Torsten Fröhling: Don Quijote der Löwen

Trainer Torsten Fröhling muss beim TSV 1860 allen Widrigkeiten trotzen: Die Verunsicherung der Spieler, der Abstiegskampf, Verletzungen, verfehlte Personalpolitik. Gegen Fürth fordert er „Mut“ ein.
Marc Merten |
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"Jetzt müssen wir auch mal anfangen, fußballerische Qualität und Mut zu zeigen": Löwen-Coach Fröhling vor dem Fürth-Spiel.
Rauchensteiner/Augenklick "Jetzt müssen wir auch mal anfangen, fußballerische Qualität und Mut zu zeigen": Löwen-Coach Fröhling vor dem Fürth-Spiel.

München – Torsten Fröhling ist nicht zu beneiden. Der Trainer des TSV 1860 kämpft gegen alle Widrigkeiten an, die ihm geboten sind. Gegen die Maschinerie des Abstiegskampfes. Gegen den Schrecken der Wirklichkeit, der die Träume gnadenlos auffrisst. Gegen Verletzungen, mentale Probleme und einen wenig homogenen Kader. Gegen Windmühlen, wie einst nur Don Quijote.

Fröhlings Mängelliste ist lang. Sie beginnt beim Offensichtlichen, dass er die Situation so hinnehmen muss, wie sie ist. Tabellarisch sowieso. Zudem kann er weder Transfers tätigen noch mal eben mit der Mannschaft ein Extra-Trainingslager einstreuen. Die alte Verletzung von Rubin Okotie muss er ebenso achselzuckend hinnehmen wie die Misere im Angriff mit drei verletzten Mittelstürmern. Und wenn dann die Spieler wie gegen Sandhausen drei individuelle Fehler produzieren und so ein Spiel herschenken, das man nicht hätte verlieren müssen, kann man schon einmal wahnsinnig werden.

Liveticker zum Nachlesen: Wie will Fröhling mit 1860 die Kurve kriegen?

Doch Fröhling und sein Co-Trainer Collin Benjamin versuchen alles. Sie verlieren sich nicht in Durchhalteparolen, sondern nehmen die Lage mit einer Portion Galgenhumor und bodenständiger Aggressivität. Eine Kombination, die der Stimmung im Kader gut tut. Auch, wenn sie ihre mentalen Probleme auf dem Platz noch nicht ganz in den Griff bekommen haben, haben die Spieler unter Fröhling zu den elementarsten Dingen im Fußball gefunden: Leidenschaft, Kampf, Biss.

Dass das nicht reichen wird, um die Klasse zu halten, ist Fröhling bewusst. „Jetzt müssen wir auch mal anfangen, fußballerische Qualität und Mut zu zeigen“, fordert der Trainer für das Spiel bei SpVgg Greuther Fürth (18.30 Uhr, sky). Gegen einen Gegner, der „von der Größe her körperlich überlegen sein wird“, macht Fröhling aus der Not eine Tugend, frei nach dem Motto: Wenn wir schon auf Windmühlen treffen, dann wollen wir sie wenigstens schwindlig spielen.

Heißt: Wenn schon kein Stürmer zur Verfügung steht, sollen stattdessen kleine, wendige Spieler um die Fürther Türme in der Schlacht herumwuseln und durch ihre Schnelligkeit für Gefahr sorgen. Entsprechend verwundert es nicht, dass Fröhling im Abschlusstraining Krisztian Simon in der A-Elf trainieren ließ sowie Korbinian Vollmann und Valdet Rama in einem 4-4-2 als Doppelspitze aufbot.

Lesen Sie hier: 1860 ins Olympiastadion? "Bislang keine Gespräche"

Weil er aber die Kopfballstärke der Fürther nicht außer Acht lassen kann, wird Fröhling wohl auf Maxi Wittek verzichten. Der Linksverteidiger wird Jannik Bandowski weichen müssen, der zuletzt als offensiver Linksaußen für Aufsehen gesorgt hatte. In der Innenverteidigung deutet sich zudem ein Wechsel an: Gui Vallori wird wohl nach seinem schwachen Spiel gegen Sandhausen auf der Bank Platz nehmen müssen. Für ihn verteidigt Kai Bülow neben Chris Schindler.

Im Zentrum wird Fröhling wohl erstmals auf einen Ur-Löwen setzen. Dominik Stahl dürfte auf der Sechs beginnen, neben ihm Ilie Sanchez. Eigentlich war Julian Weigl angedacht, doch wie so passend zur Situation der Löwen zog dieser sich im Abschlusstraining einen Muskelfaserriss zu - zwei Wochen Pause. Auch diese Verletzung nahm Fröhling nur noch mit einem gequälten Lächeln hin: „Durch die Personalsituation gibt es immer wieder Veränderungen. Wir müssen da eben von Situation zu Situation entscheiden und reagieren.“

Der 48-Jährige ist nicht zu beneiden. 1860 ist für ihn die große Chance als Trainer. Schafft er mit dem ihm zur Verfügung stehenden Material den Klassenerhalt, dürfte ihm die Tür in eine gemeinsame Zukunft offen stehen. Scheitert er, wird er wohl als der weiß-blaue Don Quijote in die Löwen-Geschichte eingehen. In jedem Fall geht der Kampf gegen die Windmühlen jetzt in die heiße Phase.

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