Sportfreund Flo Weber: "Wolf? Da kommt nur heiße Luft"

Flo Weber, Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller, ist leidenschaftlicher Löwen-Fan. Hier erklärt er, warum er die Sechzger nicht mehr sehen mag.
AZ: Flo Weber, Sie sind Fußballfan durch und durch. Haben Sie eigentlich ab und zu noch Zeit, selber zu kicken?
FLO WEBER: Ich spiele mit meinen Jungs regelmäßig Fußball. Jeden Dienstag treffe ich mich mit den Ex-Kommilitonen in Unterföhring zum Fußball. Peter (Sänger der Sportfreunde Stiller, d. Red.) ist auch manchmal dabei, der Rüde (Gitarrist der Sportfreunde, d. Red.) überhaupt nicht. Der kann mit Fußball nix anfangen. Für mich ist Kicken total wichtig, als Ausgleich zur Musik.
Herr Stiller, Ihr früherer Trainer in Germering und Namenspatron Ihrer Band ist längst im Ruhestand. Haben Sie noch Kontakt?
Sporadisch. Wir schreiben uns Mails. Er verfolgt unseren Weg und kommt immer noch gerne vorbei beim Konzert. Einmal im Jahr treffen wir uns. Das war eine besondere Zeit, unter ihm Fußball zu spielen. Der hat diese klassischen Sätze wie „Sieg oder Blut an die Latte" oder „Die Heide muss brennen" immer wieder als Motivation gehabt. Der hat dich auch mal angeschrien und losgebrüllt: „Ich hasse dich", wenn du einen Fehlpass gespielt hast. Das war lustig. Da war Lorant nichts dagegen.
Sie sind seit Kindesbeinen Fan von 1860. Wie zufrieden sind Sie mit dem Abschneiden der Löwen in dieser Saison?
Hören Sie auf! Ich bin sehr verärgert. Bei den Löwen gehört die ganze Führungsriege komplett erneuert. Das war doch eine Farce, was da mit dem Investor lief. Der Ude soll da mal komplett reinen Tisch machen, diesen Herren absägen und von neuem anfangen. Die Sechzger schlittern von einem Kaperltheater ins nächste.
Gehen Sie noch ins Stadion?
Nein. Diese Saison hab ich mir vorgenommen, nicht mehr hinzugehen. Aber wie ich mich kenne, kann ich dann doch nicht ganz wegbleiben, weil das Löwen-Herz pumpt halt blau.
Ist Uwe Wolf der richtige Trainer für die Löwen? Noch will sich Sportdirektor Miroslav Stevic zur Trainerfrage nicht festlegen. Sollte man Wolf die Chance übers Saisonende hinaus geben?
Ganz ehrlich: Nein! Ich bin kein Fan von Uwe Wolf. Bei dem kommt doch nur heiße Luft, sowas hab ich selbst bei 1860 noch nicht erlebt. Man kann sich nicht hinstellen und von der Champions League sprechen und jedes Mal die Spieltage mal drei nehmen und sagen, soviel Punkte macht man noch. Das ist mir zu dick aufgetragen bei dem.
Was halten Sie von Geschäftsführer Manfred Stoffers?
Den Herrn habe ich noch nicht durchschaut. Er spricht wunderbar. Rhetorisch ist er ein Wunderknabe, aber es ist so schwierig, ihm die Inhalte zu glauben, die er versucht zu vermitteln, weil man ja weiß, dass der Verein intern total brüchig ist. Ob so ein Labertyp helfen kann? Ich kenne den Mann nicht, aber ich glaube nicht, dass der so viel bewegt, und ich weiß nicht, was dahintersteckt.
Wäre ein Job im Aufsichtsrat nichts für Sie? Dann könnten Sie den Herren ein bisschen auf die Finger schauen?
Nein, das würde ich nicht wollen. 1860 ist zwar mein Verein, aber ich glaube, da würde ich lieber selbst als Fußballer mitwirken wollen, als in solchen Gremien dabei zu sein. Ich glaube, einen Mathieu Béda oder Torben Hoffmann würde ich technisch locker in die Tasche stecken. Das sind Alibi-Fußballer.
Mit dem Song „Lauth anhören" haben Sie 2004 Benny Lauth einen Song gewidmet. Er ist nach seiner Rückkehr im ersten Jahr mit 12 Toren bester Löwe. Wird es auch mal einen Song über die Bender-Zwillinge geben?
Das haben wir nicht auf dem Zettel. Seit der WM 2006 sitzen wir eh schon zu sehr in dieser Fußballecke drin. Benny ist der einzige Löwe, der sein Geld wert ist und deshalb hat er so einen Song verdient. Da hatten wir damals schon das richtige Näschen. Der ist auch der einzige Löwe, wegen dem ich wieder ins Stadion gehen würde.
Wie lange tragen die Bender-Zwillinge noch das Trikot von 1860?
Da gebe ich mich gar keiner Illusion hin. Die können nicht gehalten werden, weil das Geld benötigt wird. Das ist schade, aber das ist seit Jahren das Schicksal der Löwen.
Sie sind auch ein Fan des Grünwalder Stadion. Wie sehen Sie die Stadion-Diskussion?
Wenn ich in der Allianz Arena drin sitze, ist es okay. Aber der Weg da raus, der taugt mir nicht. Da ist viel verpasst worden unter Wildmoser, wir hätten unsere Heimat zurückbekommen sollen. Ich würde viel lieber ins Grünwalder gehen, aber auch mit dem Olympiastadion Vorlieb nehmen.
Ein Song der Sportis heißt „Die gute Seite". Wann wird 1860 sportlich wieder auf der guten Seite stehen?
Wäre das alles ein bissl besser gelaufen, hätte ich denen zutrauen können, dass sie nächstes Jahr aufsteigen. Aber nach den erneuten Querelen in dieser Saison fürchte ich, es wird erst 2014 so weit sein.
Und wo landet 1860 am Ende der Saison?
Auf Platz acht. Die sind so blöd. So einfach wie in diesem Jahr war es noch nie, aufzusteigen. Da nimmt sich oben jeder die Punkte gegenseitig weg, aber Sechzig bleibt mal wieder im Niemandsland der Tabelle.
Interview: Reinhard Franke