Tschauner klagt: "Ich hatte keine Chance"

München - Zunächst die gute Nachricht: Gabor Kiraly wird auch in der kommenden Saison für den TSV 1860 zwischen den Pfosten stehen. Der 34-jährige ungarische Nationaltorhüter hat sich mit den Löwen geeinigt. Unter dem fertigen Vertrag, der bis Juni 2012 läuft – mit einem Jahr Option, wenn er eine gewisse Anzahl an Spielen absolviert – fehlen nur noch die Unterschriften. „Beide Seiten sind finanziell an ihre Grenzen gegangen”, verkündete ein zufriedener Kiraly am Freitag nach dem Training. „Und weil wir bei unseren Vorstellungen nicht so weit auseinander lagen, haben wir uns in der Mitte getroffen.” Ein gutes Zeichen für die Fans, die den Kultkeeper mit der Schlabberhose in ihr Herz geschlossen haben.
Doch nicht alle haben Grund zur Freude, denn damit steht auch fest: Ersatzkeeper Philipp Tschauner wird die Sechzger im Sommer verlassen, sein Vertrag läuft aus. „Die Ansage von oben war, dass 1860 nicht mit beiden Torhütern verlängern will. Wenn also Gabor verlängert, ist die Sache für mich erledigt”, sagt der 25-Jährige.
Dieser Satz fällt ihm nicht leicht, er gehört als teaminterner Kassenwart und seinen fast fünf Dienstjahren im Verein zum eingeschworenen Löwen-Kreis. Und so mischt sich auch Ärger über den Umgang der Vereinsspitze mit ihm, der sich doch nach seinem dritten Jahr bei 1860 als Stammtorwart wähnte, in seine Aussagen: „Ich habe meine Situation immer akzeptiert, meinen Mund gehalten und Gas gegeben”, sagt Tschauner – aber: „Es gibt gewisse Dinge, die mir versprochen worden sind. In den ersten drei Jahren lief es sehr gut für mich, da hatte ich auch die Unterstützung. Und dann kam so ein Einbruch, der aber nicht an meiner Leistung gelegen hat.”
2009 wurde Kiraly verpflichtet. „Davon habe ich erst erfahren, als er bereits der Presse vorgestellt wurde. Niemand hat mir das je erklärt, obwohl ich doch in der Vorsaison fest im Kasten stand”, klagt Tschauner. „Die letzten zwei Jahre waren nicht mehr schön, es gab für mich eine schwierige Zeit.”
Eine echte Chance, an Kiraly vorbeizuziehen, habe er nicht gehabt, glaubt der Ex-Juniorennationalkeeper. Obwohl Coach Reiner Maurer vor der Saison gesagt hatte: „Gabor hat die Pole, aber es steht ja nirgends, dass Philipp nicht überholen darf.” Tschauner meint: „Vielleicht gab es eine Überholspur, aber ob die frei oder die ganze Zeit blockiert war, ist die Frage. Bei Michi Hofmann und mir gab es eine echte Konkurrenzsituation, das war jetzt nie der Fall.”
Maurer sieht „das nicht so”, fühlt aber mit Tschauner: „Dass Tschauni unzufrieden ist, ist verständlich. Dass Gabor derzeit im Tor steht, ist aber ebenso verständlich.” Sportdirektor Miki Stevic verärgert Tschauners Wehklagen: „Das ist lächerlich”, sagte er zur AZ, „er hatte hier eine faire Chance. So ist Fußball: Er muss damit leben, starke Konkurrenz zu haben. Außerdem hatte auch er ein Angebot zur Vertragsverlängerung. Aber er hat spekuliert, weil er sich nicht sicher war. Das alles ist Kindergarten.”