Stefan Ortega: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“

Im AZ-Interview spricht Torhüter Stefan Ortega über die Krise beim TSV 1860, seine Brandrede und die Partie gegen Kaiserslautern.
Interview: Marc Merten |
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Geht Konfrontationen nicht aus dem Weg: Löwen-Schlussmann Stefan Ortega.
Rauchensteiner/Augenklick Geht Konfrontationen nicht aus dem Weg: Löwen-Schlussmann Stefan Ortega.

AZ-Interview mit Stefan Ortega. Der 22-Jährige wechselte zu Saisonbeginn von Arminia Bielefeld zum TSV 1860 und verdrängte Kult-Keeper Gabor Kiraly.

AZ: Herr Ortega, wann haben Sie das letzte Mal mit der Waschfrau des TSV 1860 gesprochen?

STEFAN ORTEGA: Das war letzte Woche, weil ich sie drum gebeten habe, meine Torwarthandschuhe nicht zum Trocknen auf die Heizung zu legen. Die werden dann so spröde.

Lesen Sie hier: Die Brandrede von Stefan Ortega

Haben Sie mit ihr dann auch über die sportliche Situation gesprochen?

Na klar. Sie leidet doch auch mit uns mit. Wenn wir gewinnen, ist sie die erste vor der Kabine, die dich mit einem strahlenden Lächeln begrüßt. Und wenn du verlierst, ist sie die erste, die geknickt ist. Deswegen habe ich nach dem Nürnberg-Spiel auch gesagt, dass alle an einem Strang ziehen müssen – von der Waschfrau bis zum Präsidenten. Alle gehören dazu. Alle müssen an einem Ziel arbeiten.

Wie sind Ihre Worte eigentlich in der Mannschaft angekommen?

Ich habe mit Chris Schindler und einigen anderen Spielern gesprochen. Sie haben mir bestätigt, dass ich mich richtig geäußert habe, dass es wichtig war, was ich gesagt habe.

Lesen Sie auch: Rückrundenstart: Wiedersehen mit dem Schreckgespenst

Haben Sie seitdem eine Veränderung ausgemacht?

Ich habe das Gefühl, dass auch der Letzte begriffen hat, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen und dass sich etwas ändern muss. Wir müssen zusammenhalten und den Kampf annehmen. Von der Nummer eins bis zur Nummer 34. Wir haben das Potenzial. Aber die Mannschaften, die da unten drin stehen, stehen zu Recht dort.

Was ist das größte Problem derzeit in der Mannschaft?
Die Kommunikation passte zuletzt nicht immer. Du kannst mit klaren Kommandos vielen Problemen vorbeugen. Das ist gerade nach den Gegentoren ganz wichtig: Anstatt mit sich selbst zu hadern, muss jeder konzentriert weiterspielen. Dann wird es vielleicht auch schwerer, gegen uns Tore zu schießen. Aber wir als Mannschaft haben das erkannt und suchen mit dem Trainer nach Lösungen.

Welche Rolle kommt Ihnen dabei zu? Als Torwart einerseits und als einer der wenigen Abstiegskampf-erfahrenen Spieler andererseits?

Ich kann an der Situation auch nur wachsen. Ich sehe mich als Spieler, der vorweg gehen und Verantwortung übernehmen kann. Wir haben einige Spieler, die den Mund aufmachen und vorangehen. Es ist wichtig, dass diese Leute den anderen Spielern jetzt die Zweifel nehmen. Wir müssen zeigen, dass wir keine Angst haben und die Situation annehmen. Mit allem, was dazu gehört.

Es war bemerkenswert, dass gerade Sie mit erst 22 Jahren derjenige waren, der die deutlichsten Worte gefunden hat. Woran liegt das?

Ich bin mit 14 Jahren schon von zuhause weg und nach Bielefeld gezogen. Da habe ich bei einer strengen Gast-Oma gelebt. Ich musste mein Leben schon sehr früh selbst in die Hand nehmen. Die Dinge, die man eigentlich erst als Erwachsener macht und nicht mit 15 oder 16. Ich habe so sehr früh gelernt, mich durchzusetzen, mich nicht unterkriegen zu lassen. Ich bin generell ein Typ, der sich nicht verbiegen lässt. Ich sage, was ich denke, und bin mir nicht zu schade, was abzubekommen. Mit Gegenwind kann ich umgehen. Ich mag lieber die Konfrontation. „Alles schön und gut“ bringt mich auf Dauer nicht weiter.

Sind Sie ein typischer Torhüter?

Klar, als Keeper bist du eine eigene Spezies. Du musst ein eigenes Selbstvertrauen mitbringen. Das Schöne an der Position ist doch, dass es nur hop oder top gibt.

Wie sehen Sie Ihre Leistungen der letzten Wochen?

Schwankend. Ich habe sehr gute Spiele drin gehabt, aber auch einige Fehler gemacht. Das bleibt nicht aus als junger Spieler. Das ist meine erste Saison, die ich durchspiele. Ich arbeite daran, dass ich mich schnell stabilisiere.

Jetzt kommt Lautern. Haben Sie Angst, dass das Hinspiel (2:3) noch in den Köpfen steckt?

Nein. Gerade ist es egal, gegen wen wir spielen. Es ist Rückrundenbeginn. Wir haben nur noch 17 Spiele. Wir können in den letzten zwei Spielen vor der Winterpause ein klein wenig gutmachen, um mit einem etwas besseren Gefühl in den Urlaub zu gehen und dann mit Vollgas in die Vorbereitung zu starten. Wir dürfen 2014 nicht komplett schlecht beenden. Gerhard Poschner hat Recht: Auf einem Abstiegsplatz zu überwintern, wäre eine Katastrophe.     

 

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