Stoffers und das "furchteinflößende Dekolletee"
MÜNCHEN - Löwen Geschäftsführer Manfred Stoffers hat ein eigenwilliges Vorwort im 1860-Stadionheft geschrieben. Darin geht es um eine 24-jährige Gitti und ihr "furchteinflößend überfülltes Dekolletee".
Lesen Sie hier das Vorwort von Manfred Stoffers aus dem Stadionheft:
Liebe Löwenfans,
auch auf die Gefahr hin, dass übellaunige Zeitgenossen in den folgenden Zeilen eine Verharmlosung von Ausschreitungen beim Fußball vermuten, möchte ich Ihnen doch von meinen ersten Erfahrungen mit Fan-Randalen berichten.
Sie hieß Gitti, war 24 und fiel besonders durch ihr furchteinflößend überfülltes Dekolleté und eine trompetengleiche Stimme auf. Ihr Mann, eine Kante von Kerl, hörte auf den Namen Hänschen. Er war ein ambitionierter Sonntagskicker. Ich war damals übrigens 13 Jahre alt, was aber hier nichts zur Sache tut.
Kurz und knapp: Gitti war eine Fußballerbraut im besten Sinne des Wortes. Bei jedem Spiel war sie auf dem Platz, um ihren Mann von Mal zu Mal lautstärker zu unterstützen. Plötzlich rasselt Hänschen mit einem Gegner zusammen, der ihn dort trifft, wo man(n) es am wenigsten ertragen kann. „Der macht mein Hänschen kaputt", hört man sie schreien. Raus aus den Pumps und auf den Nylons über die Aschenbahn aufs Feld, wo sie mit dem umgedrehten Stockschirm auf den Gegner eindrischt, der Hänschen gefoult hat.
Als man sie endlich wieder vom Rasen bugsiert hat, versucht der Vereinsvorstand ihr zu erklären, dass sie auf dem Platz weder etwas verloren noch etwas zu suchen habe. Vergeblich: „Ich kann doch nicht zugucken, wie einer mein Hänschen kaputt macht." In stoischer Ruhe kommt die Antwort vom Vereinsvorstand: „Doch, Du musst zuschauen. Hier sorgt nur der Schiri für Ordnung." Und mit einer Entschlossenheit in der Stimme, die keinen Widerspruch zulässt, fügt er hinzu: „Überleg‘ Dir genau, ob Du Dich bremsen kannst und unsere Regeln einhalten willst. Wenn nicht, dann bleib lieber zu Hause."
Was soll ich Ihnen sagen, Gitti wurde nicht mehr auf dem Platz gesehen. Schade, dass sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle gekriegt hat. Bewundernswert, dass sie die einzig richtige Konsequenz gezogen hat. Wenn man zu unkontrollierten Explosionen neigt, sollte man offenes Feuer meiden. Auf Euch, liebe Heißsporne im Stadion übertragen, heißt dies: „Reißt‘s eich zam!" Wenn Ihr es nicht könnt, dann seid so fair, gesteht es Euch ein und zieht die richtige Konsequenz, bevor wir es tun müssen.
Ich wünsche uns allen einen spannenden und vor allen Dingen friedlichen Fußballnachmittag!
Mit besten Grüßen,
Manfred Stoffers
Geschäftsführer
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