TSV-1860-Boss Werner holt zur Schiri-Schelte aus: "Häufig krasse Fehlentscheidungen"

TSV-1860-Boss Dr. Christian Werner kritisiert Schiedsrichter und DFB: "Die Häufigkeit der Entscheidungen, die gegen uns getroffen werden, ist erschreckend." Der 43-Jährige hätte auch eine Lösung, doch die hat einen Haken.
von  Matthias Eicher
Was, rot? Wolfram steht der Unglaube über seinen Platzverweis gegen Haching ins Gesicht geschrieben.
Was, rot? Wolfram steht der Unglaube über seinen Platzverweis gegen Haching ins Gesicht geschrieben. © IMAGO/Ulrich Wagner

München - Dieser Mann kämpft wie ein Löwe für Sechzig: Christian Werner, dessen Vertrag erst am Freitag vom Beirat um ein Jahr verlängert wurde, ist nicht nur Sport-Geschäftsführer und seit September 2024 interimistischer Finanzboss. Aus aktuellen Anlass holt Werner zu einer saftigen Schiri-Schelte aus.

"In dieser Saison sind häufig krasse Fehlentscheidungen zu unseren Lasten getroffen worden", klagt der Sport-Boss des TSV 1860: "Auch die Häufigkeit der 50:50-Entscheidungen, die gegen uns getroffen worden sind, ist erschreckend", machte Werner im Gespräch mit der AZ seinem Ärger Luft, hat aber auch eine reflektierte Botschaft abzugeben: "Uns ist bewusst, dass es kein Schiedsrichter mit Absicht macht und ich habe großen Respekt vor den Unparteiischen."

Scheinbar ist 1860 derartig häufig benachteiligt worden, dass es sich für die sportliche Leitung wie ein Muster anfühlt. Weil sich junge Schiris gegen große Klubs profilieren wollen, oder gar weil 1860 ein ungeliebter Investorenverein mit mieser Außendarstellung ist?

Sport-Boss Christian Werner kritisiert die Leistungen der Schiedsrichter.
Sport-Boss Christian Werner kritisiert die Leistungen der Schiedsrichter. © IMAGO

Werner schlägt wegen Fehlentscheidungen Alarm: "Es geht ums sportliche Überleben"

Werners klare Forderung in Richtung DFB lautet daher: "Die Schiedsrichter müssen gewährleisten, dass der Profifußball in der Dritten Liga ein fairer Wettkampf ist." Gerade im Hinblick darauf, dass Sechzig als Tabellen-Zwölfter (39 Punkte) mittendrin steckt im Kampf um den Klassenerhalt: "Es geht ums sportliche Überleben, es geht um Jobs. Als Vereinsverantwortliche müssen wir das auch einfach mal öffentlich machen und klarstellen, dass wir das nicht jede Woche schlucken können." Dies sei "die einzige Möglichkeit, die wir noch haben", mit dem DFB sei man "fast jede Woche" im Austausch, aber "es ändert sich nichts."

Zum Hintergrundverständnis über die jüngsten Szenen: Junglöwe Lukas Reich, der Pechvogel des 0:1 beim VfL Osnabrück, hätte nach einem Foul im Osnabrücker Strafraum einen Strafstoß bekommen müssen. Und Sechzigs Topscorer Maximilian Wolfram hatte im S-Bahn-Derby gegen die SpVgg Unterhaching Glatt Rot gesehen und trotz 186-Einspruch zwei Spiele Sperre kassiert, obwohl er seinem Gegenspieler nur ein Bein gestellt hatte.

Werner hadert mit Fehlentscheidungen: "Könnten in ganz anderen Tabellenregionen liegen"

Inzwischen hat der 43-Jährige eine ganze Sammlung angefertigt. "Wenn ich da ein Video zusammenschneide und die ganzen Fehlentscheidungen sehe, sind das etwa 20. Da blutet mir das Herz", so Werner, der mit einer einfachen Rechnung die Konsequenzen aufzeigt: "Das hat uns mehr als zehn Punkte gekostet. Wir könnten in ganz anderen Tabellenregionen liegen." Kurzum: 1860 könnte dort stehen, wo viele Fans den Verein wähnen: "Dann sprechen wir von Aufstiegskampf."

Doch wie lässt sich das Problem, das Sechzig zwar massiv spürt, nach Werners Erzählungen von "großem Unmut bei mehreren Vereinen" aber nicht exklusiv hat, nachhaltig anpacken? Der Freiberger hätte da eine Idee, die er wie einige andere Vereinsfunktionäre im Dialog mit dem DFB auch bereits in die Diskussion eingebracht hat: "Da muss es in Zukunft Veränderungen geben. Ob es ein VAR light ist, oder etwas anderes."

Zuerst einmal "müssen sich die Schiedsrichter hinterfragen", dem Verband bleibt das Instrument, seine Unparteiischen zu schulen und zu sensibilisieren.

Ist ein "VAR Light" die Lösung für die Dritte Liga?

Was einen "kleinen" Videobeweis angeht, gäbe es mit den herkömmlichen TV-Bildern von Drittliga-Partner "Magentasport" einen Weg, der zumindest die krassen Fehlentscheidungen verringern und zu mehr Gerechtigkeit führen könnte. Werner dazu: "Das Problem ist der hohe Kostenfaktor. Die Schere geht in der Dritten Liga in finanzieller Hinsicht so weit auseinander, dass es schwer ist, einen Konsens zu finden." Werner finde es "alternativlos", da die Dritte Liga "immer mehr Zuschauer in den Stadien" habe, "unfassbar attraktiv" sei und "noch den echten Fußball" verkörpere.

Ob Werners öffentliche Mahnung am Samstag gegen Energie Cottbus (14 Uhr) nutzt? Nach seiner ersten Schiri-Kritik Ende 2024 hatte 1860 beim 3:0 in Essen seinen ersten Elfer bekommen...

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.