TSV 1860: Mit 50 000 Euro sind Sie dabei!

Die LSV vom TSV: Mit einer Vermarktungsagentur als hundertprozentiger Tochter wollen die Löwen ihre Transfererlöse steigern, dafür suchen sie noch Kapitalanleger. Die AZ erklärt, wie’s funktioniert
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Aleksandar Ignjovski könnte bald die längste Zeit bei den Löwen gewesen sein.
Gregor Feindt Aleksandar Ignjovski könnte bald die längste Zeit bei den Löwen gewesen sein.

Die LSV vom TSV: Mit einer Vermarktungsagentur als hundertprozentiger Tochter wollen die Löwen ihre Transfererlöse steigern, dafür suchen sie noch Kapitalanleger. Die AZ erklärt, wie’s funktioniert

MÜNCHEN Was tun, wenn die Konten leer sind und man als Fußballklub trotzdem neue Spieler kaufen will? Klar, man könnte zur Bank gehen, einen Kredit aufnehmen und die Transfers auf Pump finanzieren. Die Löwen haben das lange so gemacht. In der Wildmoser-Zeit etwa. Die Folgen sind bekannt.

Manfred Stoffers will sich jetzt auch wieder Geld leihen. Doch weil die Banken gerade andere Sorgen haben und der Löwen-Geschäftsführer ein kreativer Mensch ist, hat er kurzerhand selbst eine Art eigene Bank gegründet. Stoffers pumpt sich die Kohle nicht von Banken, sondern direkt von Privatpersonen und Firmen.

Dafür hat Stoffers die LSV (Löwen Sportrechte Vermarktungs GmbH) gegründet, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der TSV 1860 KGaA, in die Menschen, „die uns Löwen fördern wollen, aber ihrem Geld nicht böse sind“, wie Stoffers sagt, investieren können.

Klingt einfach, ist aber in Wahrheit ziemlich kompliziert. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Geschäftsmodell.

Wie läuft das Geschäft?

Vereinfacht dargestellt, geben Menschen der LSV Geld. Diese leitet das an den Klub weiter, der damit neue Spieler kaufen kann. Beim Weiterverkauf der Spieler wird die LSV am Gewinn beteiligt; die Darlehensgeber bekommen ihr Geld samt Zinsen zurück. „Wir können so unser Transfergeschäft professionalisieren und außerdem im neuen Jahr neu angreifen“, hofft Stoffers.

Was bedeutet das konkret?

Offiziell kauft sich die LSV nur das Recht, am Weiterverkauf der Spieler zu partizipieren. Dafür wird ein Spielerpool gegründet, in den sowohl Talente aus der Jugendabteilung als auch Kicker aufgenommen werden, die die Löwen „überall in der Welt entdecken“, wie Stoffers sagt. Die Löwen werden so endgültig zum Ausbildungsverein. „Das ist nun mal unsere Stärke“, sagt Stoffers. Diese Spieler müssen so teuer wie möglich verkauft werden, damit sich das Geschäft für alle Beteiligten lohnt. Gut möglich also, dass Transferaktivitäten wie im letzten Sommer, als 15 Spieler verpflichtet und 13 abgegeben wurden, zur Regel werden.

Wer kann den Löwen Geld leihen?

Prinzipiell jeder, der mindestens 50000 Euro locker hat. Für niedrigere Summen würden die Verwaltungskosten zu hoch sein. „Wir zocken nicht mit dem Geld. Die Darlehen werden rundum abgesichert, aber das kostet ja auch Geld“, sagt Stoffers. Der Zinssatz für die Darlehensgeber dürfte bei rund fünf Prozent liegen. „Wir wollen den konservativen Geldanleger ansprechen“, so Stoffers. Die ersten Darlehensgeber sollen bereits gefunden sein. Öffentlich gemacht wurden sie jedoch nicht.

Ist die LSV die Lösung der chronischen Finanzprobleme von 1860?

Nein. Meint sogar Stoffers. „Die LSV ist höchstens ein kleiner Mosaikstein. Unser strukturelles Defizit können wir nur durch weitere Sparmaßnahmen ausgleichen.“ Die LSV diene eher dazu, die Talentförderung so professionell und effektiv wie möglich zu gestalten.

Was sind die Risiken?

Laut Stoffers gibt es kaum welche. Schließlich seien die Darlehen durch die künftigen Erlöse aus den Verkäufen der Spieler bestens abgesichert. Das mag sein, ist aber durchaus auch die Crux. Die Löwen (und Stoffers) müssen darauf vertrauen, dass die gekauften Spieler so einschlagen, dass sie gewinnbringend weiterverkauft werden können. Viele Fehler darf sich die Scoutingabteilung also nicht erlauben. Zumal die Spieler erst dann verkauft werden sollen, wenn sie richtig viel Geld bringen. Die Löwen wollen jeden Darlehensvertrag der DFL vorlegen.

Wer haftet, wenn’s schief geht?

Momentan allein Stoffers. Persönlich haftender Gesellschafter der LSV ist laut Handelsregistereintrag die „TSV München von 1860 Geschäftsführungs- GmbH, München“, also Manfred Stoffers als momentan einziger Geschäftsführer.

Welche Spieler sollen geholt werden?

Wahrscheinlich werden die Löwen als erstes die Kaufoption auf Aleksandar Ignjovksi ziehen. Der 18-Jährige ist bisher nur bis 2011 ausgeliehen, steht aber schon auf dem Wunschzettel von Hoffenheim. Talente wir Tarik Camdal, Sandro Kaiser, Manuel Schäffler, Peniel Mlapa oder Mate Ghvinianidze werden wohl in den Spielerpool aufgenommen. Filippo Cataldo

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