Schreckgespenst Löwen-Abstieg: Was wäre wenn?
München – Dass die Löwen knapp bei Kasse sind, ist mittlerweile ein Dauerzustand. Talente werden verkauft, damit neue Spieler ausgeliehen werden können – eigentlich eine untragbare Situation. Aber all das ist noch nichts im Vergleich zu der finanziellen Herausforderung vor der Kreuzer, Cassalette & Co. im Falle eines Abstiegs stehen würden.
Derzeit kassieren die Löwen pro Saison sieben Millionen Euro aus der Vermarktung der TV-Rechte. Außerdem schafft das Sportmarketing-Unternehmen Infront Sports & Media seit Anfang 2015 durch Haupt- und Titel-Sponsoring, die Werbeplattformen im Innenraum des Stadions und das Merchandising dringend benötigtes Geld ran. Für die Ausrüstung der Spieler wiederum ist seit der aktuellen Saison das italienische Unternehmen Macron zuständig.
Dritte Liga finanzieren? "Das ist ein Kraftakt."
Würden die Sechzger nun aber in die dritte Liga absteigen müssen, hätte dies massive Auswirkungen auf die Finanzsituation des TSV 1860. Die sieben Millionen Euro TV-Gelder wären komplett weg. Und von Infront sollten die Löwen in den kommenden 13 Jahren nach Information der Süddeutschen Zeitung insgesamt mindestens 60 Millionen Euro erhalten – allerdings nur bei konstantem Verbleib in Liga Zwei. Im Falle des Abstiegs würden wohl weitaus weniger als die bislang gut 4,6 Millionen Euro pro Jahr überwiesen werden. Einziger kleiner Trost: Immerhin der Vertrag mit Ausrüster Macron gilt auch für die dritte Bundesliga.
Bei solch massivem Einnahmenrückgang müssten natürlich auch die Ausgaben entsprechend drastisch gekürzt werden. "Die dritte Liga zu finanzieren ist schwieriger als die zweite Liga", sagte Präsident Cassalette im kicker. Und er attestiert, dass die Löwen dann auf Hilfe angewiesen wären: "Das ist ein Kraftakt. Das können wir nur mit der Hilfe von unserem Aufsichtsratsvorsitzenden Hasan Ismaik."
Ismaik müsste Millionen überweisen - oder die Lizenz wackelt
Wenn man bedenkt, wie angespannt das Verhältnis zwischen Verein und Aufsichtsratsvorsitzendem derzeit ist und wie oft zugesagte Gelder dann auf sich warten lassen, dürfte dieses Szenario nicht viel Anlass zum Optimismus geben. Cassalette glaubt jedoch, dass Ismaik gerade in einer solchen Krise fest zu seinem Verein stehen werde: "Er kennt die Szenarien und ich gehe davon aus, dass er mit in die dritte Liga geht. Selbst in die vierte Liga würde er mitgehen, hat er zuletzt zu mir gesagt."
Im Prinzip wäre ein weiteres finanzielles Engagement Ismaiks ohnehin überlebenswichtig: Wenn der Bau-Magnat im Falle eines Abstiegs nicht das Scheckheft zücken sollte, dürfte es für den TSV schwierig oder gar unmöglich werden, die strengen Auflagen der DFL zu erfüllen. Und ohne entsprechende Lizenz ginge es dann direkt runter in den Amateurfußball.
Raus aus der Arena - Gespräche werden schon geführt
Aber auch wenn Ismaik weitere Millionen zuschießt: Um Geld zu sparen, müssten die Löwen unweigerlich aus der Allianz-Arena ausziehen. Die Rückkehr ins altehrwürdige Grünwalder Stadion wäre dann gesetzt.
Dass so einem Umzug langfristige Verträge mit der Allianz Arena im Weg stehen, ist hinlänglich bekannt und dementsprechend hat die Löwen-Führung laut kicker auch schon mal prophylaktisch die Fühler ausgestreckt: Sowohl mit der Arena GmbH als auch mit dem Catering-Unternehmen Arena One stehe man bereits in Verhandlungen.
Nur drei Spieler haben einen Vertrag für die dritte Liga!
Doch wer würde dann überhaupt im Grünwalder auflaufen? Sportchef Kreuzer, dessen Vertrag auch für die dritte Liga gilt, hätte alle Hände voll zu tun, einen kompletten Kader zusammenzubekommen. Denn von der aktuellen Mannschaft haben nach kicker-Information lediglich drei Spieler einen Vertrag, der auch einen Einsatz in der dritten Liga vorsieht. Alle anderen Kontrakte würden im Falle eines Abstiegs automatisch auslaufen.
All diese Punkte dürften den Verantwortlichen derzeit ordentlich Kopfzerbrechen bereiten. Aber auch abseits des Zweitliga-Teams ist man derzeit sicherlich recht nervös: Denn sollte der TSV 1860 München von der zweiten in die dritte Liga absteigen, würde die zweite Mannschaft - quasi als Kollateralschaden - automatisch von der Regional- in die Bayernliga zwangsversetzt.
Auch wenn der Gedanke an eine Rückkehr ins Grünwalder Stadion bei manch einem Sechzger romantische Gefühle auslösen dürfte, ist das finanzielle Risiko eines Abstiegs also so groß, dass ein Verbleib in der zweiten Liga fast schon alternativlos ist.