So tickt Adel Taarabt

Der Marokkaner spielte schon beim AC Mailand und in der Premier League. Warum er trotzdem ein Risikotransfer ist.
Matthias Eicher |
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Extravaganter Auftritt in der Hotellobby: Adel Taarabt.
Matthias Eicher Extravaganter Auftritt in der Hotellobby: Adel Taarabt.

München Adel verpflichtet. So lautet eine wohlbekannte Redewendung. „Eine höhere gesellschaftliche Stellung verpflichtet zu Verhaltensweisen, die von anderen nicht unbedingt erwartet werden“, heißt es dazu im Duden. Der TSV 1860 hat damit (erst einmal) nicht viel zu tun. Seit gestern kann er aber ebenfalls behaupten: Adel verpflichtet!

Denn der Klub aus dem Unterhaus des deutschen Fußballs hat den Spieler Taarabt verpflichtet, Vorname Adel. Und damit einen Transfer getätigt, der nicht unbedingt zu erwarten war. Mittwochabend sickerten die ersten Informationen durch, dass bald ein Spieler mit hohem Marktwert bei dem traditionell klammen Zweitliga-Klub aufschlagen könnte. Donnerstagvormittag stand er schon auf der steirischen Matte in Bad Waltersdorf: Gegen zehn Uhr traf Taarabt im Teamhotel ein. Dabei hatte der neue Sportchef Thomas Eichin tags zuvor hinsichtlich weiterer Transfers noch auf die Euphoriebremse getreten: „Es gibt Spieler wie Sand am Meer, aber sie müssen auch ins Gefüge passen. Ich heiße Thomas, nicht Merlin. Es braucht Zeit, einen guten Mix zu finden“, sagte er am Mittwoch. Um tags darauf in merlinscher Manier einen einstigen Topstar aus dem Hut zu zaubern. Eine offizielle Bestätigung des Vereins ließ noch auf sich warten, alles andere als eine Leihe dürfte finanziell allerdings kaum machbar sein.

Der 27-jährige Marokkaner ist Mittelfeldspieler, 1,80 Meter groß, für beide Außenbahnen, aber vornehmlich links geeignet. Nachdem der Rechtsfuß beim RC Lens in Frankreich ausgebildet worden war, suchte er sein Glück auf der Insel: Für Tottenham Hotspur, den FC Fulham und die Queens Park Rangers stand er 65 Mal in der englischen Premier League auf dem Platz, erzielte dabei sieben Treffer und lieferte sieben Vorlagen. Außerdem lief er ein Jahr für den italienischen Spitzenklub AC Mailand auf (14 Spiele, vier Tore) und erspielte sich dank seiner großen Durchschlagskraft und überragenden Technik auch einen Platz in der Nationalmannschaft Marokkos (17 Einsätze, vier Tore). Der Mann kann also in jedem Fall in die Kategorie „Transfercoup“ eingeordnet werden.

Sein Marktwert sank von 10 auf 1,5 Millionen Euro

Ein Hochkaräter mit Kehrseite, wenn man so will, denn: Zwischen 2013 und heute sank sein Marktwert von 10 auf 1,5 Millionen Euro. Im Sommer 2015 wollte er bei Benfica Lissabon wieder durchstarten und unterschrieb einen Vertrag bis 2020. Doch schnell war er nur noch in der Reserve zu finden und machte für die 2. Mannschaft nur sieben Spiele. Woran’s lag? Der Marokkaner gilt als schwieriger Charakter, der gerne die Lust verliert. Er tanzte nicht nur auf dem Rasen seine Gegenspieler aus, sondern am Vorabend eines Spieles trotz Ausgangssperre bis in die Morgenstunden in der Disco. Aus dem Sommerurlaub hatte er mehrfach zu viele Kilos mitgebracht. Rangers-Coach Harry Redknapp hatte Taarabt eine Diät verordnet und dem „Daily Mail“ erklärt: „Es ist wirklich kompliziert mit ihm.“ Bei 1860 zählen bereits Berkant Göktan und der Spanier Rodri in diese Kategorie. Taarabt ist allerdings schon aufgrund seiner Vita ein, zwei Stufen höher einzuordnen – und dennoch ein Risikotransfer: Der Marokkaner spricht kein Deutsch, sein erster Auftritt im Hotel war extravagant: Schwarz-goldene Jacke, auf dem Hosenbein die Schlagworte „proud“, „strong“ und „amazing“ (Stolz, stark, großartig).

Bleibt abzuwarten, ob er auch großartig ins unter Neu-Trainer Kosta Runjaic erst entstehende Teamgefüge passt. Die Löwen dürften allerdings hoffen, dass Adel Taarabt einen weiteren Anlauf, von denen er nicht mehr viele hat, unternehmen möchte. Denn Talent verpflichtet auch irgendwie.

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