Stevic: "Ja, ich verlasse den Klub"

München - „Ich bin ein Visionär, ich glaube an meine Zukunft als Sportdirektor. Dass ich diese Chance bei 1860 bekomme, ist für mich wie ein Sechser im Lotto”. Mit diesen Worten führte sich Miki Stevic im Februar 2009 als neuer Sportdirektor der Löwen ein. 26 Monate später ist die Zeit des selbst ernannten Visionärs vorbei. „Ja, ich werde den Verein verlassen", bestätigte Stevic nachmittags der AZ das, was ohnehin schon seit Wochen klar schien: Der Ende Juni auslaufende Vertrag des Ex-Profis wird definitiv nicht verlängert.
Am Freitag, einen Tag also vor dem fulminanten 4:0 gegen Energie Cottbus unter den Augen des wahrscheinlichen Investors Hasan Ismaik, soll Stevic nach AZ-Informationen mitgeteilt worden sein, dass man künftig ohne ihn plane. Am Montag bat Stevic dem Vernehmen nach noch einmal um ein Gespräch mit Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer. Zwar soll Schäfer, der Stevic bis zuletzt stützte, da noch versucht haben, zwischen Schneider und Stevic zu vermitteln, doch man soll keine Basis für ein vertrauensvolles Miteinander mehr gesehen haben.
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Dem Vernehmen nach soll Stevic nun selbst entscheiden, ob er seine Tätigkeit bis Saisonende noch fortsetzt oder sich bei Weiterzahlung aller Bezüge freistellen lässt. Der Klub wünscht sich eine saubere Trennung von seinem Sportdirektor. Offen ist noch, was Stevic will. In den nächsten Tagen werde er sich entscheiden, ob er sein Amt bis Saisonende weiterführe, teilte er der AZ mit. Klar ist, dass Stevic enttäuscht ist, das Amt bei 1860 hatte der Ex-Profi, der so charmant parlieren und Menschen von sich überzeugen kann, stets als Lebensaufgabe verstanden.
Doch von Anfang an witterte der Menschenfänger Stevic auch Kampagnen und Verschwörungen gegen sich. Auch die AZ bekam zuletzt Post von seinen Anwälten. Von Anfang an polarisierte Stevic bei 1860. Schon bei seinem Amtsantritt musste er sich gegen Vorwürfe wehren, dass der Berliner Immobilien-Unternehmer Nicolai Schwarzer, der damals an einem Investment beim TSV 1860 interessiert war, ihn in das Amt gehievt hätte. Sowohl Schwarzer als auch Stevic haben dies stets vehement dementiert. Später machten Vorwürfe über angebliche undurchsichtige Geschäftspraktiken des Serben die Runde; auch diese ließ Stevic über seine Anwälte dementieren. „Ich muss mich im Moment gegen vieles wehren, was mir zu Unrecht vorgeworfen wird. Es geht viel um Politik, aber ich bin kein Politiker sondern Sportler", sagte Stevic noch vor einer Woche. "Die Wahrheit wird irgendwann auf den Tisch kommen", sagte er nun.
Unzweifelhaft ist, dass die Gehaltskosten des Kaders unter Stevic auf zeitweise mehr als neun Million Euro im Jahr anstiegen, die Löwen aber dennoch nie um den Aufstieg mitspielen konnten. Auch das Tauschgeschäft von Sven Bender, der mittlerweile Nationalspieler ist, und Rechtsverteidiger Antonio Rukavina mit Borussia Dortmund, wird Stevic zur Last gelegt. "Ich habe nie über geschäftliche Dinge entschieden", sagte Stevic nun, "alle Transfers wurden von der Geschäftsführung abgesegnet und unterschrieben." Darüberhinaus habe man in seiner Amtszeit etwa auch die teure Scouting-Abteilung aufgelöst und dafür Abfindungen zahlen müssen. Insgesamt ist seine Transferbilanz gemischt: Treffern wie Aleksandar Ignjovski, Gabor Kiraly oder Daniel Halfar stehen teure Fehleinschätzungen wie Alexander Ludwig, Florin Lovin oder Savio Nsereko entgegen.