Simon Seferings: "Mein Ziel ist, jedes Spiel zu spielen"
Profi-Fußballer neigen ja bekanntlich zu Phrasen, doch Löwen-Profi Simon Seferings ist kein zurückhaltender Typ. Dabei gab der Offensivmann beim 1:0 des TSV 1860 im Test gegen die BSG Chemie Leipzig gerade erst sein Comeback nach vierzehnmonatiger Verletzungspause. "Mein Ziel ist, jedes Spiel zu spielen. Wenn ich einhundert Prozent fit bin, habe ich die Möglichkeit, das zu schaffen", sagte der 22-Jährige nach seinem 35-minütigen Kurzeinsatz. Eine deutliche Ansage.
Auf Nachfrage bestätigte der Kicker aus der Eifel, dass er freilich einen Stammplatz meine. Er tat dies mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit, als wäre es ein Affront, etwas Gegenteiliges anzunehmen. Seine Stärke sei sein Schuss, erklärte Seferings, "links wie rechts, und die Dynamik". Gegen die Sachsen deutete er diese Eigenschaften an - so auffällig wie die Löwen-Fans, die hinter der Tribüne Raketen steigen ließen, war er aber nicht.
Glaubt man Löwen-Coach Daniel Bierofka, ist der Anspruch seines Rückkehrers jedoch leicht verständlich. "Er ist ein Typ Hybrid-Spieler. Er ist auf der Neun ausgebildet worden, hat dann in Heimstetten auf der Sechs gespielt. Deswegen ist er sehr ballsicher", meinte der Sechzig-Trainer. "Er kann gegen den Ball arbeiten, ist kopfballstark. Wenn wir den wieder fit bekommen, wäre er die billige Lösung eines Neuzugangs."
Mehr noch: Der einstige Jugendspieler des FC Bayern ist just jener Typ, der ihm bisher fehlte. Denn: Als Verbindungsspieler könnte Seferings Spielmacher Timo Gebhart entlasten, dem Regisseur den Rücken freihalten, selber Initiative ergreifen, Gebhart Raum für Offensivaktionen oder Verschnaufpausen geben.
Mit Aaron Berzel und Daniel Wein hatte der Löwen-Trainer bislang einen sehr defensiven Sechser (Berzel) und einen defensiveren Achter (Wein), der, auf sich allein gestellt, im Spielaufbau Probleme hatte. Seferings, Typ bulliger Arbeiter, könnte zum Problemlöser werden. "Er hat eine gute Übersicht, kann sich im Eins-gegen-eins durchsetzen", meinte Bierofka.
Bis zu seiner Verletzung Ende Oktober 2016 war Seferings unter Biero Stammspieler, erzielte in der Vorrunde 2016/17 in 17 Spielen vier Tore, lieferte vier Assists. "Er ist eine Maschine", meinte Kapitän Felix Weber anerkennend: "Ein Kämpfer, ein Beißer." Der viel Gelobte lobte sich auch selbst. Er schätze, dass Bierofka mit Hybrid-Spieler meine, "dass ich sowohl defensiv als auch offensiv meine Qualitäten haben", sagte Seferings.
Die lange Leidenszeit entmutigte ihn offensichtlich nicht. Er hatte zwei Meniskusrisse hintereinander im linken Knie, musste sich mehreren Operationen unterziehen. "Nach der ersten OP war ich bereits wieder bei der Mannschaft. Doch dann kam der nächste Rückschlag, als der Meniskus noch mal genäht werden musste, weil sich eine Naht gelöst hatte", erinnerte er sich. "Das war schon extrem hart."
Sein Comeback, bei dem Ugur Türk das Löwen-Siegtor (5. Minute) vor 5 450 Zuschauern im Grünwalder Stadion schoss, sei "unglaublich" gewesen, erklärte er. "Wenn du so lange verletzt warst, bist du einfach nur froh, wenn du wieder gesund vom Platz kommst." Zwar fehle ihm noch "die Selbstverständlichkeit, eine Situation zu erahnen", meinte er. Doch sein Selbstbewusstsein dürfte den Kampf um die Stammplätze im Mittelfeld anheizen.