TSV-1860-Bosse fordern nach Euphorie "harte Arbeit" – und geben erstes Ziel aus

Beim TSV 1860 herrscht nach dem Trainingsauftakt eine enorme Euphorie, doch Boss Werner und Coach Glöckner treten auf die Bremse und fordern harte Arbeit. "In der Kabine muss es brennen!"
von  Matthias Eicher
Die Löwen gehen ran! Morris Schröter beobachtet, wie Manuel Pfeifer, Kevin Volland und Jesper Verlaat (v.l.) um das Leder kämpfen.
Die Löwen gehen ran! Morris Schröter beobachtet, wie Manuel Pfeifer, Kevin Volland und Jesper Verlaat (v.l.) um das Leder kämpfen. © IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Kaiserwetter, über tausend Fans beim Trainingsauftakt an der Grünwalder Straße 114, die Hochkaräter Kevin Volland und Florian Niederlechner endlich mit dem Löwen auf der Brust. Der Aufstieg? So gut wie vorprogrammiert! Fehlt eigentlich nur noch ein Brasilianer, oder?

"Beeindruckend, Wahnsinn, berührend, total schön. Ich könnte noch mehr Attribute oder Adjektive reinwerfen", sagte Sechzigs Sport-Boss Christian Werner nach dem euphorisierenden ersten Aufgalopp der Sechzger am Sonntag und schob hocherfreut hinterher: "Das ist ein guter Startpunkt für eine ganz erfolgreiche Symbiose zwischen der Mannschaft und den Fans."

TSV 1860 München: "Jetzt muss gearbeitet werden"

Flippt der Geschäftsführer des TSV 1860 genauso aus wie manche Fans, denen die schiere Vorfreude auf die Saison 2025/26, die Aufstiegseuphorie und teils sogar eine schiere Überwältigung dieser ganzen herrlichen, weiß-blauen Eindrücke ins Gesicht geschrieben stand? Nein, natürlich nicht. Werner tat, was ein Sportchef just in derartigen Momenten zumeist zu tun pflegt und ein Sechzger-Verantwortlicher erst recht betreiben sollte: Er schätzte zwar die ausgelassene Stimmung der Anhängerschaft, trat aber mit Schmackes auf die Euphoriebremse.

Will nicht in Euphorie verfallen: Sechzig-Boss Christian Werner.
Will nicht in Euphorie verfallen: Sechzig-Boss Christian Werner. © IMAGO

"Jetzt haben wir uns alle mal bisschen auf die Schulter geklopft", fing der 44-Jährige über Sechzigs schlagkräftigen Kader mit den Herren Volland und Niederlechner, aber auch dem jüngsten Transfer-Triple um Siemen Voet, Manuel Pfeifer und Justin Steinkötter an, bevor er in aller Klarheit betonte: "Aber das Allerwichtigste ist: Jetzt muss gearbeitet werden. Jetzt müssen wir Gas geben!"

Ganz nach dem Motto: Ausflippen? Arbeiten!

"Hohe Erwartungshaltung an alle Beteiligten"

Der neue Stammtorhüter Thomas Dähne nahm es gleich beim Wort, als er am Dienstag rund um einige Kraft-Leistungstests erstmals im 1860-Trikot an einem Lauf in die Isarauen teilnahm: Erstmal ranklotzen für das, was die Giesinger da feiern wollen, Mitte Mai 2026. Stichwort Erwartungshaltung: Dieses Wort, das bei 1860 so oft an Aufstiegsambitionen geknüpft ist, benutzte Boss Werner in einem anderen Kontext.

"Ich habe eine hohe Erwartungshaltung an alle Beteiligten", so Werner, der mahnte: "Es wäre absolut verkehrt, sich jetzt hinzustellen und zu sagen: "Läuft schon irgendwie!" Die Selbstläufer-Sechzger, oftmals auf Giesings Höhen eingeschlichen nach guten Saisonstarts oder Sieges-Serien, soll es 2025/26 nicht geben.

Wirkt wuchtig: Sechzig-Stürmer Kevin Volland.
Wirkt wuchtig: Sechzig-Stürmer Kevin Volland. © IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

"Brennt schon runter, der Planet heute", hatten Volland in einem launigen TV-Video an der Seite von Kapitän Jesper Verlaat noch gescherzt, doch selbiges soll auch auf dem Rasen geschehen. Werners warmen Worten über den Massenauflauf am Trainingsgelände reihte er nun eine ganze Reihe an hitzigen Vergleichen. "In der Kabine muss es brennen, wir müssen heiß sein und richtig brennen!"

"Wenn jetzt Zufriedenheit einkehrt, dann haben wir keine Chance!"

Was Anheizer Werner den Sechzgern und der Öffentlichkeit damit sagen möchte: "Wenn jetzt Zufriedenheit einkehrt, wenn wir jetzt denken, dass es reicht, dann haben wir keine Chance! Wir müssen mehr arbeiten als alle anderen Mannschaften." Nur so lässt sich letzten Endes ein Aufstiegs-Feuerwerk anzünden.

Auf dem Rasen soll Chefcoach Glöckner dafür sorgen, dass alle seine Löwen mitziehen. Der gebürtige Bonner hatte schon seit Winter den damals vorhandenen Blauen die Grundtugenden eingeimpft. Jetzt nahm er ähnliche Worte in den Mund: "Fußball ist harte Arbeit. Wir wollen auch diese Saison mit maximalem Aufwand spielen."

Löwen-Dompteur Patrick Glöckner mit seinen Neuzugängen.
Löwen-Dompteur Patrick Glöckner mit seinen Neuzugängen. © IMAGO

Ein Saisonziel gaben Glöckner wie Werner noch nicht heraus, dies wolle man in ehrgeiziger, aber realistischer Manier erst beim Fanfest am 20. Juli verkünden. Zumindest ein kleines Zielchen kündigte Werner an, "Ich will das Ding holen. Punkt", sagte er über den Totopokal, den bayerischen Landespokal. Der Triumph dort bedeutet die sichere Qualifikation.

Vielleicht ein ganz guter Weg, das eine, das große Ziel aller Blauen, vielleicht auch am Ende der Vorbereitung (noch) nicht in den Mund zu nehmen. Ausflippen? Arbeiten! Nicht, dass es sonst schnell im negativen Sinne lichterloh brennt auf Giesings Höhen.

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