"Trainer-Debatte? Kein Bedarf!"

Die Krise, die Kritik aus den eigenen Reihen – und nun auch noch Pöbeleien der Fans. 1860-Coach Maurer wirkt angeschlagen.    
Marco Plein |
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Maurer im Video-Interview
AZ-Screenshot Maurer im Video-Interview

Die Krise, die Kritik aus den eigenen Reihen – und nun auch noch Pöbeleien der Fans. 1860-Coach Maurer wirkt angeschlagen. Doch Präsident Schneider sagt: „Ihm wird der Rücken gestärkt“

München - Er wollte es eigentlich nicht, am liebsten hätte er geschwiegen. Doch das ging nicht, Reiner Maurer musste was sagen. Es hatte sich in ihm aufgestaut, über Wochen hinweg, Frust, Enttäuschung, Unmut. Als sich der Löwen-Trainer nach der bitteren 0:2-Heimpleite gegen Augsburg auf dem Trainingsplatz an der Grünwalder Straße auch noch von einem Fan anpöbeln lassen musste, konnte er sich nicht zurückhalten. Er zählte alle möglichen Gründe auf, um die aktuelle Krise der Sechzger, die aus sechs Rückrundenspielen nur fünf Punkte geholt haben, verständlich zu machen.

Alles in einem bissigen Ton, der zeigt: Maurer fällt es immer schwerer, ruhig zu bleiben und all die Rückschläge hinzunehmen. Seine Nerven sind strapaziert – im hitzigen Wortgefecht mit dem Fan wirkte er aufgebracht wie die ganze Saison noch nicht. Der 51-Jährige weiß, dass diese Ergebnisflaute auch seine Flaute ist. Und jetzt, da er in den kommenden Wochen über seine mögliche Vertragsverlängerung reden will, kann er sich diese Durststrecke nicht leisten. Also versuchte er, seine Arbeit irgendwie positiv darzustellen. Der Fan warf ihm vor, sich „jedes Mal verarscht” zu fühlen, wenn er ins Stadion gehe. Er ging Maurer an: „Wieso wehrt sich die Mannschaft nicht?” Und er wollte direkt wissen: „Wieso werfen Sie nicht vier, fünf Spieler raus?” Maurer fühlte sich in die Ecke gedrängt, sagte, er habe keine „gleichwertigen Alternativen” auf der Bank, er betonte, was die Mannschaft schon alles einstecken musste und erklärte, nicht einfach so die Regionalligamannschaft aufstellen zu können, nur weil frustrierte Fans das fordern.

„Im Moment ist hier keiner glücklich, ich am wenigsten”, sagte er später, als er sich wieder gefangen hatte. „Jeder weiß, in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Da ist es doch normal, dass sich Unzufriedenheit aufstaut. Wir machen jetzt eine ganz schwere Phase durch. Wir müssen jetzt Ruhe bewahren. Diese ganzen negativen Erlebnisse verdaut man nicht so einfach.” Auch Maurer nicht, der die ganze Saison über alle Rückschläge (Punktabzug, Gehaltsverzicht, Kaderabbau) mit stoischer Ruhe hingenommen hatte.

Präsident Scheider hält zu Maurer

Und dass ihm jetzt, wo die Löwen immer mehr an Boden verlieren (Maurer: „Wir müssen schnell die 40-Punkte-Grenze erreichen, um gar nicht erst Druck von unten aufkommen zulassen”) die Rückendeckung von oben verwehrt bleibt, macht es für ihn noch schwerer. Nach dem Augsburg-Spiel sagte Sportdirektor Miki Stevic: „Mich kotzt es langsam an, nach jedem Spiel sagen zu müssen, dass es wieder enttäuschend war. Wir machen Fehler, die jeder, der ein bisschen Ahnung von Fußball hat, sehen kann.”

Geschäftsführer Robert Schäfer äußert sich vorerst nicht mehr über Sportliches. Seine Attacke im AZ-Interview, er könne im Löwen-Spiel „keine Philosophie erkennen”, hatte Maurer schon genug zugesetzt.

Immerhin, Präsident Dieter Schneider macht sich für den Trainer stark. „Momentan stehen alle Beteiligten und auch Maurer unter Druck. Aber wir werden diese Woche in Gesprächen wieder dafür sorgen, dass er weiß, dass ihm der Rücken gestärkt wird”, sagte der 63-Jährige, der sich erst in drei Wochen, wenn die Lizenzierungsunterlagen eingereicht sind, mit der Planung für kommende Saison – also auch Maurers Vertragsverlängerung – beschäftigen will. „Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass die Mannschaft intakt ist und dass es Maurer sehr gut schafft, junge Spieler zu integrieren. Deswegen sehe ich keinen Bedarf, eine Trainerdiskussion zu führen. Ich habe gesagt, dass ich für Kontinuität bin, dazu stehe ich.” 

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