Streit mit Investor: Schmidt lässt Dampf ab

1860-Trainer Alexander Schmidt schießt gegen Investor Ismaik: „Das ganze Theater wird im Moment ein bisschen viel!“ Die AZ zeigt, was genau ihn alles nervt
von  Dominik Hechler
Trainer Alexander Schmidt.
Trainer Alexander Schmidt. © firo

München -  Alexander Schmidt hatte sich etwas vorgenommen. Das war ihm schon anzusehen, als er den kleinen Raum im ersten Stock der Geschäftsstelle des TSV 1860 betrat. Es ist ja in den letzten Tagen durchaus üblich geworden bei den Löwen, dass sich die Führungsfiguren auf den launischen Investor Hasan Ismaik einschießen.

Schmidt wollte da offensichtlich keine Ausnahme machen – und teilte kräftig aus.

Immer wieder hatte er in den vergangenen Wochen betont, dass ihm die Störfeuer aus Abu Dhabi nichts ausmachen würden. Weder Ismaiks Auftritt bei der denkwürdigen Pressekonferenz („We need a new Sportchef”) noch die Tatsache, dass der Jordanier mit Hassan Shehata nun auch noch einen Aufpasser für Schmidt geschickt hat, würden ihn tangieren. Das hatte er stets gesagt. Bis jetzt!

„18 von 18 Bundesligatrainern würden in so einer Situation öffentlich immer sagen, dass es ihnen nichts ausmacht. Aber das sind doch die normalen Floskeln”, so Schmidt, es ist jetzt ein Punkt erreicht, an dem ich das alles nicht mehr sagen kann. Das ganze Theater wird im Moment ein bisschen viel. Und wenn ich jetzt auch schon aus der Mannschaft immer öfter höre, dass es sie stört und nervt, kann ich mich auch nicht mehr hinstellten und sagen, dass es keine Belastung ist.” Das hat gesessen!

„Natürlich ist es nicht schön, wenn sich im Moment alles hier immer nur um das Eine dreht”, machte sich der Trainer zwei Tage nach der 1:3-Pleite beim FC St. Pauli Luft. „Ich will das alles wirklich nicht als Ausrede für unsere Leistung in Hamburg gelten lassen.” Aber: „Wenn so was ein oder zwei Mal vorkommt, okay. Aber hier ist ja ständig was anderes. Da wünscht man sich schon mal mehr Ruhe.”

Schmidt legte noch einen drauf: „Als Herr Shehata am vergangen Freitag hier ankam, schaust du doch bei dem Menschenauflauf automatisch vom Trainingsplatz mal nach draußen, was da los ist”, meinte der Trainer. Und dabei ist ihm auch nicht entgangen, dass der ägyptische Spion in Diensten des Investors sich offensichtlich kaum mit seinem Training auseinandersetzt. Shehata steht zumeist am Rand, spricht angeregt mit seinen Nachbarn oder telefoniert. Schmidt merkte sarkastisch an: „Und ich dachte, ich stehe hier unter Trainingsbeobachtung...” Auch das hat gesessen! Am Montag schaute Shehata übrigens ganze 20 Minuten an der Grünwalder Straße vorbei, wollte sich öffentlich aber nicht zu seinen ersten Erkenntnissen äußern.

Schmidt dagegen teilte, einmal in Fahrt, munter aus. Wohl auch, weil er längst weiß, dass nicht nur Sportchef Florian Hinterberger, sondern auch er als Gewinner des ewigen Führungs-Hickhacks hinausgehen dürften. Wohl am Mittwoch dürften die Löwen die Vertragsverlängerungen mit beiden bekannt geben – gegen den Willen Ismaiks. Schmidt jedenfalls verriet gestern schon mal seine Vorstellungen für den Kader der kommenden Spielzeit.

„Der Druck ist hier ja enorm hoch, alle wollen aufsteigen. Aber dann will ich auch den Kader für die kommende Spielzeit so zusammenstellen, wie ich ihn brauche. Wenn wir wirklich hoch wollen, müssen wir Korrekturen vornehmen, das ist klar”, sagte er, „Wir wollen Spieler holen, die jung sind, marschieren können und Potenzial haben. Das könnte der Weg sein, den der TSV 1860 mit seinen Mitteln gehen könnte.” Eine Zukunft ohne Ismaik? Der Investor scheint seine Anteile ja, ungeachtet des Dementis seines Cousins Noor Basha, ohnehin loswerden zu wollen.
 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.