"Schönspielerei interessiert mich nicht": Auf 1860 wartet die nächste fiese Herausforderung

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Patrick Glöckner holte am Tivoli die Taktiktafel raus. Gleich mehrmals versammelte er seine Mannen vor der Trainerbank und erklärte ihnen, was sie zu tun hätten. Die Extraeinheit Taktik lohnte sich. Mit einem 2:0-Last-Minute-Sieg flog man aus Aachen zurück. Reifeprüfung bestanden. Wenn auch ohne Glanz. Für Glöckner ein Problem? Nein.
Glöckner: "Die Schönspielerei interessiert mich nicht"
"Die Schönspielerei interessiert mich nicht", wurde er am Dienstagvormittag vor dem Pressestüberl am Trainingsgelände deutlich. Ihm geht es um Punkte. Davon hat der TSV 1860 sieben an der Zahl. Damit ist Glöckner zufrieden. "Natürlich ist es immer schön, wenn wir einen attraktiven Fußball zelebrieren", so der Bonner: "Aber es ist kein Wunschkonzert." Man sei immerhin im Männerfußball.
Wobei das auf den nächsten Gegner nur bedingt zutrifft. Zumindest vom Alter her könnte der Großteil des VfB Stuttgart II noch in der U19-Bundesliga auflaufen. Das heißt allerdings nicht, dass man die Schwaben-Bubis auf die leichte Schulter nehmen kann. Ganz im Gegenteil: Für die Glöckner-Löwen steht am Samstag (14 Uhr) im Grünwalder Stadion die nächste Reifeprüfung an.
TSV 1860 tat sich schon bei Glöckner-Debüt gegen VfB Stuttgart II schwer
Das weiß auch Sechzigs Übungsleiter. Als ihn die AZ auf die Zweitvertretung des Pokalsiegers anspricht, kommt er regelrecht ins Schwärmen. "Es ist eine super Mannschaft, die top ausgebildet ist", meinte er und betonte: "Zweite Mannschaften sind immer sehr unangenehm zu bespielen." Gerade die quirligen, technisch versierten Schwaben "können an jedem Spieltag jeden schlagen". Auch den selbstbewussten Löwen.

Schon bei seinem Trainerdebüt auf Giesings Höhen im Januar tat sich der TSV 1860 gegen Stuttgart schwer. Gerade noch so erkämpfte man sich ein 1:1. Woran das liegt? "Für uns als Trainerteam ist es schwer, den Gegner einzuschätzen, weil permanent andere Spieler runterkommen", antwortete Glöckner: "Der Gegner kann sich gut auf uns einstellen, wir aber nie auf die."
Wollitz kritisiert Zweitvertretungen: "Die Vereine kaufen Spieler mit Millionen-Ablösesummen"
Heißt: Auf die Giesinger wartet eine Überraschungsbox. Wie das im schlimmsten Falle enden kann, bekam Energie Cottbus am vergangenen Wochenende zu spüren. 1:4 verloren die Lausitzer gegen die TSG Hoffenheim II um Influencer Nader Jindaoui. Das brachte Coach Claus-Dieter Wollitz mächtig auf die Palme: "Die Vereine kaufen Spieler mit Millionen-Ablösesummen und lassen sie dann in der zweiten Mannschaft spielen."
Damit nicht genug. "Der VfB Stuttgart hat vergangene Saison 44 Spieler eingesetzt", legte er nach: "Wer soll denn in der Dritten Liga 44 Spieler unter Vertrag nehmen?" Sicher, der TSV 1860 hat aktuell einen breiten Kader, aber für 44 Spieler hätte Sport-Boss Christian Werner nicht die Kohle. Geschweige denn müsste wohl die Kabine umgebaut werden, damit alle Platz hätten.

Glöckner will Stuttgart mit "Zweikampfführung bekämpfen"
"Ich kann den Ansatz schon verstehen", stimmte Glöckner seinem Trainerkollegen aber zu. Klar ist andererseits auch: Um die Spiele gegen Zweitvertretungen kommt weder Energie Cottbus noch der TSV 1860 rum. Außerdem hat Glöckner schon einen Plan, wie man die Stuttgarter ausbremsen kann: "Zweite Mannschaften bekämpfst du eigentlich in der Zweikampfführung und mit Abgezocktheit."
Denn gerade die fehlt den Youngsters oft noch. Routiniers hat der VfB nur wenige, dafür aber mit Michael Glück (22), Abdenego Nankishi (23) und Mansour Ouro-Tagba (20) drei Ex-Löwen in seinen Reihen.
Und auch Glöckners Mannschaft wird nicht so berechenbar wie an den ersten drei Spieltagen sein. Der Trainer will seine Startelf das erste Mal in dieser Saison umstellen. Ob es dann mit dem dritten Dreier klappt? Klar ist: Laut Glöckner soll die Partie "der nächste Meilenstein" sein, den seine Mannschaft erreicht.