Stürmen für die Fans! - Die Löwen vor dem Frankfurt-Spiel
MÜNCHEN - Mit attraktivem Fußball will Maurer mehr Anhänger in die Arena locken. Gegen Frankfurt könnte 1860 mit fünf Offensivspielern starten
Sie stiefelten damals mit hängenden Köpfen vom Rasen und schleppten die Befürchtung mit sich, vor einer schweren Saison zu stehen. Doch seit diesem 11. September, als die Löwen in Duisburg am dritten Spieltag ihre zweite Saisonpleite kassierten, haben sie kein einziges Ligaspiel mehr verloren und trotz des Punktabzugs engen Kontakt zur Spitzengruppe hergestellt. Dennoch: Auch wenn die Sechzger nun schon seit zehn Wochen unbesiegt sind und in dieser Zeit nur fünf Gegentore kassiert haben, die ganz große Begeisterung haben sie bei ihren Fans noch nicht entfacht; das sieht man ja am Zuschauerschnitt von nur 20660 nach fünf Heimspielen.
Zwar gelangen der Mannschaft während der Erfolgsserie in Karlsruhe und Augsburg und auch daheim gegen Aachen gefeierte Siege, trotzdem schafft es der TSV 1860 nicht, die Negativthemen wie die drohende Insolvenz, den Punktabzug, die unverzichtbaren Winterverkäufe und die Unruhen in der Vereinsführung zu verdrängen. „Irgendwie spukt einem so etwas immer im Kopf rum, auch wenn man sich dagegen wehrt. Wir gehören doch alle zu diesem Verein", sagt Alexander Ludwig. „Die Mannschaft hätte es verdient, dass mehr über sie als über andere Themen gesprochen wird. So eine Serie schafft man ja nicht oft.“
Nun aber eröffnet sich den Löwen eine neue Chance: Vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt spielt Trainer Reiner Maurer mit dem Gedanken, gleich fünf Offensivspieler in der Startelf aufzubieten. Klar, das von ihm angedachte 4-1-3-2-System (mit den offensiven Außen Bierofka und Halfar, Spielmacher Ludwig und den Stürmern Lauth und Rakic) birgt auch große Risiken, doch es gäbe den Sechzgern die Möglichkeit, mit stürmischem und attraktivem Spiel, die Herzen ihrer Fans zurückzuerobern. „Das wäre natürlich der Idealfall“, sagt Ludwig, und Maurer findet: „Wir müssen das Vertrauen unserer Fans für uns gewinnen. Das ist nicht von heute auf morgen möglich. Daher hoffe ich auf ein ansehnliches Spiel.“ Sein Plan: „Wieder Werbung in eigener Sache machen, um gegen Berlin in zwei Wochen eine gute Zuschauerresonanz zu haben.“
Für Maurer, der ja vor der Saison schon angekündigt hatte, auf einen angriffsbetonten Stil setzen zu wollen, geht es nun also darum, seine Mannschaft zwar nach vorne zu beordern, gleichermaßen aber nicht zu viel Risiko einzugehen. „Man kann auch mit fünf Stürmern spielen", sagt er, „doch das Wichtigste ist, dass man keinen Schiffbruch erleidet.“ Seine Spieler dagegen scheinen im zuletzt in Cottbus bewährten System mehr Chance denn Risiko zu sehen, so etwa sagt Kapitän Daniel Bierofka: „Mit fünf Offensiven zu spielen, ist für mich nicht zu forsch. Wir können das. In Cottbus sprach es für den Mut des Trainers, umgestellt zu haben. Mit zwei Stürmern können wir viel mehr Druck auf den Gegner ausüben.“ Und auch Ludwig sagt: „Wir haben uns das nötige Selbstvertrauen geholt, um noch mehr nach vorne zu spielen. Also, warum nicht?“
Letztlich zählt zwar nur das von Sportdirektor Miki Stevic im Stadionheft ausgegebene Ziel, „bis zum Ende der Hinrunde wollen wir unter die ersten Fünf", auf emotionaler Ebene lassen sich aber noch viele Fans durch nicht nur erfolgreiches, sondern auch attraktives Spiel gewinnen. Benny Lauth: „Die Fans wollen sehen, dass man offensiv spielt. Aber wenn der Schiri abpfeift, geht es nur darum, ob man die Punkte hat. Wir werden schon einen guten Weg finden.“
Marco Plein