Schwarzer: Geld zurück!

MÜNCHEN - Geldgeber der Löwen legt sein Invest „lahm“. Stevic will trotzdem als Sportchef weitermachen.
Nicolai Schwarzer hätte sich vermutlich viel Ärger erspart, wenn er vor ein paar Wochen mal das Löwenstüberl besucht und sich bei den Stammgästen über den TSV 1860 informiert hätte.
Vielleicht hätte Schwarzer dann rechtzeitig gemerkt, auf was für ein streitlustiges und chaosliebendes Völkchen er sich einlassen müsste, um mit den Sechzgern ins Geschäft zu kommen.
„Natürlich habe ich mich vorher über 1860 informiert“, beteuert Schwarzer zwar jetzt, wo er kopfschüttelnd und ein wenig erschlagen wirkend am Münchner Flughafen steht, „natürlich“, sagt der bis auf weiteres verhinderte Löwen-Investor weiter, „habe ich das Ganze vorher prüfen lassen.“ Aber eben nur von Rechtsanwälten, Wirtschaftsanalysten und Finanzexperten.
Aber die Leidenssucht der Löwen, dieser ganz spezielle Hang, das Chaos anzuziehen: Das sind keine Parameter, die in Geschäftsberichten stehen.
„In meinem Geschäft passiert so etwas nicht“, sagt Schwarzer. Aber der Immobilienhändler aus Berlin wollte ja unbedingt ins Fußball-Geschäft einsteigen. Wegen der Analysten und des Geldes. Aber es musste eben nicht nur Fußball sein, sondern ausgerechnet auch noch 1860. „Weil ich überzeugt bin, dass 1860 wachsen kann und dass es kaum einen Verein in Deutschland gibt, der ein so großes Potential hat wie der TSV 1860", sagt Schwarzer.
Das glaubt er immer noch, auch nach diesem Krisengespräch mit dem Löwen-Präsidium in der Nacht auf Dienstag am Münchner Flughafen. „Ja, mit 1860 kann man viel Geld verdienen, klar“, sagt Schwarzer nun, aber nur, „wenn alle Beteiligten an einen Strang ziehen!“
Und dass das bei den Löwen beinahe unmöglich ist, das glaubt jetzt wohl auch Schwarzer. „Momentan habe ich das Invest lahm gelegt, bei einem Automatikauto wäre der Schalthebel jetzt auf Parken. Je nachdem, was in den kommenden Tagen passiert, muss ich entscheiden, den Rückwärtsgang einzulegen“, erklärt er und ergänzt: „Wenn Ruhe einkehrt im Verein, gibt es unter Umständen noch eine Chance für das Modell.“
Ja, wenn.
Den Rücktritt des Präsidiums fordert Schwarzer übrigens (noch) nicht. Zumindest nicht öffentlich. Schließlich habe er die Präsidiumsmitglieder „als ehrenhafte Menschen kennen gelernt, die ihren ehrenamtlichen Job alle mit großen Engagement ausüben." Wie groß das Vertrauen Schwarzers ins Präsidium tatsächlich noch ist? Zumindest ganz zu glauben scheint er Präsident Beeck nicht mehr. „Sofern diese Bedenken tatsächlich von Seiten der DFL geäußert worden sind, bin ich der der Meinung, dass die DFL mit uns einen Präzedenzfall schaffen wollte“, sagt er.
Ja, sofern.
Vor allem für die Fans und das Umfeld bei 1860 tue es ihm leid, beteuert er. Und vielleicht ein bisschen auch um Miki Stevic? Schließlich sollen der DFL ja vor allem die Beziehung zwischen Schwarzer und dem neuen Sportdirektor aufgestoßen sein. Schwarzer: „Ich möchte betonen, dass ich mit Miki Stevic nicht befreundet hin. Ich habe ihn nicht installiert, und es war auch keine Bedingung von mir, ihm das Amt zu geben. Ich habe niemals Einfluss genommen auf die Geschäftsführung und hätte dies auch nie gemacht.“
Zumindest vorerst dürfte Stevic übrigens im Amt bleiben. „Warum sollte ich zurücktreten? Ich habe einen Vertrag bei 1860, mit dem Investor habe ich nichts zu tun“, sagte Stevic, der am Dienstag ganz normal zur Arbeit gegangen ist. Und weiter: „Ich bin vom Präsidium geholt worden, um sportlichen Erfolg zu haben. Mein Ziel ist, mit 1860 in die Bundesliga aufzusteigen. Solange ich hier bin, verfolge ich das." Nur, dass er dafür jetzt eben weniger Geld zur Verfügung hat dafür. „Die bereits geflossenen Gelder müssen jetzt zurückfließen“, sagt Schwarzer noch, ehe er ins Flugzeug steigt. Er will also sein Geld zurück.
Filippo Cataldo