Kommentar

TSV 1860: Anständig oder unklug? Das Kraulich-Foul an Volland spaltet die Meinungen

Sechzigs Kevin Volland lässt sich nach einem Foul von Tobias Kraulich nicht fallen, sondern spielt weiter. Ansonsten wäre der Verteidiger von Rot-Weiss Essen wohl mit der Ampelkarte vom Platz geflogen.
von  Kilian Kreitmair, Ruben Stark
Spielte nach diesem Zweikampf mit RWE-Verteidiger Tobias Kraulich weiter: Kevin Volland.
Spielte nach diesem Zweikampf mit RWE-Verteidiger Tobias Kraulich weiter: Kevin Volland. © IMAGO

Es war diese eine Szene, die das Spiel komplett verändern hätte können. Kevin Volland wird kurz nach der Pause von Essens vorbelasteten Tobias Kraulich umgemäht. Doch nur weil der Löwe weiterspielt, kommt der RWE-Verteidiger um die Ampelkarte. Anständig oder unklug? Ein Pro und Contra:

Pro: Von einem Profi zu erwarten

Dass über die Szene von Kevin Volland trefflich diskutiert wird, ist nachvollziehbar, dass Florian Niederlechner denkt, sein Offensivpartner hätte eher liegenbleiben sollen, auch. Aber: Das sportliche Wohl und Wehe des TSV 1860 hängt nicht an dieser Aktion. Deshalb: Natürlich war es richtig, dass Volland weiter dem Ball nachjagt. Es ist das, was man von einem Profi erwarten darf.

Nicht, dass er aus taktischem Kalkül dies oder jenes macht oder unterlässt. Man spricht gerne von Cleverness, wenn ein Spieler ein Foul zieht und womöglich einer Partie eine Wende gibt. Ein Team, dass an seine Stärke glaubt und diese demonstrieren kann, hat derlei Gebaren nicht nötig. Ein solches Team holt Punkte mit Leistung und, ja, auch dem damit erarbeiteten Quäntchen Glück. Vollands Handeln war fair, aber preisverdächtig keineswegs. Dazu waren die Folgen zu gering. Gleichwohl: Volland hat an Image gewonnen – und so auch Sechzig.

Anzeige für den Anbieter CliproTv über den Consent-Anbieter verweigert

Ruben Stark

Contra: Es geht um jeden Punkt

Klar, Fairplay gehört zum Fußball dazu, ohne Frage. Und sollte auch von allen gelebt werden. Doch die Aktion von Kevin Volland fällt definitiv nicht in diese Kategorie. Sechzigs Aushängeschild dachte in diesem Moment sicher nicht an Fairplay, sondern nur an den Profit. Der war mit dem Angriff ins Leere viel zu wenig. Wäre er liegen geblieben, hätte Schiedsrichter Felix Weller den Rest erledigt.

Die Ampelkarte für Tobias Kraulich wäre ein Zeichen an RWE gewesen, auf das eigene Fairplay zu achten, die Haxen der Löwen zu schonen. Mehr noch: Sechzig hätte in Überzahl das Spiel womöglich noch gedreht. So ist man zwei Zähler ärmer. Es könnten jene sein, die am Ende zum Aufstieg fehlen. In der Dritten Liga zählt nun mal jeder Punkt. Egal, wie der geholt wurde. Geschweige denn, hätte Essen noch ein Spiel auf Kraulich verzichten müssen. Man sollte jetzt also jedes Geschenk annehmen. Sonst klappt’s vielleicht nicht mit Liga Zwei.

Kilian Kreitmair

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.