Trainer sehen den TSV 1860 als Aufstiegsfavorit Nummer eins: Glöckner enthält sich lieber

Ist es Bescheidenheit oder einfach nur Cleverness? Von beidem etwas. Als Patrick Glöckner in einer Umfrage vom Onlineportal "liga3-online" seinen Aufstiegsfavoriten nennen sollte, enthielt er sich. Der Sechzig-Coach will sich noch nicht festlegen. Für seine Trainerkollegen steht allerdings fest: Der TSV 1860 startet in zwei Wochen als Mannschaft, die es im Rennen um die vorderen Plätze zu schlagen gilt, in die Saison. 17 von 20 nannten die Löwen. Klarer geht es nicht. Nur Wiesbadens Nils Döhring sieht den Drittliga-Dino nicht als Aufstiegskandidat.
Giesing träumt vom Aufstieg in die Zweite Bundesliga
Verdächtig: Ausgerechnet Rostocks Daniel Brinkmann ist der andere Coach, der sich ebenfalls noch nicht festlegen wollte. Mit einer Stimme weniger landete Hansa auf dem zweiten Platz, erst danach kommt Saarbrücken mit neun und Essen mit acht Stimmen. Man will wohl den Druck nicht noch weiter erhöhen, der im Fall von Sechzig eh schon enorme Ausmaße angenommen hat.
Giesing träumt von der Rückkehr in die Zweite Bundesliga. Bei den Fans, nein, im ganzen Verein herrscht Aufbruchstimmung. Der Löwe ist wieder wer. Der Kader besticht durch Hochkaräter wie Kevin Volland, Siemen Voet und Florian Niederlechner. Selbst Sport-Boss Christian Werner ist mächtig stolz auf das, was er nach AZ-Informationen mit einem Etat von knapp sechs Millionen zusammengebaut hat. Und erwartet nun, wie alle im Löwen-Kosmos, dass das "Ding explodiert". Im positiven Sinn, versteht sich.

Werner: "Wenn ich das mache, tötet mich der Trainer"
Zu gerne würde der Kader-Architekt wohl das A-Wort in den Mund nehmen, hält sich aber angeblich aus Rücksicht vor Glöckner zurück. "Wenn ich das mache, tötet mich der Trainer", sagte er beim Fanfest in Ulrichsberg augenzwinkernd. Dabei müsste Glöckner, der sich vor einer Aussage noch die fertigen Kader seiner Konkurrenten anschauen will, keine Sorgen über zu viel Druck machen. Nachdem Volland ankündigte, Druck abzunehmen, tat es ihm Niederlechner gleich.
"Der Druck ist enorm", sagte der Stürmer, als ihn die AZ auf die hohe Erwartungshaltung ansprach: „Darum ist für mich wichtig, dass ich als Führungsspieler vorneweg marschiere und im Training Gas gebe.“ Niederlechner will keine „Angriffsfläche bieten, sondern einfach gute Leistungen zeigen“. Dass er druckresistent ist, habe er schon bewiesen. In Augsburg kämpfte er mehrmals erfolgreich um den Klassenerhalt, mit Freiburg ging es sogar in die Europa League. Und mit dem Herzensverein in die Zweite Liga?

Niederlechner will Kontakt zu den Fans suchen
Dafür müssen natürlich auch seine Teamkollegen dem Druck trotzen. "Ob sie das tun, kann ich noch nicht sagen", meint Niederlechner: "Das wird sich zeigen, wenn wir in Essen spielen." Denn damit der Druck nicht ins Unermessliche steigt, muss der TSV 1860 ab Spieltag eins liefern. "Dann geht alles ein bisschen leichter", so Niederlechner. Damit diese Wucht der Euphorie aber selbst bei Niederlagen, wie in der Vergangenheit so oft, nicht von einem Extrem ins andere umschlägt, hat sich er etwas einfallen lassen.
"Vielleicht suche ich nochmal den Kontakt zu den Fans, dass nicht gepfiffen wird, wenn es nicht läuft", sagt Niederlechner. Die Tribüne und die Mannschaft sollen eins werden. Übrigens: Beim Fanfest am kommenden Sonntag, so kündigte es Werner gleich mehrmals an, will 1860 offiziell sein Saisonziel ausgeben. Und, dass das nach all der Euphorie nicht der Klassenverbleib sein kann, dessen ist man sich an der Grünwalder Straße bewusst.