudem das Museum der Gartenkultur. Der Ort hat acht Hotels. Illertissen ist die Geburtsstadt der früheren Leichtahletin Verena Sailer.
In Illertissen - das gäbe nur eine Mini-Sause vor wenig Fans. Die bessere Party-Aussicht: Die Löwen könnten am Sonntag den Bayern deren "Heimspiel" im Grünwalder versauen und sich so auch noch die Stadtmeisterschaft sichern. Zwar nur vor wenigen eigenen Fans im Stadion, weil Bayern Gastgeber ist, aber gefeiert würde in einem rammelvollen Giesing inklusive Public Viewing am Klubgelände, für das bisher 1000 von 5000 Karten verkauft sind. Danach hätten Bierofka und Co. in der Woche vor der Auswärtsfahrt nach Pipinsried ausreichend Zeit, der Meisterfeier eine professionelle Trainingswoche folgen zu lassen, um für die Relegation scharf zu bleiben.
Für Bierofka zählt vor allen Schwärmereien das sportliche Argument, alles unter Dach und Fach zu bringen: "Noch sind wir nicht Meister. Ich habe oft das Gefühl, als wäre schon alles klar." Und doch dürfte sich der ein oder andere Löwe lieber eine Kombination aus Derbysieg und Meisterfeier wünschen. Sollte es tatsächlich so kommen, wäre es sicher auch Mahner Bierofka Recht, würde das Viertel der Sechzger am Sonntag erbeben.