Torhüter-Politikum beim TSV 1860: Hiller geht – noch kein Nachfolger in Sicht

Aufstiegsheld, Fanliebling, und Urlöwe Hiller gegen Routinier und Herausforderer Vollath – konnte es in diesem Torhüter-Duell nur einen Sieger geben? Teil eins der AZ-Saisonzeugnisse: die Löwen-Fänger:
von  Matthias Eicher
Klarer Gewinner des Torhüter-Duells - und trotzdem weg: Marco Hiller.
Klarer Gewinner des Torhüter-Duells - und trotzdem weg: Marco Hiller. © IMAGO/Fotostand / Voelker

Es ist schon verrückt bei den Löwen: In der Saison 2024/25 hatte man gleich zwei potenzielle Stammtorhüter. Nun ist Marco Hiller weg, René Vollath nur noch Reservist plus Torwarttrainer und die Suche nach dem Mann zwischen den Pfosten geht von vorne los.

Nach AZ-Informationen wird weder Ex-Löwe Vitus Eicher zurückkehren, noch Youngster Philipp Schulze (22) neuer Löwen-Keeper.

Wie ließe sich die Wartezeit auf den neuen Rückhalt besser vertreiben als mit den AZ-Saisonzeugnissen? Teil eins – das Torhüter-Politikum:

RENE VOLLATH – NOTE 4: Von Geschäftsführer Christian Werner geholt, um den Konkurrenzkampf mit Hiller maximal anzuheizen: Der beschriebene Vorgang gleicht im Profigeschäft grundsätzlich dem Normalfall, um (idealerweise) beide Schlussmänner im Training und erst recht in Wettkampfsituationen zu Höchstleistungen anzuspornen. Dumm nur, dass der Herausforderer ausgerechnet von Rivale SpVgg Unterhaching kam und einen Zweikampf führte, den er kaum gewinnen konnte.

Aber von vorne: Ex-Trainer Argirios Giannikis setzte nach einer Spielzeit voller Abstiegskampf anfangs voll auf Vollath, der aufgrund seiner Routine und seines Alters eine Führungsrolle übernehmen sollte und sich „um Nuancen“ gegen Hiller durchgesetzt hatte. Schon damals war der Unmut bei Teilen der Fans groß, die lieber Publikumsliebling Hiller sehen wollten. Als der gebürtige Amberger auch noch weder sportlich, noch als Führungslöwe überzeugen konnte, mehrte sich die Kritik. Vollath agierte zwar keinesfalls schlecht, doch er konnte auch kaum die berühmten unhaltbaren Bälle entschärfen. Nach der 1:5-Packung bei Aufsteiger Energie Cottbus war Schluss, Vollath musste weichen.

Insgesamt 24 Gegentore in 12 Ligaspielen, nur zwei Mal zu Null und die Höchststrafe gegen Haching im Totopokal (1:3), als er von beiden Fanlagern ausgepfiffen wurde. Es bleibt der Eindruck hängen, dass er gegen Kurvenliebling Hiller nur verlieren konnte. Künftig Torwarttrainer – ob ihm die Fans in dieser Rolle nach dem Abschied seines Widersachers, der beim TSV mehr war als nur ein Keeper, eine Chance geben?

Ist künftig Torwarttrainer beim TSV 1860: René Vollath.
Ist künftig Torwarttrainer beim TSV 1860: René Vollath. © IMAGO/Lucca Fundel

MARCO HILLER – NOTE 2: Aufstiegsheld, Urlöwe, Identifikationsfigur, Elfmetertöter, einer der besseren Keeper der Dritten Liga. Der gebürtige Gröbenzeller hat sich bei 1860 bekanntlich vom jungen Bürscherl zur Institution gemausert und letzten Endes all die aufgezählten Eigenschaften in sich verkörpert. 2024/25 setzte er sich zuerst zähneknirschend auf der Bank, seit seiner Hereinnahme erwies er sich einmal mehr als verlässlicher Rückhalt. Der Platzhirsch hielt nicht nur besser und stabiler als Oldie Vollath, was er durch regelmäßige Glanzparaden in Eins-gegen-Eins-Duellen unter Beweis stellte.

Torwarttrainer Harry Huber (li.) und Marco Hiller (m.) verlassen den TSV 1860.  René Vollath (re.) wird künftig in einer Doppelfunktion tätig sein.
Torwarttrainer Harry Huber (li.) und Marco Hiller (m.) verlassen den TSV 1860. René Vollath (re.) wird künftig in einer Doppelfunktion tätig sein. © sampics

"Manchmal passieren Sachen im Fußball, die nicht erklärbar sind", sagte Giannikis nach dem 3:0 just nach dem erneuten Torhüterwechsel Anfang November 2024 beim SV Sandhausen und versuchte trotzdem darzulegen, warum 1860 mit Hiller plötzlich wieder um eine Klasse besser funktionierte, obwohl dieser bei seinem ersten Einsatz kaum etwas zu halten hatte: "Es geht auch um Energie, um Psychologie und das war so ein Tag heute." Das Gesamtpaket Hiller funktionierte auch im Abwehrverbund um Kapitän und Hiller-Spezl Jesper Verlaat und nicht zuletzt im Zusammenspiel mit den Fans in der Westkurve besser, sodass manche Schwäche wie etwas die Strafraumbeherrschung kaum ins Gewicht fiel.

Giannikis-Nachfolger Patrick Glöckner warf nachvollziehbarerweise nicht erneut alles um und baute ebenfalls auf Hiller, der das Vertrauen zurückzahlte und einen Garanten des Aufschwungs bis zum vorzeitigen Klassenerhalt darstellte. Letzten Endes standen 26 Saison-Einsätze unter dem Strich, dabei 37 Gegentore, sieben Zu-Null-Spiele.

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