Stevic: "Wir haben die Hausaufgaben gemacht"

Verteidiger Bell ist der letzte Neuzugang bei den Löwen. Hier zieht Sportdirektor Miki Stevic eine erste Transfer-Bilanz – und erklärt, warum er dennoch erst Anfang September entspannen kann.
MÜNCHEN Eigentlich könnte es Miki Stevic jetzt ruhiger angehen lassen, sich auch mal zurücklehnen. In den vergangenen Wochen gingen seine Arbeitstage oft von morgens um neun Uhr bis kurz vor Mitternacht. Pausenlos sah man ihn mit Headset am Ohr, ständig war er am verhandeln, abwägen, diskutieren.
Und all das hat sich gelohnt: Der Sportdirektor der Löwen hat den Großteil seiner Sommerarbeit nicht nur abgeschlossen, er hat dabei auch seine drei Hauptkriterien allesamt erfüllt:
Nach der Ausleihe von Innenverteidiger Stefan Bell sind alle gewünschten Spieler da, der Kader ist qualitativ aufgepäppelt.
Die Neuen kosteten nichts. Durch die Verkäufe von Peniel Mlapa und José Holebas brachte er dem TSV 1860 mehr als zwei Millionen Euro ein. Und es könnte noch mehr werden: Derzeit trainiert Ersatzkeeper Philipp Tschauner beim englischen Zweitligisten Coventry City zur Probe. Und Trainer Reiner Maurer glaubt, dass Tschauner für eine „ordentliche Ablösesumme“ verkauft und durch einen ablösefreien Schlussmann ersetzt werden könne.
Trotz allem, von Stolz will Stevic nichts hören. „Man darf bei 1860 nie erleichtert sein", sagt er. „Ich habe noch einen ewig weiten Weg vor mir, wir haben bis jetzt nur eine Etappe bewältigt." Klar, der 40-Jährige bemüht sich, keinen zufriedenen Eindruck zu erwecken, doch er ist es. „Was wir uns vorgenommen haben, hat alles geklappt. Wir sind gezwungen, immer aus sehr wenig sehr viel zu machen. So gesehen sind wir auf einem guten Weg", sagt er. „Wir haben die Hausaufgaben gemacht, doch die Schule geht weiter.“
Auch Trainer Reiner Maurer kann mit den jüngsten Entwicklungen, die ihm erst Linksverteidiger Stefan Buck, dann Stürmer Djordje Rakic und nun auch noch Innenverteidiger Bell bescherten, gut leben. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir das bestens hinbekommen. Die letzten Neuen kamen zwar ein bisschen spät, aber es war auch sehr schwer. Wir haben gute Lösungen gefunden", sagt er. Maurer weiß um die Qualität seines Kaders. Stevic sagt dazu: „Unsere Mannschaft hat den dritthöchsten Marktwert in der Liga hinter Hertha und Bochum. Wir haben einen Kader, der sich sehen lassen kann."
Dennoch sind die Personalarbeiten bei den Löwen nach wie vor in vollem Gange. Zwar wird kein Spieler mehr kommen, dafür soll noch der ein oder andere gehen. Aktuell umfasst der Kader, so wie er auf der offiziellen Löwen-Homepage angegeben ist, zwar 32 Spieler, abzüglich der Spieler für die Regionalligamannschaft sind es aber nur noch rund 25 Mann, aus denen Maurer eine Elf formen muss. „Ich arbeite daran, dass wir am Ende einen 22er- oder 23er-Kader haben“, sagt Stevic, der sich zwar zu konkreten Personalien nicht äußern möchte, aber deutlich zwischen Spielern, „die wir verkaufen müssen“ und welchen, „die wir verkaufen wollen“, differenziert.
„Bis zum 31. August kann noch sehr viel passieren", kündigt der Sportdirektor an. Bietet sich für die Löwen die Möglichkeit, durch Verkäufe von Antonio Rukavina oder Aleks Ingjovski weiter benötigtes Geld einzunehmen, würde man einen der beiden Serben abgeben. Auch von Verteidiger Mathieu Béda, der durch den Zugang Bells (Maurer: „Es wäre möglich, dass er in Bochum spielt") im Innenverteidiger-Ranking zurückgestuft wurde, würden sich die Löwen trennen. „Ich stehe bei 1860 immer unter Strom“, sagt Stevic, „bis zum 31. August unter Starkstrom. Denn es kann immer sein, dass sich über Nacht neue Situationen ergeben."
Marco Plein