Stadiondebatte: Das sagt Vize-Präsident Hauner

Die 1860-Fans haben sich in einer großen Umfrage für einen Auszug aus der Arena ausgesprochen Vize-Präsident Hauner will das prüfen lassen, sieht aber „keinen Ansatz, der zum Ziel führt”
von  Marco Plein
Wolfgang Hauner: Der Bundespolizist ist seit genau einem Jahr wieder Vizepräsident der Löwen. Der 50-Jährige regelt vor allem Mitgliederfragen.
Wolfgang Hauner: Der Bundespolizist ist seit genau einem Jahr wieder Vizepräsident der Löwen. Der 50-Jährige regelt vor allem Mitgliederfragen. © sampics/ Stefan Matzke

Servus Herr Hauner, in den letzten zwei Tagen wurde das Stadion-Thema nach einer Fan-Befragung neu aufgerollt. Das Präsidium erklärte nun, den Wünschen der Fans gerecht werden zu wollen. Was bedeutet das genau?

Man kann den Satz wörtlich nehmen, denn es ist unsere Aufgabe, die Wünsche der Fans zu hören und uns ihren Anliegen anzunehmen. Natürlich beziehen wir da auch das Stadionthema mit ein. Wir diskutieren es, aber es gibt keinen Ansatz, der aktuell zu einem Ziel führen würde. Also reden wir hier doch über Hoffnungen und Wünsche, das muss uns bewusst sein. Es gibt weder ein Finanzierungsmodell, noch ein Grundstück, noch einen Plan für das Projekt. Da bringen uns leider auch die Umfrage-Ergebnisse nicht weiter.

Das heißt, 1860 spielt die nächsten Jahre weiter in der Arena, wenn sich aber eine Auszugs-Chance ergäbe, würde man ihr nachgehen.

So in etwa kann man das beschreiben. Wir haben den Arena-Vertrag, den halten wir ein. Konkretere Zukunftsaussagen wären nicht seriös. Man muss nur mal das Beispiel Fürth heranziehen. Die haben nie öffentlich über dieses Thema geredet, sondern solide am Erfolg der Mannschaft gearbeitet und im Hintergrund nach einem Investor für ein Bauprojekt gesucht. Jetzt sind sie aufgestiegen und sprechen über den konkreten Neubau eines Stadions. Die gestalten jetzt handfest ihre Zukunft, das wollen wir natürlich auch. Aber wir können nicht alles öffentlich diskutieren, nur weil unsere Fans den Wunsch nach einer eigenen Heimat haben. Glauben Sie etwa, dass wir diesen Wunsch nicht auch haben? Ja, jeder Verein will ein eigenes Zuhause, und ja: Wir haben gesagt, dass wir den Wünschen nachgehen. Aber ich nenne ein Beispiel: Wenn sich unsere Fans einen Mesut Özil wünschen, dann können wir dem nachgehen, und wir würden dem auch nachgehen, wenn sie sich ihn nochmal wünschen. Doch wir würden immer wieder schnell erkennen, dass der Wunsch, ihn im Löwen-Trikot zu sehen, unrealistisch ist. Genauso realistisch muss man die Stadionfrage betrachten.

Dennoch: Wie könnte in der Zukunft ein Weg zu einer eigenen Heimat aussehen?

Wir machen in der Hinsicht schon sehr viel richtig. Wir haben viele Leute im letzten Jahr positiv überrascht, unsere Mitgliederzahl ist um 337 Neuanmeldungen gestiegen, und das, obwohl wir die Beiträge erhöht haben. Es gab nur 75 Austritte. Das heißt: Unser bodenständiger Kurs, der nicht auf Sehnsüchten und Träumen basiert, bringt uns Vertrauen und Verlässlichkeit. Das sind die entscheidenden Faktoren, wenn wir mal mit möglichen Investoren über ein Großprojekt reden wollen. Wir stehen jetzt in einem viel helleren Licht als vor eineinhalb Jahren - dass überhaupt diese Debatte um ein Stadion bei den Fans geführt werden kann, hätte uns vor nicht allzu langer Zeit niemand zugetraut.

Sie entstand durch die Veröffentlichung der Umfrage-Ergebnisse. Passt die Debatte in Ihren Augen zur aktuellen Zeit, in der die Löwen einen Aufschwung erleben?

Es ist sicherlich so, dass wir solch ein Stimmungsbild in Zahlen gerne schon früher gehabt hätten, aber jeder weiß, was hier in den letzten vier, fünf Jahren los war. Jetzt haben wir schwarz auf weiß in der Hand, was sich bisher immer nur fühlen ließ. Aber wir reden derzeit nur über Theorie, ob und wann das Ganze mal in Praxis übergehen kann, ist ungewiss. Ich selbst würde gerne mitträumen, benutze diese Zeitphasen jedoch um mich anderen Fragen und deren aktueller Lösung zu widmen.

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