Schroth will die Kurve kriegen – läuft aber nur geradeaus
Der 1860-Dauerpatient glaubt trotz nur kleiner Fortschritte weiter an sein Comeback: „Es gibt nur einen Plan A.“
AZ: Entschuldigung, Herr Schroth, aber die Frage muss angesichts Ihrer Verletzungen – zunächst die Sehnenentzündung, danach die Knorpelverletzung im Knie – sein: Wie geht es Ihnen?
MARKUS SCHROTH: Ich bin im Moment sehr zufrieden. Derzeit geht’s mir den Umständen entsprechend gut.
Mannschaftsarzt Dr. Erich Rembeck sagte, der Bewegungsablauf sei so gut wie lange nicht mehr. Glauben Sie noch an Ihr Comeback?
Ich spüre selber, dass es besser ist als noch im Herbst. Immerhin kann ich seit Beginn des Jahres wieder laufen.
Wie rund läuft es denn?
Im Moment laufe ich nur geradeaus. Der nächste Schritt ist, das Lauftraining zu variieren, also auch mal Richtungswechsel einzubauen.
Wie hält man seine Motivation trotz einer so langen Durststrecke hoch?
Das ist schon schwer, sehr schwer. Ich muss mich immer wieder selber motivieren. Aber solange es vorwärts geht und ich was in der Hand habe, geht das.
Seit wann geht’s denn spürbar vorwärts?
Seit meiner letzten OP, das war vor einem Jahr. Seitdem geht es poco a poco voran.
Sie hätten auch in München Ihr Individualtraining absolvieren können. Warum sind Sie im Trainingslager auf Teneriffa mit dabei?
Zum einen sind es die Top-Bedingungen hier, zum anderen auch der Kontakt zur Mannschaft. Ich brauche das, mal in der Kabine zu hocken und einfach mal nur dumm daher zu reden. Ich bin kein Leichtathlet oder Tennisspieler. Helfen kann mir natürlich niemand, aber die Unterstützung der Mannschaft ist schon schön.
Wo tanken Sie denn die Kraft, immer weiterzumachen?
Bei meiner Familie, ganz klar. Es gibt immer Tage, an denen man durchhängt. Wichtig ist dann, Rückhalt zu haben. Den habe ich, dafür bin ich meiner Familie auch sehr dankbar.
Eine weitere Frage, die sicher auch nervt, ist die, wann Sie wieder komplett fit sein werden. Haben Sie sich ein Limit gesetzt?
Ich rechne überhaupt nicht. Mein Ziel ist es einfach nur, wieder auf dem Platz stehen zu können. Ich habe immer noch Spaß am Fußball. Und so möchte ich nicht aufhören, sondern dann, wenn ich keine Lust mehr habe. Ich will noch mal spielen. Dafür arbeite ich jeden Tag.
Und was ist, wenn das Comeback nicht mehr klappt? Gibt es einen Plan B?
Darüber denke ich nicht nach. Es gibt nur einen Plan A. Punkt.
Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wenn Sie noch mal spielen wollen, dann muss das ja in der Rückrunde passieren – um sich auch wieder für einen neuen Vertrag ins Gespräch zu bringen.
Auch darüber denke ich nicht nach. Es zählt nur, dass ich fit werde, das ist die Grundvoraussetzung. Ich habe gelernt, dass es nicht möglich ist, sich einen Termin zu setzen, wann ich wieder gesund sein will.
Sollten Sie wieder fit werden, meiden Sie dann Ärzte?
Ich werde an ihnen wohl nicht vorbeikommen, aber ich habe schon genug vom Reha-Training. Ich könnte ja fast schon selbst Physiotherapeut werden.
Interview: Thorsten Klein
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