TSV 1860 fehlen Millionen: Warum diesmal alles anders ist
Rückblende: Am 29. Oktober 2024 schlossen der hoch verschuldete Drittligist TSV 1860 und sein Investor Hasan Ismaik (wieder einmal) einen Darlehensvertrag ab, um die Löwen (einmal mehr) vor der Insolvenz zu retten. Mehr als drei Millionen Euro hatte der jordanische Geldgeber den Giesingern darin damals zeitnah zugesichert, um die Liquidität der Löwen nachzuweisen.
Bekanntlich muss der TSV dem DFB seit dem Absturz aus der Zweiten Liga im Jahr 2017 durch eine zweijährige, jährlich zu erneuernde positive Fortführungsprognose aufzeigen, auch künftig zahlungsfähig zu bleiben. Der Darlehensvertrag war neben dem Damoklesschwert Insolvenz auch deshalb von viel Getöse begleitet, da die Unterzeichnung des Vertragswerks letztlich zum Bruch zwischen dem damaligen Vereinspräsidenten Robert Reisinger und dem neunköpfigen Verwaltungsrat geführt hatte, der Reisinger Monate später nicht mehr für eine Wiederwahl nominiert hatte.
Fortführungsprognose beim TSV 1860: Warum es dieses Jahr entspannter laufen dürfte
Ein Jahr und einen Oberlöwen später stehen beide Seiten vor einer ähnlichen und doch anderen Ausgangslage: Um die positive Prognose und damit auch die Lizenz für die Saison 2026/27 und letztlich das Dasein der ausgegliederten Profifußballabteilung zu sichern, muss Ismaik aktuell eine neue Finanzierungszusage leisten.
Reisinger-Nachfolger Gernot Mang, der neue Aufsichtsratsboss Herbert Bergmaier und auch der interimistische KGaA-Geschäftsführer Manfred Paula können aber ungleich entspannter sein, da in diesem Jahr nicht wie 2024 mit heißer Nadel ein komplizierter Darlehensvertrag ausgearbeitet werden muss: Der Deal im Vorjahr sah schließlich bereits vor, weitere Darlehen im Saisonverlauf einzuplanen, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung der Giesinger. Nach AZ-Infos geht es nun um einen Kreditrahmen zwischen fünf und sechs Millionen Euro.
Ex-Löwen spülten 1860 Geld in die Kasse
Die Weiterverkäufe der beiden Ex-Löwen Julian Weigl (von Borussia Mönchengladbach zu Al-Qadsiah/Saudi Arabien) und Felix Uduokhai (vom FC Augsburg zu Besiktas Istanbul) spülten nennenswerte Sondereffekte in Höhe von gut 350.000 Euro herein, doch insgesamt weist der TSV nach wie vor ein strukturelles Defizit auf. Abgekürzt geht es also einmal mehr um die Frage der Fragen in Richtung Ismaik: Zahlt er, oder zahlt er nicht?

Die Antwort dürfte Ende Oktober 2025 aus zwei Gründen ungleich einfacher ausfallen als vor Jahresfrist: Weil nach dem spektakulär geplatzten Anteilsverkauf an den nebulösen Geschäftsmann Matthias Thoma und eine ominöse Schweizer Familienholding kein neuer Investorendeal mit einem anderen Interessenten in Reichweite ist und Ismaik sein Investment gewiss nicht mit Millionenverlusten begraben will, erscheint seine Unterstützung bei der Sicherung der neuen Fortführungsprognose als unausweichliches, notwendiges Übel.
So zumindest versichern es im Hintergrundgespräch mehrere Vereinsfunktionäre. Auch Präsident Mang, der aus beruflichen Gründen im Ausland weilt, ist gegenüber der AZ bezüglich der Sicherung der Fortführungsprognose optimistisch. Fazit: Abwarten, Tee trinken – und ein bisserl weniger schwitzen als im Vorjahr.

