TSV 1860: Der Kurswechsel

Früher sollte Sechzig eine Art Bayern-Auswahl sein. Inzwischen heißen neue Spieler Ignjovski, Felhi oder Pappas. Die Begründung: „Fußball ist kein bayerischer Sport wie Fingerhakeln oder Maibaumkraxeln“
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Auch im Tor kein Bayer: Gabor Kiraly bei der Übungseinheit in St. Johann.
M.i.S./Bernd Feil Auch im Tor kein Bayer: Gabor Kiraly bei der Übungseinheit in St. Johann.

Früher sollte Sechzig eine Art Bayern-Auswahl sein. Inzwischen heißen neue Spieler Ignjovski, Felhi oder Pappas. Die Begründung: „Fußball ist kein bayerischer Sport wie Fingerhakeln oder Maibaumkraxeln“

ALPENDORF Sicherheitshalber hat der TSV 1860 im noblen Fünf-Sterne-Hotel „Oberforsthof“ im österreichischen Alpendorf bei St. Johann noch mehrere Zimmer auf Vorrat blockiert. Der Platzbedarf ist schwer abwägbar. Denn das Personalkarussell beim Zweitligisten kann täglich wieder in Schwung geraten.

Am Dienstagnachmittag etwa sind zwei weitere Testspieler in Österreich eingetroffen: Der 30-jährige Serbe Ardijan Djokaj, der bis Mai noch beim Zweitligisten TuS Koblenz unter Vertrag stand. Und der Rumäne Florin Lovin (30) von Steaua Bukarest.

Beide sind Mittelfeldspieler und werden Trainer Ewald Lienen am Donnerstag beim nächsten Löwen-Test in Kirchanschöring gegen Lech Posen (18 Uhr) vorspielen.

Sollte der Coach an dem Duo Geschmack finden, könnten Djokaj und Lovin die nächsten Legionäre beim TSV 1860 werden.

Das passt in den Trend. Der Kader der Löwen wird immer internationaler; siehe die bisherigen acht Neuzugänge: Gabor Kiraly (Ungarn), Radhouene Felhi (Tunesien), Aleksandar Ignjovski, Antonio Rukavina (beide Serbien) und Charilaos Pappas (Griechenland). Tarik Camdal, Sohn türkischer Eltern, ist gebürtiger Münchner. Peniel Mlapa, der Unterföhringer, ist togolesischer Abstammung.

Probehalber gehören derzeit in St. Johann auch Ilhan Mansiz, der frühere türkische Nationalspieler, und der Albaner Kushtrim Lushtaku zum Löwen-Kader. Beim 1:1 im Test gegen Manchester City sagte der Rottacher Stadionsprecher: „Ihr habt's Namen beinander, da sind ganz schöne Zungenbrecher dabei.“ Vermutlich fand er das lustig.

Tatsächlich machen die Löwen Ernst mit ihrem Kurswechsel. Während Ex-Manager Stefan Reuter seinerzeit noch Wert darauf gelegt hat, dass die Spieler aus Bayern stammen („Wir wollen eine bayerische Nationalmannschaft“), hat sein Nachfolger Miki Stevic, ein gebürtiger Serbe, einen anderen Weg eingeschlagen. Auch weil das vorherige Konzept nicht zum Ziel geführt hat. Stevic sagt nun: „Bei mir zählt nicht, ob ein Spieler aus Deutschland oder dem Ausland kommt, sondern ob er gut oder schlecht ist.“

Er sichtet Kandidaten für den TSV 1860 also (auch) im Ausland. Im 18-jährigen Serben Aleksandar Ignjovski etwa hat sich Sechzig ein Talent gesichert, an dem auch mehrere Bundesligisten Interesse (u. a. Hoffenheim) gezeigt haben. Den Zuschlag aber bekam Stevic.

Unterstützt wird die Kader-Auswahl für die Multi-Kulti-Löwen auch von 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers. Der sagt zur AZ: „Fußball ist kein bayerischer Sport wie Fingerhakeln oder Maibaumkraxeln. Die Wurzeln des Fußballs sind international, und genauso ist unser Kader auch gestrickt. Am Ende zählt bei der Spielerauswahl nicht der Reisepass, sondern die Leistung.“

Damit die Eingewöhnung der Legionäre beim TSV 1860 schneller klappt, hat Stevic im Trainingslager bei der Zimmerbelegung eingegriffen. Stoffers: „Wir haben ausländische mit deutschen Spielern aufs Zimmer gelegt, das fördert die Verständigung in jeglicher Hinsicht.“ Und nach der Rückkehr aus Österreich wird den Neuen vom Verein ein Deutschlehrer zur Verfügung gestellt. Oliver Griss

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